Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
sie mit der Hand über Ascalons seidiges Fell und seine weichen Nüstern und sagte: »So etwas verlange ich von dir nie, nie wieder. Versprochen.«
Die Worte lenkten ihre Gedanken auf das, was auf dem Birkenhof geschehen war, und brachten die Sorge um Nero zurück. Plötzlich hatte sie es eilig, nach Hause zu kommen, um nachzusehen, wie es um den betagten Kaltblüter stand. »Können wir jetzt nach Hause reiten?«, wandte sie sich voller Hoffnung an die Schicksalsgöttin.
»Nein!« Das Wort traf Muriel wie ein Schlag ins Gesicht. Fassungslos starrte sie die Göttin an. Ihre Lippen bebten. »Warum nicht?«
»Weil auf Ascalon und dich zuvor noch eine Aufgabe wartet.« Die Göttin trat näher, strich Ascalon mit der Hand über den langen Nasenrücken und fuhr dann an Muriel gewandt fort: »Hast du den Schlüssel etwa schon vergessen?«
»Nein.« Muriel schüttelte den Kopf. »Aber ich dachte, ich könnte vorher noch kurz ...«
»Daraus wird leider nichts.« Der Tonfall der Göttin ließ keinen Zweifel daran, dass sie darüber nicht mit sich diskutieren lassen würde.
Muriel versuchte es trotzdem. »Bitte«, flehte sie. »Es dauert nicht lange. Ich will nur kurz nachsehen, wie es Nero geht.«
»Und Ascalon damit wieder seiner Kräfte berauben?« Die Göttin hob mahnend eine Augenbraue. »Das kommt nicht infrage. Es mag zwar so aussehen, als ob er wieder gesund ist, aber das täuscht. Die Lebensenergie, die er von dir erhalten hat, gereichte wohl dazu, ihn äußerlich genesen zu lassen. Für mehrere Zeit- oder Weltensprünge fehlt ihm aber noch immer die Kraft. Wenn er dich sicher in das fünfte Jahrhundert tragen soll, darf er keine weiteren Zeitsprünge machen. Es ist zu gefährlich.«
»Aber ...«
»Kein Aber«, fiel die Göttin Muriel ins Wort. »Es ist ein weiter Weg zurück. Ascalon wird dafür alle seine Kräfte brauchen.«
Muriel setzte zu einer empörten Antwort an, biss sich dann aber auf die Lippe und schluckte die Worte herunter, die ihr auf der Zunge lagen. Was immer sie sagen würde, würde alles nur noch schlimmer machen. Der Schlüssel von Avalon war der Göttin hundertmal wichtiger als das Schicksal eines altersschwachen Pferdes.
Muriel seufzte im Stillen. Natürlich wollte sie der Göttin helfen, den Schlüssel auszutauschen, damit das Geheimnis von Avalon gewahrt bliebe, aber das würde ihr sehr viel leichter fallen, wenn sie wusste, dass es Nero gut ging.
»Du wirst zu Hause nichts verpassen.« Die Göttin schien ihre Gedanken gelesen zu haben. »Ascalon wird dich nach der Mission wie immer zu genau dem Zeitpunkt zurückbringen, an dem du den Birkenhof verlassen hast.«
»Jaaa, wenn er dann kräftig genug dazu ist.« Noch während sie das sagte, spürte Muriel, dass die Worte sich albern anhörten. Aber sie war enttäuscht und ärgerlich und wollte das der Göttin auch zeigen.
»Wann wird die Jugend nur endlich erkennen, dass Geduld eine Tugend von unschätzbarem Wert ist?« Die Göttin schüttelte seufzend den Kopf. »Immer wollt ihr alles gleich und sofort. Und wenn es dann nicht möglich ist, werdet ihr wütend.« Sie blickte Muriel an und fuhr etwas sanfter fort: »Ich verstehe ja, dass die Ungewissheit für dich nur schwer zu ertragen ist, aber ich kann dir nicht helfen.«
Muriel riss sich zusammen und schluckte eine scharfe Antwort herunter. Da fiel ihr etwas ein. »Der Ring!«, rief sie aus. »Ich habe den Ring der Hüter gar nicht bei mir! Ohne ihn kann ich nicht ins fünfte Jahrhundert reiten. Wenn Ascalon und ich getrennt würden, könnte er mich nie wiederfinden!«
Die Worte blieben nicht ohne Wirkung. Offenbar hatte die Göttin den fehlenden Ring nicht bedacht, denn für einen Augenblick wirkte sie nachdenklich. Dann aber kehrte der entschlossene Ausdruck in ihr Gesicht zurück. »Das ist sehr ärgerlich, lässt sich jetzt aber nicht mehr ändern. Es wird schon alles gut gehen.« Sie machte eine auffordernde Geste und wandte sich wieder der Hütte zu. »Und jetzt folge mir. Ich will dir alles über deine neue Aufgabe erzählen.«
Der Schlüssel von Avalon
Muriel folgte der Göttin in die Hütte. Wie schon bei ihren anderen Besuchen nahm sie in einem der wuchtigen Korbstühle Platz, die vor einem prasselnden Kaminfeuer standen. Die Göttin gesellte sich zu ihr und setzte sich auf den anderen Stuhl. »Nun? Bist du bereit den magischen Schlüssel für mich auszutauschen?«, fragte sie ohne lange Vorrede.
»Wie es aussieht, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig«,
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