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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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hohen Wän de der Kirche gaben es als Echo wieder.
    Frau Sturm ließ sich neben Kevin in die Hocke sinken und legte ihm den Arm um die Schultern.
    Etwas stimmte hier nicht. Mir wurde mulmig zumute. Kevin wirkte, als würde er jeden Moment umkippen, so bleich sah er im düsteren Licht der Kirche aus. Was war ge schehen?
    Sekunden vergingen, bis er wieder Luft holte und laut schrie: »Blut! Überall! Blut!«
    Blut?
    Wovon sprach er?
    Und dieses Schluchzen, das aus ihm herausbrach. Er be kam kaum Luft, als er immer und immer wieder rief: »Blut. Alles voller Blut!«
    Was meinte er damit?
    War das Blut auf seiner Hose, an seinen Schuhen? Ich starrte ihn an. Wir alle starrten ihn an und ich wunderte mich, woher er überhaupt die Kraft nahm fortzufahren. »Sie liegt vor der Kirche und ich glaube . . . ich glaube, sie ist tot!«
    Mein Mund war staubtrocken und mein Herz – es muss te einfach stehen geblieben sein. Ich spürte es nicht mehr. Eine unerklärliche Angst durchzuckte mich.
    Ein Irrtum, bestimmt war es einfach ein Irrtum.

KAPITEL 4
    E ine Ewigkeit lang passierte nichts. Und dann alles gleich zeitig. Das Klacken von Big Mamas Schuhen, die nun den langen Gang nach vorne eilten, klangen nicht mehr lustig auf den mittelalterlichen Steinplatten, sondern grausam.
    Neben mir schluchzte Sonja. Es hörte sich an wie eine Mischung aus Schluckauf, Atemnot und dem aufdringli chen Gekläffe eines neurotischen Pudels. Ich dachte, dies mal hatte sie wenigstens einen Grund. Trixie kicherte hys terisch und Pink – ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten.
    Ich wandte den Kopf nach links. Aus den Reihen der Jungs stieg unterdrücktes Gemurmel. Mein Blick traf Niko laj, der nachdenklich den schluchzenden Kevin musterte, als müsse er eine Entscheidung fällen.
    Was war passiert?
    Auf allen Gesichtern zeichnete sich diese Frage ab und für einen Moment schien alles möglich: vom harmlosen Schulstreich bis zum Amoklauf.
    Dann hörte das Klackern abrupt auf. Frau Schüler war bei Frau Sturm angekommen, die nun neben dem Jungen kniete und beruhigend auf ihn einsprach. Nach einigen Se kunden erhob sie sich, wandte sich um und warf in Rich tung Lehrer einen dieser Erwachsenenblicke: Ich glaube, da stimmt etwas nicht. Bitte die Schüler ablenken!
    Doch als sie sich umwandte, um aus der Aula zu eilen, war der Saal in völligem Aufruhr.
    Stühle kippten, Stimmen wurden laut: »Das muss ich se hen!«
    Ich wurde zur Seite gestoßen.
    Pink und Trixie drängten vorbei, um hinaus auf den Hof zu stürmen.
    Vergeblich versuchten die Lehrkräfte, für Ruhe zu sor gen. Sie hatten keine Chance. Ich ließ mich von der Menge mitreißen und einige Minuten später gelangte ich nach draußen.
    Das Erste, was ich wahrnahm, waren schwarze Vögel. Sie kreisten am Himmel, der sich plötzlich zugezogen hat te, und krächzten laut. Kein gutes Zeichen. Es überlief mich eiskalt.
    Dann bemerkte ich die Menschenmenge, die sich links vor dem Kreuzgang versammelte.
    »Einen Krankenwagen, wir brauchen einen Krankenwa gen«, schrie jemand.
    »Die braucht nur noch ’nen Priester«, murmelte Danny neben mir.
    Bastian schob sich durch die Menge zu uns. Er war blass und seine Stimme flatterte, als er flüsterte: »Platt wie ’ne Flunder.«
    Was war passiert? Ich konnte nicht anders. Ich schlän gelte mich durch die Menge, bis ich vorne angekommen war. Jemand sagte: »Das ist eine aus der Zehnten!«
    Aus den Augenwinkeln sah ich Frau Sturm und dann die Fliegen, die etwas auf dem Pflaster umkreisten. Sie kamen von überall und stürzten sich auf eine rote Pfütze am Boden.
    Blut!
    Eine riesige Blutlache.
    Ich konnte den Blick nicht abwenden. Meine Augen ver folgten entsetzt, wie sich eine Fliege dem blassen Gesicht des toten Mädchens näherte. Wie sie kurz innehielt und schließlich langsam auf der weißen Stirn landete, um... nein, ich wollte es mir nicht vorstellen.
    Aber das Schlimmste, das Allerschlimmste kam erst.
    Selbst aus direkter Nähe hatte ich den Eindruck einer undefinierbaren Masse und nur mit voller Konzentration erkannte ich den nach oben verdrehten Arm, der sich um den Kopf zu winden schien, als wolle er ihn schützen.
    Aber da war kein Kopf mehr. Kira hatte kein Gesicht mehr. Und keine Haare – sie oder jemand hatte ihre ho nigblonde Mähne abgeschnitten.
    Und trotz allem, obwohl ich das alles sah, mein Verstand die Einzelheiten aufnahm, zählte ich die Sekunden, warte te darauf, dass sie sich rührte, aufstand, die Kleider richte te und sagte:

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