Asche der Welten
die blassen Lippen aufeinander. »Von einer Beziehung kann kaum mehr die Rede sein, jedenfalls nicht von einer romantischen. Ich mache Ihnen nichts vor - die Dinge stehen sehr schlecht, Rlinda. Sie sollten nicht hier sein. Es ist gefährlich. Als Sie und Captain Roberts das letzte Mal entkamen, haben Sie das ganze Sicherheitsnetz kompromittiert.«
»Sicherheitsnetz?« Rlinda lachte leise. »Ein passender Ausdruck. Es ist so voller Löcher, dass ich jederzeit hindurchschlüpfen kann, und zwar in beiden Richtungen.«
»Ich kann's nicht«, sagte Sarein. »Basil hat sich fast ganz isoliert. Ich gehöre zu seinen letzten Beratern, wozu auch immer das gut sein mag. Wenn ich ihn verlasse ... «
»Dann sitzt er erst richtig in der Scheiße, ich verstehe.« Rlinda musterte Sarein ernst. »Jedes Mal, wenn ich Sie besuche, scheint Ihre Situation noch scheußlicher zu sein. Sind Sie sicher, dass es nicht an der Zeit ist, die Erde zu verlassen? Ich könnte Sie nach Theroc zurückbringen.«
Sarein schloss die Hände um das Glas mit dem Eistee und schaute nach rechts und links. Rlinda fragte sich, ob sie diese Begegnung vielleicht für einen vom Vorsitzenden Wenzeslas arrangierten Test ihrer Loyalität hielt. »Ich ... kann nicht.«
»Glauben Sie? Sind Sie nicht die theronische Botschafterin? Bedeutet das nicht, dass Theroc Ihre Heimat ist? Welche Rolle spielen Sie eigentlich auf der Erde, nachdem die Hanse alle Beziehungen zu König Peter und Königin Estarra abgebrochen hat?«
»Ich bin vielleicht der letzte stabilisierende Einfluss, den Basil noch hat.« Sarein sprach schnell, als wollte sie sich selbst überzeugen. »Das ist meine wichtigste Rolle. Ich kann noch immer mit ihm reden. Manchmal.«
»Dann bringen Sie ihn zur Vernunft«, sagte Rlinda laut und mit Nachdruck. Sarein sah sich sofort um und fürchtete offenbar, dass jemand die Worte gehört hatte.
»Deshalb muss ich bleiben«, beharrte sie. »Wenn die Möglichkeit besteht, dass ich Einfluss auf seine Politik nehmen und dafür sorgen kann, dass er nicht so heftig reagiert ... Auf diese Weise könnte ich viele Leben retten.«
Rlinda seufzte voller Anteilnahme. »Na schön. Da Sie in einer so schwierigen, Mitleid erweckenden Situation sind, bezahle ich Ihren Tee.« Sie schniefte. »Wie dem auch sei.. . Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie beim Vorsitzenden große Fortschritte erzielen.«
Sarein trank einen Schluck. »Vielleicht nicht, aber ich muss es weiter versuchen. Noch gebe ich nicht auf.«
Rlinda zuckte mit den Schultern. »Wie Sie meinen. Falls Sie es sich anders überlegen: Ich bin noch einige Zeit hier, und mein Angebot gilt.«
Sarein stand so schnell auf, dass der Tisch wackelte. Sie ließ den Rest ihres Eistees stehen und eilte fort.
18 CELLI
Während die Löschschiffe immer wieder Wasser auf die brennenden Bäume regnen ließen und die Faeros schwächten, gaben die grünen Priester, angeführt von Celli und Solimar, dem Weltwald Kraft und Hoffnung. Doch die jungen Faeros wollten die Weltbäume nicht aufgeben. In einem Teil des Waldes, zu dem auch der Baum mit der Pilzriff-Stadt gehörte, dauerte ihr trotziges Feuer an. Das Fauchen der Flammen und das Zischen des Dampfes hallten durch den sonst stillen Wald.
Admiral Willis leitete den Löscheinsatz noch immer von Bord ihres gelandeten Shuttles aus. Celli und Solimar standen wieder draußen zwischen den Bäumen, berührten goldene Borke und grüne Blattwedel und ließen ihre ganze Kraft in den Kampf fließen.
Cellis Gedanken riefen Benetos Baumschiff weit oben, doch sie empfing nur den Schmerz ihres Bruders, verursacht von dem in ihm lodernden Feuer.
Grüne Priester schrien und taumelten, als ein lebender Feuerball vom Wipfel eines Fackelbaums zu einem alten Weltbaum auf der anderen Seite der Barrikade sprang. Der uralte Riese des Weltwalds erbebte, als seine Blattwedel Feuer fingen.
Celli und Solimar liefen zu dem alten Baum, schlangen die Arme um seinen Stamm und ließen Kraft und Entschlossenheit in den Telkontakt strömen. Doch es genügte nicht. Das Feuer der Faeros schickte sich an, andere geschwächte Bäume zu erfassen - Celli fühlte es.
Tränen liefen über ihre aschebedeckten Wangen, als sie sich mit allen gefährdeten Verdani in der Nähe verband. Die Gruppe bedrohter Weltbäume begriff, dass sie handeln musste, bevor das Feuer weitersprang. Es galt, eine eigene Verteidigungslinie zu bilden.
Die betreffenden Bäume gaben freiwillig ihren Halt im theronischen Boden auf, in dem sie
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