Asche der Welten
Wenzeslas mit Hinweis auf den Krieg exorbitant hohe Einfuhrzölle festgelegt hatte, konnte Rlinda auf der Erde keine offiziellen Vereinbarungen treffen. Sie musste ihre Kunden durch inoffizielle Kanäle finden. Zum Glück hatte sie noch immer ihre Schwarzmarktkontakte; es sollte ihr also nicht allzu schwerfallen, ihre Waren in die Hände von Kunden zu bringen, die sie brauchten und zu schätzen wussten.
Als die Neugier auf dem Weg zur Erde den Mond passierte, beobachtete Rlinda überrascht, wie über der TVF-Mondbasis ein ildiranisches Kriegsschiff in Position geschleppt wurde. »Was zum Teufel macht die TVF mit einem intakten ildiranischen Kriegsschiff?« Vielleicht war es besser, wenn sie keine Antwort auf diese Frage bekam.
Sie steuerte die Neugier in eine Umlaufbahn um die Erde und versuchte, dabei so wenig wie möglich aufzufallen. Ihr Schiff flog im Tarnmodus. Rlinda deaktivierte die Kommunikationssysteme, verkleinerte ihre energetische Signatur und mischte sich unter die lokalen Schiffe. In einer niedrigen Umlaufbahn sendete sie ein komprimiertes Signal, das ihren Kontaktleuten mitteilte, was sie geladen hatte und welchen Preis sie für ihre Waren verlangte.
»Wie ein illegaler Schmuggler herumzuschleichen ... « , brummte sie. »Ach, das ist das glamouröse Leben der Handelsministerin der Konföderation.«
Am Nachmittag nach der Landung saß Rlinda auf einem unbequemen Stuhl aus geschmiedetem Metall im Sonnenschein. Sie trank eine Tasse Kaffee und genoss Duft und Geschmack, während sie sich gleichzeitig darüber ärgerte, so viel dafür bezahlt zu haben. In der Kombüse der Neugier standen ihr alle Möglichkeiten zur Verfügung, einen noch besseren Kaffee zu kochen.
Draußen auf dem Platz hatten einige weiß geschminkte Pantomimen - ausgerechnet! - mit einer Vorstellung begonnen. Sie trugen kunterbunte Kostüme und bewegten sich mit übertriebenen Gesten. Ihre stummen Darstellungen brachten einige Leute zum Lachen, die stehen geblieben waren und zusahen. Die Pantomimen spielten verschiedene Rollen, und plötzlich begriff Rlinda, dass sie König Peter, den Erzvater des Unisono und den Vorsitzenden der Hanse darstellten. Sie bezweifelte, ob viele andere erkannten, was es mit dem Spiel der Pantomimen auf sich hatte, aber für sie gab es keinen Zweifel: Das würdevolle Gebaren stellte den König dar, unbeholfene Clownerei den Erzvater und das Böse den Vorsitzenden. Rlinda war beeindruckt und fragte sich, wie viele andere subtile Zeichen des Protestes es auf der Erde gab.
Plötzlich hörte sie die überraschte, aber gedämpfte Stimme einer Frau. »Was machen Sie hier?«
Rlinda drehte sich um. Ihre Kontaktperson war gekommen. »Hallo, Sarein. Ich war mir nicht sicher, ob Sie meiner Einladung folgen würden.«
Die theronische Botschafterin trug schlichte irdische Kleidung ohne irgendwelche Zeichen, die auf ihren politischen Status hinwiesen. »Dürfen Sie hier sein? Haben Sie eine Genehmigung?«
»Natürlich nicht, aber davon konnte ich mich wohl kaum an einem Besuch hindern lassen. Setzen Sie sich.« Rlinda senkte die Stimme und fügte in einem gespielt entrüsteten Ton hinzu: »Ich hoffe, die Hanse hat Ihnen ein großzügiges Budget eingeräumt. Der Kaffee kostet hier ein Vermögen.«
Sarein blieb stehen, blickte sich um und argwöhnte eine Falle. »Es gibt vermutlich einen Haftbefehl für Sie. Basil hat ihn sicher nicht rückgängig gemacht.«
»Entspannen Sie sich, Sarein.« Rlinda trommelte mit den Fingern auf den Rand des Tisches. »Ich bin's, und außer mir ist niemand hier. Wir kennen uns seit langer Zeit. Setzen Sie sich. Die Leute werden aufmerksam, wenn Sie weiterhin so dastehen.«
Diese Worte genügten. Mit einer fließenden Bewegung nahm Sarein auf der anderen Seite des Tisches Platz. Nachdem sie einen Eistee bestellt hatte, beugte sie sich vor und flüsterte: »Wie haben Sie mir die Nachricht geschickt? Sie konnte nicht zurückverfolgt werden.«
»Sie klang auch nicht bedrohlich, und deshalb hoffte ich, Sie würden interessiert genug sein, hierherzukommen.«
»Basil überwacht mich ständig, obwohl ich zu den wenigen Personen zähle, denen er noch vertraut.«
»Warum verlassen Sie ihn nicht?« Rlinda stützte ihre fleischigen Ellenbogen auf den Tisch. »Wenn Sie sich vor einem Mann fürchten, ist er es nicht wert, dass Sie bei ihm bleiben.«
»Ich bleibe nicht bei ihm, aber ich kann nicht weg. Nicht jetzt. Es wäre nicht richtig.«
»Ah, eine von diesen Beziehungen.«
Sarein presste
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