Ash
einmal vorstellen kann, wofür die sind. Sie wirken wie antiquierte Reliquien aus einer längst vergangenen Zeit … ähnlich wie die dolchartige Waffe, mit der Ash ihn angegriffen hat.
Seth trägt eine schwarze Cargohose aus Thermowax und verstaut allerlei Zeug darin. Mein Gott, was hat er vor … die Menschheit auslöschen?
Er bemerkt meinen Gesichtsausdruck und lässt sich zu einer Antwort herab. „Ich werde dem Rebellenpack so fest in den Arsch treten, dass sie nie wieder aus ihren Löchern herauskommen. Und danach haben wir Zeit, uns besser kennenzulernen … Taya.“
5.
Die Flucht
Seth ist seit fast zwei Tagen auf Rebellenjagd, und ich tigere ruhelos durch den Loft. Seit zwei Tagen weigere mich zu essen oder im Schlafzimmer zu schlafen, obwohl es jetzt – nachdem Luana fort ist - eigentlich mein Platz wäre. Wie paralysiert warte ich auf Seths Rückkehr, die unausweichlich näher rückt. Nachts träume ich davon, dass er das Gleiche mit mir tut, wie mit Luana, und wache schweißgebadet auf.
Leyla sieht öfter nach mir. Sie macht sich Sorgen. Am liebsten würde sie Saron bitten, mir etwas zur Beruhigung zu geben, doch weder darf sie das, noch will ich das.
„ Sie gehört Seth, und seine Anweisungen, was sie angeht, sind eindeutig … nicht mal ein Aspirin. Er will sie sauber, wenn er zurückkommt.“
Ich höre Sarons Stimme von jenseits der Tür. Er redet anders mit Leyla als Seth das mit mir tut. Freundlicher, sanfter? Die Glückliche … Ash hat auch mal so mit mir gesprochen … ach verdammt! Hör endlich auf, an ihn zu denken.
Bis zum Abend bleibt Leyla bei mir, dann steht sie auf, geht einmal auf und ab und kaut an ihren Fingernägeln. „So kann es nicht weitergehen. Ich kann das einfach nicht mehr mit ansehen, wie du dich selbst zugrunde richtest!“
Als sie aus dem Loft rennt, fange ich an zu weinen. Jetzt habe ich auch noch die letzte Vertraute verloren. Selbst Leyla hat keine Lust mehr, sich mit einem Bündel aus Angst und Verzweiflung abzugeben.
Ich verbringe den Abend damit, am Zahlencode des Aufzugs herumzufummeln. Unzählige Zahlenkombinationen gebe ich ein, aber keine funktioniert. Ständig leuchtet „Access denied“ auf dem Display auf. Schließlich gebe ich auf. Es ist einfach hoffnungslos.
Irgendwann gehe ich zur Bar und nehme mir eine Flasche Whiskey. Demonstrativ trinke ich einen großen Schluck direkt aus der Flasche und huste. An Medikamente hat Seth vielleicht gedacht, aber nicht an Alkohol. Ich werde mir einfach so viel Alkohol einverleiben, dass mein Blut ungenießbar ist, wenn er zurückkommt. Das verschafft mir noch etwas Zeit. Grimmig nehme ich Schluck für Schluck, obwohl der Alkohol in meiner Kehle brennt und der Whiskey mir gar nicht schmeckt. Deshalb bemerke ich auch viel zu spät, dass mein Kopf sich dreht. Die Flasche ist fast leer. Um Himmels willen. War ich das?
Der Rausch ist so stark, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Aber immerhin schlafe ich irgendwann auf dem Sofa ein. Oder ich werde ohnmächtig. Zum Schlafen gehört eine gewisse Entspannung – und ich bin alles andere als entspannt. Also muss es wohl eine Ohnmacht sein.
Als ich wieder zu mir komme, ist alles noch viel schlimmer. Der Raum dreht sich … Ich höre Leylas Stimme. Sie spricht mit jemandem. „Ich kann das nicht mehr mit ansehen. Fast eine ganze Flasche Whiskey! Sie hat eine Heidenangst vor Seth.“
„ Und was willst du, was ich tue?“, antwortet eine männliche Stimme, die mir bekannt vorkommt.
„ Es wäre die Gelegenheit, Seth eins auszuwischen. Das wolltest du doch immer, oder?“
Stille. Aber ich weiß jetzt, wem die Stimme gehört – Ash! Was tut er hier? Hat Leyla ihn etwa geholt? Warum?
„ Also gut ...“, stimmt Ash überraschend zu. „Ich bringe sie weg von hier … weg von Seth.“
Leyla klingt ziemlich gefasst für diese Nachricht. Immerhin hat sie die Verantwortung für mich aufgedrückt bekommen. „Du hast freie Bahn. Saron ist nicht hier, und ich habe die Kombination für den Aufzug. Seth wird mich allerdings umbringen, wenn ich dich so einfach mit ihr abhauen lasse.“
Wieder entsteht Schweigen. Dann höre ich Leyla tief durchatmen. „Also gut … hau mir eine rein, und zwar so fest, dass man es sieht und ich die nächsten Stunden bewusstlos bin.“
Ash zögert. „Ich könnte dich umbringen. Du bist nur ein Mensch.“
„ Dann gib dir verdammt noch mal Mühe“, ranzt Leyla ihn an. Wenn es mir nicht so schlecht gehen würde, müsste ich
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