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Asche der Welten

Asche der Welten

Titel: Asche der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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den Thronsaal des Flüsterpalastes bestellte, erwachte Furcht in Sarein. Eine solche Aufforderung kam zum ersten Mal von ihm, und sie wusste, dass sie nicht auf ihn selbst zurückging. Es war spät abends. Seit dem fehlgeschlagenen Mordanschlag hatte sie ständig das Gefühl, dass ihr Leben an einem seidenen Faden hing.
    König Rory wirkte noch jünger als sonst, als er auf seinem üppig verzierten Thron saß. Die Krone auf seinem Kopf schien zu groß zu sein, und der Umhang ließ ihn nicht würdevoll erscheinen, sondern dekadent. In der Uniform bei der Hinrichtung hatte er ganz anders gewirkt.
    Sarein dachte erneut an die achtzehn Männer und Frauen. Sie waren unschuldig gewesen, wie sie wusste.
    Sie hatte nie Zeit allein mit Rory verbracht und kannte ihn nur von seinen gut einstudierten Reden. Er war nichts anderes als ein williges Sprachrohr des Vorsitzenden, so wie Basil es vom Erzvater erwartet hatte. Und die Bürger der Erde wussten inzwischen, was mit einem solchen Sprachrohr geschah, wenn es entschied, für sich selbst zu sprechen. Sarein sah zur Decke des Thronsaals und befürchtete fast, dass es dort Blitzprojektoren gab.
    Auf beiden Seiten des Throns standen königliche Wächter, aber Sarein erkannte keinen von ihnen als Vertrauten von Captain McCammon. Colonel Andez und zwölf Angehörige ihres Sonderkommandos zählten ebenfalls zu den Anwesenden. Sie standen in einer Reihe, mit dem Rücken zur Wand.
    Sareins Besorgnis wuchs, als sie feststellte, dass keine Vertreter der Medien zugegen waren und auch Imager der Nachrichtennetze fehlten. Zu viele Wächter, zu viele Waffen und zu wenige Zeugen. Ihre Kehle war plötzlich trocken.
    Der stellvertretende Vorsitzende Cain und Captain McCammon trafen nach ihr ein und wirkten ebenfalls überrascht.
    Rory stand auf und bedeutete Sarein, Cain und McCammon, auf den scharlachroten Teppich zu treten, der bis zum Thron reichte. Aus den Augenwinkeln beobachtete Sarein ihre beiden Begleiter. Cain war ruhig, sein Gesicht ausdruckslos, aber etwas an ihm wies darauf hin, dass er sich um Fassung bemühte. McCammon war dem Thron einen halben Schritt näher als Sarein, als wollte er sie abschirmen und beschützen.
    König Rorys braune Augen schienen durch sie hindurchzusehen, und seine Worte klangen, als übte er sie noch immer vor dem Spiegel ein. »Wir wissen seit Langem, dass sich ein Verräter unter uns befindet. Der Vorsitzende Wenzeslas hat mir gewisse Dinge gezeigt, die auf den Schuldigen hinweisen. Damit meine ich nicht nur den jüngsten Mordanschlag, sondern auch die Flucht des Renegaten Peter und seiner Frau von der Erde. Darüber hinaus wissen wir, dass das Schwert der Freiheit für die Planung des Attentats die Hilfe von jemandem brauchte, der dem Vorsitzenden nahesteht.«
    Die Worte klangen wie Donnerschläge für Sarein, und sie fühlte das Zittern ihrer Knie. Wie konnte der König Bescheid wissen? Hatten sie doch irgendwelche Spuren hinterlassen?
    Bevor jemand anders sprechen konnte, trat Sarein vor und versuchte, ihre Stimme ruhig und fest klingen zu lassen, als sie sagte: »Das sind gute Nachrichten, König Rory. Welche Hinweise haben Sie bekommen? Und wie können wir helfen?«
    McCammon nickte und nahm sich ein Beispiel an Sarein. »Ich schicke meine Männer sofort mit dem Auftrag los, den Verantwortlichen zu verhaften. Es ist meine Pflicht, Sie zu schützen, Euer Hoheit.«
    Der stellvertretende Vorsitzende Cain gab sich unbeeindruckt. »Sie haben doch verkündet, dass alle an dem Mordanschlag beteiligten Personen identifiziert und hingerichtet wurden.« Es hörte sich fast an, als müsse er einem Kind eine Rechenaufgabe erklären. »Und nach all dieser Zeit halte ich es für wenig sinnvoll, nach den Hintergründen für das Exil von König Peter und Königin Estarra zu fragen. Wenn man bedenkt, was mit General Lanyan auf Pym geschehen ist ... Sollte sich die Hanse nicht vor allem mit der Möglichkeit eines Gegenschlags der Klikiss befassen? Das erscheint mir weitaus wichtiger.«
    Basil kam aus einem Nebenzimmer und blieb nicht weit von König Rorys Thron entfernt stehen. Allein seine Präsenz erhöhte nach Sareins Empfinden die Gefahr. »Schluss mit dem Theater, und das gilt für euch alle. Ich verfüge über neue Informationen und weiß, dass einer von euch zu den Verschwörern gehört.« Bevor McCammon und Sarein protestieren konnten, hob Cain das Kinn. »Theater, Vorsitzender? Wer spielt hier Theater? Wie viele andere haben Sie hierher gebracht und der

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