Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
Unwill kürlich seufzte ich schnell, als befände ich mich im Tief schlaf, drehte mich Richtung Wand und zog die Decke über den Kopf. Überlegte sogar, ob ich kurz schnarchen sollte, was mir jedoch übertrieben schien.
    Eine Weile herrschte Ruhe.
    War Meg wieder ins Bett gegangen?
    Nein, denn im nächsten Moment begann das Flüstern er neut. »Sie war einfach ein Weichei.« Meg klang ungedul dig. »Aber lass uns morgen darüber reden, okay? Ich bin müde.«
    »Bin ich schuld?«, erklang die Stimme vor dem Fenster.
    »Weißt du, was ich glaube? Es gibt überhaupt keine Schuld. Jeder handelt, wie er handeln muss.«
    Ich hörte den Jungen vor dem Fenster nach unten plumpsen. Meg huschte zurück in ihr Bett und wenige Se kunden später entfernten sich eilig seine Schritte im Kies.
    Ruhe kehrte ein.
    Ich lag noch lange wach, wagte nicht, mich umzudrehen oder zu bewegen, bis ich endlich aus Megs Richtung gleichmäßige Atemzüge hörte.
    Es gibt keine Schuld?
    Was war das denn für ein Schwachsinn?
    Die Stille am Abend zuvor im Speisesaal war beängstigend gewesen. Das Scheppern der Teller, das Rücken eines Stuhles, Besteck, das klapperte: Jedes Geräusch schien unerträglich laut.
    Wenn überhaupt Gespräche aufflackerten, dann steck ten die Schüler die Köpfe dicht zusammen, sodass man kaum etwas verstehen konnte. Ich überlegte, ob es jeman den gegeben hatte, der besonders schockiert gewesen zu sein schien, aber es war mir nicht so vorgekommen.
    Ich hatte am Tisch der zehnten Klasse zwischen Sonja und einem Mädchen mit langen Zöpfen gesessen, das sich im Jahrhundert geirrt zu haben schien.
    Gegenüber konzentrierte sich Nikolaj auf sein Abend brot, ohne die bewundernden Blicke wahrzunehmen, die ihm von allen Tischen zugeworfen wurden. Durch sein Verhalten hatte er sich auf den ersten Rang des Internats rudels katapultiert. Ab heute trug er einen Heiligenschein um den Kopf.
    Meg schnappte sich den Platz neben ihm und sagte: »Coole Aktion, Nick.«
    Anstelle einer Antwort schenkte er mir ein Lächeln.
    Ein trauriges Lächeln zwar, aber immerhin.
    Am Tisch gab es nur ein Thema.
    »Was hat sie nur da oben gemacht?«, fragte Sonja.
    »Was wohl«, entgegnete Pink gereizt. »Sie hat sich vom Dach gestürzt.«
    »Aber warum?«
    »Vielleicht war das Dach einfach nass und sie ist ausge rutscht?«, meinte Trixie.
    »Es hat nicht geregnet«, stellte das Mädchen mit den Zöpfen ungerührt fest.
    »Was weißt du schon, Nonne?«, fauchte Trixie zurück.
    »Kann doch wirklich sein, dass sie ausgerutscht ist«, sag te Pink. »Was meinst du, Meg?«
    Einen Moment herrschte Stille.
    »Halt die Klappe, Pink!«, murmelte Indi genervt. »Halt einfach die Klappe!« Er erhob sich, schob demonstrativ den Stuhl zurück und verließ den Speiseaal.
    Pink wurde rot, was so gar nicht zu ihr passen wollte, aber gleich darauf schenkte sie mir einen arroganten Blick und ich schaute schnell weg.
    Ich hätte zu gerne gewusst, was das alles zu bedeuten hat te. Und nach dem Besuch heute Nacht in unserem Zimmer erst recht. Wer war der Junge, der eben mit Meg gespro chen hatte?
    So viele Fragen.
    Keine Antworten.
    Unruhig wälzte ich mich im Bett hin und her. Oh mein Gott, ich lag im Bett einer Toten. Kira hatte in diesem Bett geschlafen!
    Schwer atmend richtete ich mich auf und starrte einer Wolke nach, die jeden Moment mit der gelben Sichel am dunklen Himmel zusammenprallen würde. Ich wartete da rauf, dass der Mond explodierte.
    Wie stickig es im Zimmer war. Jetzt wusste ich, was Meg gemeint hatte, ich fühlte mich eingeschlossen, enge Wän de, so eng wie ein Sarg. Mein Körper erstarrte. Ich konnte mich nicht bewegen. Als sei ICH tot, nicht Kira.
    Noch nie hatte ich eine so düstere, schweigende Nacht erlebt. Nicht einmal, als ich mich von Jasper getrennt hatte oder er sich von mir? So genau wusste ich das jetzt nicht mehr.
    Ich spürte, wie ich müde wurde, wie mich nur die Ge danken hinderten einzuschlafen.
    Sollte ich jemandem von dem nächtlichen Gespräch er zählen? Big Mama, Frau Sturm oder der Polizei? Sollte ich Daddy anrufen? Er wusste, was zu tun war. Und würde mich sofort abholen.
    Was in diesen Räumen passiert, hatte Meg gesagt, geht niemanden etwas an.
    Niemand würde mich fragen, oder?
    Kira hatte im Bus neben mir und Nikolaj gesessen. War mir etwas aufgefallen? Ja, wie still sie war. Und später die ser schrecklich traurige Blick.
    Und was, wenn sie gar nicht selbst gesprungen, sondern tatsächlich ausgerutscht war?
    Klar, Jule,

Weitere Kostenlose Bücher