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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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wollen, um mich zu ohrfeigen?
    Die Uhr im Salon schlug, und ich erinnerte mich daran, dass ich nicht hergekommen war, um meine alten Zimmer zu besichtigen. Es waren auch nicht mehr meine Zimmer, und es war nicht mehr Cyrus’ Haus. Aber ich hatte etwas zu erledigen.
    Ich schritt zur Wand, öffnete den Riegel – wie sie auf die Idee gekommen war, dass so eine winzige Konstruktion Cyrus fernhalten sollte, war mir schleierhaft – und schlüpfte durch die Geheimtür.
    Der Vorraum war der einzige Teil von Cyrus’ Räumen, in dem ich je gewesen war, außer seinem Schlafzimmer. Ich war mir sicher, dass es noch mehr verborgene Tü ren ge ben muss te. Allerdings hatte ich sie nie gesehen oder wusste nicht, wohinsie führten. Mein Verdacht wurde nur dadurch geweckt, dass sowohl die Wachen als auch Clarence offensichtlich so mühelos und schnell herbeieilen konnten. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen, also ging ich leise hinein.
    Ich hatte erwartet, dass ich stärker auf den Anblick des Bettes reagieren würde, in dem Cyrus und ich unsere intimen Stunden miteinander verbracht hatten. Damals wusste ich es nicht, aber in diesen Momenten ließ er alle Vorsichtsmaßnahmen beiseite. Als er mich fragte, ob ich ihn liebte, öffnete er sich, obwohl er in der Vergangenheit oft verletzt worden war. Kein Wunder, dass meine Ablehnung ihn so verzweifeln ließ.
    Dennoch hielt ich nicht geschockt inne oder brach zusammen, als ich wieder in diesem Zimmer stand, das mich zuvor so oft eingeschüchtert und erregt hatte. Zuerst einmal sah es anders aus. Die Wände waren immer noch weiß, der Teppich derselbe elfenbeinfarbene, aber Dahlia hatte Poster aufgehängt. Und es schien, als habe sie ein Importwarenlager mit gruftig aussehenden Wandleuchtern ausgeräumt. Für meinen bescheidenen ängstlichen Geschmack wirkte der Raum so extrem wie eine Feuersbrunst. Aber wenn Dahlia Lust hatte, in einer Todesfalle zu schlafen, dann durfte ich mich darüber nicht beschweren.
    Dahlia lag auf dem Bett. Sie sah aus, als hätte sie sich fertig gemacht, um auszugehen. Auf dem Nachttisch stand ein Glas mit einem blutigen Bodensatz, dahinter befand sich eine Baumskulptur aus Eisen, an deren gewundenen Ästen über ein Dutzend Ketten, Nietenhalsbänder und Samtbänder hingen. Ich hob das Glas und schnupperte daran. Welche Droge Clarence auch immer verwendet hatte, um sie bewusstlos zu machen, schlauerweise wählte er eine, die keinen Geruch verströmte.
    Aufgrund ihres leichten Atmens wusste ich, dass Dahliatatsächlich schlief. Ich nahm an, dass sie in dem Zustand war, in dem ich sie haben wollte. Aber was zur Hölle sollte ich jetzt mit ihr anstellen?
    Ich lief im Zimmer auf und ab, vom Kamin zum Schreibtisch. Ich dachte daran, wie Cyrus in der Nacht dort gesessen hatte, als ich zu ihm gekommen war. Auf dem Tisch stand nun Dahlias Laptop, die vergoldete Schreibtischunterlage darunter war ebenfalls verstaubt. Ich zog einen Brieföffner heraus und wischte ihn an meinem Hemd ab, obwohl ich mir nicht so ganz sicher war, was ich damit wollte, bis mein Blick auf das leere Glas auf dem Nachttisch fiel.
    Wenn ich Cyrus’ und Nathans Vergangenheit in ihrem Blut sehen konnte, galt das auch für Dahlia? Oder funktionierte es nur, wenn Blutsbande bestanden? Ich nahm an, dass jetzt die ideale Gelegenheit war, es herauszufinden.
    Ich wollte nicht direkt von ihr trinken. Das wäre zu seltsam gewesen, wenn ich bedachte, dass sie der erste Mensch war, von dem ich sowieso je getrunken hatte, und überhaupt – schließlich waren wir ja Feinde. Außerdem war es damals, als ich es das erste Mal bei ihr versucht hatte, für mich nicht so gut gelaufen. Einen derartigen Reinfall wollte ich vermeiden und entschied mich für einige Stichwunden.
    Ich wischte das Glas mit meinem Hemdzipfel aus und hoffte, dass der Rest im Glas zu wenig Gift enthielt, um auch mich zu betäuben. Dann rollte ich die Gummiarmreifen an Dahlias Handgelenk zurück. Ich holte tief Luft, schloss die Augen und stieß die Spitze des Brieföffners in ihren Arm.
    Blut quoll in einem Strahl hervor, und während ich würgte, musste ich mir einige Spritzer aus meinem Gesicht wischen. Ich schaffte es, den Strahl auf das Glas zu lenken. Als sich einige Schlucke darin gesammelt hatten, stellte ich es wieder hin. Ich riss einen Stoffstreifen vom Laken und band es um ihre Wunde.
    Als ich das Glas an meine Lippen hob, nahm ich den Duft ihres Blutes wahr. Er hatte sich verändert. So wie sie sich von einem Menschen zu

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