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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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leuchtenden Farben des Abendhimmels zu loben, als plötzlich von oben eine Stimme ertönte.
    »Ist er das?!«
    Mama.
    »Ist das der Zahnarzt?!«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Aliens, bitte holt die verdammte Frau ab.
    »Mama, bitte!«
    »Ist er verheiratet?!«
    Strohmann stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Ich stöhnte: »Bitte entschuldigen Sie, ich muss schnell da rauf, meine Mutter erwürgen.«
    Jetzt lachte er, ich lachte mit. Und überlegte, ob ich es wohl wirklich fertigbrächte, sie zu erwürgen.
    »Ihre Mutter besitzt eine herzerfrischende Offenheit.«
    »Bring ihn rauf!«, kam der Befehl von oben. »Ich will sehen, ob er tatsächlich so gut aussieht, wie du behauptet hast!«
    »Ich kann gerne auf einen Sprung mit hinauf –«
    »Neineinein«, wehrte ich ab. »Wir haben beide schon genug gelitten. Ich meine, ich meine, wegen meiner Mutter … nicht wegen Ihnen, oder so.«
    Er nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen.
    »Was macht er da, Thaddäa?! Hält er deine Hand?!«
    »Sie sollten nicht mit den Zähnen knirschen, Teddy, es wäre sehr schade um die schönen Beißerchen.«
    »Ja, es … es tut mir leid …«
    »Liebste Teddy … ich freue mich sehr auf unser Wiedersehen morgen.«
    Und im nächsten Moment spürte ich schon seine Lippen an meiner Wange.
    Die Haustür musste ich nicht aufsperren, da meine Mutter bereits den Summer drückte.
    In meinem Kopf drehte sich alles, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mama ging es wohl ähnlich, sie war vollkommen außer sich: »Er hat dich geküsst, ich bekomme tatsächlich Enkelkinder! Du musst es also irgendwie geschafft haben, ihm zu gefallen. Zahnarzt, sagst du? Nun, es gibt sicher schlechtere Berufe, auch wenn mir ein richtiger Arzt lieber wäre. Er sieht wirklich gut aus – und er hat dich geküsst!«
    Sie tat sich augenscheinlich schwer, diese beiden Tatsachen miteinander in Einklang zu bringen. War ja auch schwer zu begreifen, was so ein Mann an mir finden konnte.
    »Mama, er gibt mir einfach Fahrstunden.«
    »Papperlapapp, Fahrstunden. Ich hoffe nur, er ist nicht einer von diesen Schwulen.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Letztens stand erst in der Zeitung, dass diese Schwulen pervers sind.«
    Ich seufzte. Der Hall klang lange im Treppenhaus nach. »Mama, sag, kannst du dir wirklich nicht vorstellen, dass es einen Mann gibt, der sich für mich interessiert?«
    Sie ging gar nicht auf meine Frage ein. »Oder ist er ein Ausländer? Könnte ein Pole sein. Oder einer aus der Tschechei. Der ein Visum will.«
    »Gute Nacht, Mama.«
    »Halt, nicht so hastig, junge Dame. Du wirst mir den Mann bald hierherbringen. Haben wir uns verstanden? Und wenn er nicht gescheit deutsch kann, verbiete ich dir den Umgang mit ihm. Sag ihm das. Sag ihm, er soll gescheit Deutsch lernen. Ach nein, sag ihm am besten gar nichts. Aber bring mir ein paar Enkelkinder nach Hause.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Wahrscheinlich war dieser Moment hier auch nicht schlechter geeignet als alle anderen, um meiner Mutter vom Piraten zu erzählen.
    »Mama, es gibt da jemand anderen –«
    Sie verdrehte die Augen. »Thaddäa, hör gut zu, was deine Mama dir jetzt sagt: Du gehörst zu den Frauen, Kind, die nie einen Mann für sich alleine haben werden. Es wird immer eine andere Frau geben, du musst nur zusehen, dass du diejenige bist, die den Trauschein hat. Das ist deine finanzielle Absicherung.«
    »Mama, nein, ich meinte es andersrum –«
    Meine Mutter lachte. Wenn sie gut drauf ist, kann sie mit ihrem Lachen Glas zum Zerspringen bringen, und an dem Abend war sie spitzenmäßig drauf.
    »Thaddäa, du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du die Geliebte bist? Dass er eine Frau daheim sitzen hat, und sich bei dir nicht zurückhalten kann? Ha, das ist – das ist … hahaha! Hohohoho!«
    Aus dem zweiten Stock hörte man ein Klirren. Dann noch eines. Die ersten Fensteropfer.
    »Gute Nacht, Mama.«
    Sie griff nach meinem Arm, ihre Hand war eiskalt. »Thaddäa, hör auf deine Mama«, gurrte sie und schob ihr Gesicht so nahe an meines, dass ich wegen ihres Mundgeruchs die Luft anhalten musste, »lock ihn in dein Bett. Mach ihn betrunken, aber nicht zu betrunken, sonst funktioniert er nicht mehr, das kannst du deiner Mama glauben.«
    »Mama!« Ich riss mich los und stolperte rückwärts. Meine Wangen brannten vor Scham. Und ein bisschen immer noch von den Küssen des Zahnarztes.
    »Mama, rede nie wieder so mit mir«, flehte ich.
    »Deine Mama

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