Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
erwiderte Muriel resignierend. »Ich frage mich nur, wie mir das gelingen soll?«
»Du musst den Schlüssel gegen einen anderen austauschen, der dem Original zum Verwechseln ähnlich sieht, aber keine Zauberkräfte besitzt.«
»Aber wo soll ich den so schnell finden?«, fragte Muriel. »Und wie? Sie haben doch vorhin selbst gesagt, dass es den Schlüssel nur einmal gibt.«
»Ich sagte, dass es ihn nur einmal gab.« Die Göttin lächelte verschmitzt, drehte sich um und nahm ein Kästchen von dem Tisch, der neben ihr stand. »Diesmal bin ich vorbereitet«, sagte sie, öffnete den Deckel und hielt das Kästchen so, dass Muriel hineinblicken konnte.
»Cool.« Muriel reckte sich, um besser sehen zu können. Im Innern der Kiste lag auf rotem Samt gebettet ein großer, kunstvoll gearbeiteter kupferner Schlüssel, so lang wie Muriels Hand. Er war alt, daran bestand kein Zweifel, und hing an einer goldenen Kette. An einigen Stellen hatte er bereits grüne Patina angesetzt. Der Bart war groß mit vielen Zacken am Ende, der Schaft ungewöhnlich dick. Am schönsten aber war der Griff. Er bestand aus einer flachen runden Scheibe mit einem Loch in der Mitte. Die Scheibe zierten unzählige verschnörkelte Schriftzeichen, die Muriel nie zuvor gesehen hatte. Sie waren kreisförmig um das Loch in der Mitte angeordnet und wechselten mit kleinen Bildmotiven, die oft Tiere zeigten. »Der ist wirklich schön.«
»Schön, aber nutzlos.« Die Göttin nahm den Schlüssel aus der Truhe und reichte ihn Muriel. Erst jetzt war zu sehen, dass er an einem geflochtenen Lederband hing. »Hier«, sagte sie. »Er ist für dich. Trage ihn nach Camelot, finde den Dieb und tausche die beiden Schlüssel gegeneinander aus.«
»Das klingt, als wäre es diesmal kinderleicht.« Muriel nahm den Schlüssel entgegen, betrachtete ihn eingehend von allen Seiten und legte sich die Kette um den Hals. »Einen Dieb zu finden, den damals niemand finden konnte, dürfte eigentlich kein Problem sein«, bemerkte sie voller Ironie.
»Sie konnten ihn damals nicht finden, weil zunächst niemand den Diebstahl bemerkt hatte.« Der Göttin war der Spott in Muriels Stimme nicht entgangen. »Nicht einmal ich. Heute weiß ich, wer damals den Schlüssel gestohlen hat. Sie hieß Lillian und war eine Zofe am Hof. Sie verschwand aus der Burg, nachdem das Heer in die Schlacht gezogen war. Sie musst du finden und dich an ihre Fersen heften, dann wirst du den Schlüssel austauschen können. – Am schnellsten wird dir das gelingen, indem du eine Anstellung in der Burg findest.«
»Aber dann wissen Sie doch sicher auch, wann er gestohlen wurde?«, hakte Muriel nach. »Ich meine, es wäre doch viel einfacher, den Schlüssel zu tauschen, bevor er gestohlen wurde – oder nicht?«
»Genau das weiß ich leider nicht.« Die Göttin seufzte. »König Artus hatte den Schlüssel von dem Zauberer Merlin erhalten und ihn lange an einem geheimen Ort in seinen Gemächern verwahrt. Als er in seiner letzten Schlacht tödlich verwundet wurde und die Fee Morgana ihn über den Sommersee heim nach Avalon holte, hätte der Schlüssel die letzte Reise mit antreten sollen. Aber er war nicht mehr an seinem Platz. Als die Priesterinnen in Avalon bemerkten, dass der Schlüssel fehlte, war es bereits zu spät ...«
»Also gibt es gar keinen Anhaltspunkt?«, hakte Muriel nach.
»Keinen genauen, aber immerhin einen ungefähren«, sagte die Göttin. »Entweder vor, während oder unmittelbar nach der Schlacht, die Mordred gegen Artus führte. Das lässt sich heute leider nicht mehr genau sagen. Ascalon wird dich deshalb ein paar Tage vor der Schlacht nach Camelot bringen. Die Zeit sollte genügen, dass du in der Burg eine Anstellung findest und dich dort ein wenig umsiehst, damit du eingreifen kannst, wenn der Diebstahl stattfindet.«
... nach Camelot bringen ...
Bei dem Gedanken, die sagenumwobene Ritterburg besuchen zu dürfen, überkam Muriel plötzlich eine solche Abenteuerlust, dass sie sogar ihr schlechtes Gewissen und die Sorge um Nero darüber vergaß.
»... behalte die Diebin im Auge, folge ihm überallhin und warte auf den rechten Augenblick«, hörte sie die Göttin sagen. »Sobald du den Schlüssel an dich genommen hast, wird Ascalon dich hierher zurückbringen.«
»Aber so eine Burg ist riesig.« Muriel plagten immer noch Zweifel. »Was ist, wenn ich den rechten Augenblick verpasse?«
»Keine Sorge, das wirst du nicht.« Die Göttin schenkte Muriel ein wissendes Lächeln.
»Scheint so,
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