Asche zu Asche
und drehte das Wasser ab. Ohne eine falsche Scham vorzutäuschen, ließ er das Handtuch fallen und griff nach der Jeans, die über dem Handtuchhalter hing.
Ich wandte mich ab. „Hey, eine kleine Warnung wäre nicht schlecht gewesen.“
„Es ist nichts an mir, was du nicht schon kennst“, erinnerte er mich kokett. „Nun, mal abgesehen von diesem Bauch, den ich langsam bekomme.“
Ich hörte das Geräusch einer klatschenden Hand auf feuchter Haut und verdrehte die Augen. „Ich habe immer gedacht, du könntest ein wenig Fleisch auf den Rippen vertragen. Deine Hüften waren immer so kantig, wenn wir …“
Ich sprach den Satz nicht zu Ende. Wir wussten, was ich meinte, und fühlten uns beide bei dem Gedanken nicht sehr wohl. Ich ging weiter in die Wohnung. Ein Klappsofa nahm den meisten Platz ein. Das Bett war nicht gemacht und seit dem Stelldichein von ihm mit Dahlia unverändert. Auf der gegenüberliegenden Wand standen Küchenschränke, ein Herd,ein Spülbecken und ein hellgrüner Kühlschrank, der wahrscheinlich aus der Zeit vor meiner Geburt stammte. In einem kleinen Regal befanden sich einige Bücher, darunter auch eine Bibel. Ich sah über die Schulter, um sicherzugehen, dass er noch im Bad war, bevor ich sie herausnahm.
Wie immer hatte ich Glück, und Cyrus kam genau in der Sekunde ins Zimmer, als ich die Bibel berührte.
„Du schnüffelst in meinen privaten Sachen herum. Genau so habe ich dich in Erinnerung.“ Er nahm mir die Bibel aus der Hand und stellte sie zurück ins Regal.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du dich jetzt für Religion interessierst“, sagte ich und wollte mich gerade aufs Bett setzen, doch ich überlegte es mir aufgrund der Tatsache, wer gerade eben noch darin gelegen hatte, anders.
Cyrus warf mir einen warnenden Blick zu, als wollte er sagen: Oh, nun hör aber auf. Er klappte das Sofa zusammen und legte die Kissen beiseite, während ich daneben stand und wartete. „Da hast du mich wohl wieder mal falsch eingeschätzt.“
„Ich glaube einfach, dass du immer für eine Überraschung gut bist.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich wollte damit nichts gesagt haben.“
Er seufzte schwer, während er zwei kleine Kissen auf das Sofa warf. „ Sie wollte, dass ich sie lese.“
Ach, natürlich. Cyrus’ verlorene Liebe, die andere menschliche Geisel der Fangs. „Oh.“
Wenn ich das Thema wechselte, würde die seltsame Stimmung verfliegen. Außerdem konnte ich mit Cyrus besser umgehen, wenn ich stur war und nicht vorgab, eine Freundin von ihm zu sein. „Warum war Dahlia hier?“
„Sex.“ Er ließ sich auf das Sofa fallen und lehnte sich gegen die Kissen. „Daher hoffe ich, dass du nicht aus demselben Grund zu mir gekommen bist. Mein sterblicher Körperist erschöpft. Und wund.“
„Das muss ich mir nicht anhören.“ Ich hob die Hand. „Ich weiß, dass sie schon früher auf dich scharf war, aber da wollte sie ein Vampir werden. Was will sie jetzt von dir? Du bist doch nur ein kleiner Aushilfsarbeiter in einem Supermarkt?“
„Genau, mach dich nur lustig über mich, Carrie. Du bist immer so witzig .“
Ich wusste, dass er das ironisch meinte.
Um meine Hilflosigkeit zu signalisieren, hob ich die Hände – ebenfalls ironisch. „He, du warst derjenige, der Informationen beschaffen sollte. Und es tut mir leid, aber die kannst du unmöglich mit Sex kaufen. Dahlia ist jetzt ein Vampir. Sie könnte jeden haben.“
„Ich habe Informationen bekommen. Auch wenn sie mir nur wenig preisgegeben hat“, schmollte er. „Immerhin war ich früher einer der Mächtigsten meiner Art. Allerdings bin ich jetzt …“ Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern stöhnte nur angewidert auf.
Ich setzte mich zu ihm auf die Couch. „Also, was hast du herausgefunden?“
„Offensichtlich arbeitet Jacob immer noch daran, sein verrücktes Ziel, ein Gott zu werden, zu erreichen. Und er arbeitet mit jemandem zusammen.“ Cyrus hob eine Augenbraue. „Ist das etwas Neues für dich?“
Ich schüttelte den Kopf. „Er arbeitet mit dem Orakel zusammen. Das wissen wir bereits. Es spricht durch Bella.“
Wie viel sollte ich Cyrus preisgeben? Viele seiner früheren Charakterzüge waren immer noch vorhanden. War es möglich, dass er auf beiden Seiten spielte?
Als habe er meine Gedanken lesen können, lehnte er sich vor und legte seine Hand auf mein Knie. Ich erschrak und erwartete, dass er breit grinsen würde, aber er blieb todernst.„Carrie, glaubst du etwa, dass ich möchte, dass mein Vater
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