Ash
beauftragt wurde, uns etwas zu essen zu bringen, fällt fast das Tablett aus der Hand. Ash schüchtert sie ein mit seiner schwarzen Thermowaxkleidung und seiner Körpergröße. Ich nehme das Tablett entgegen und bedanke mich. Die Kleine kann nicht schnell genug machen, dass sie wegkommt.
Ash seufzt, als ich das Tablett zwischen uns auf das Bett stelle. „Bin ich denn wirklich so einschüchternd?“
Ich greife zu einem Stück Brot und tunke es in die gewürzte Sojapaste. Es schmeckt gut – einfach, aber gut. „Du bist ein Mutant … ich denke, das reicht schon aus, um einschüchternd auf diese Menschen zu wirken.“
Plötzlich sieht Ash mich an, dass es mir heiß und kalt den Rücken herunterläuft. Meine Müdigkeit ist vergessen. „Aber du … du hast von Anfang an keine Angst gehabt, dich mit einem Mutanten einzulassen. Warum?“
Ich schlucke das letzte Stück Brot mit Sojapaste herunter. Was will er hören? Dass ich sehr wohl Angst hatte, aber verzweifelt genug war, mich mit ihm einzulassen? Denn so hat es ja eigentlich angefangen. „Ich hatte auch Angst ...“, gebe ich zu.
Er nickt, sagt aber nichts. Irgendetwas brennt ihm in der Seele. Das kann ich spüren.
„ Willst du denn nichts essen?“ Ich schiebe das Tablett zu ihm hin.
Er nickt, dann schüttelt er den Kopf. „Du hast mich gefragt, warum ich Seth hasse.“
Ich sehe ihn an. Also will er es mir endlich sagen? Ich habe das Gefühl, dass es die Antwort auf diese Frage ist, die zwischen uns steht – die Ash auf Distanz zu mir gehen lässt. Er nimmt meine Hand und betrachtet das Zeichen darauf – Seths Zeichen. „Als du mich bei Magnatec angesprochen hast, wollte ein Teil von mir dich sofort. Ich war lange allein nach der Sache mit Luana.“ Er sieht mich an. „Aber ich wollte dich nicht, weil ich auf der Suche nach einem Blutspender war. Ich hatte es satt, allein zu sein … den ganzen Mist allein mit mir herum zu schleppen. Das war der Grund, weshalb ich auf dein Angebot eingegangen bin.“ Er lächelt bitter. „Ziemlich egoistisch, oder?“
„ Na ja … mein Grund war nicht weniger egoistisch.“
Er streicht sich das Haar aus dem Gesicht. In diesem Augenblick wirkt er unsicher. „Aber es war nicht der einzige Grund … vielleicht nicht einmal der Ausschlag gebende. Leider ...“ Ash atmet tief ein, bevor er weiterspricht. „Es kotzt mich an, wie die Mutanten die Verzweiflung der Menschen ausnutzen … sich von ihnen bedienen, als wäre dies ihre einzige Daseinsberechtigung. Es kotzt mich an, ein Mutant zu sein!“
Mir fällt fast die Kinnlade herunter. Es kotzt ihn an? Was denn? Stark zu sein, überlegen, privilegiert … Ich hätte alles geglaubt, nur das nicht! „Ich … äh … aber du hast für Magnatec gearbeitet … in einem schicken Apartment gewohnt und alle Vorteile für dich genutzt … du warst einer von ihnen!“
Ashs Kiefer sind angespannt. Ich kann die Wut in seinem Bauch spüren. „Ich war aber nicht immer so! Tatsächlich ist es erst zehn Jahre her, dass ich einer von ihnen wurde. Und hier kommt Seth ins Spiel. Er hat mich als Wissenschaftler ins Team geholt. Ich dachte – Super! Jetzt wird mein Leben besser.“ Ash schüttelt den Kopf. „Ich war nicht anders als du, Taya. Ein Mensch, der um sein Überleben gekämpft hat.“ Seine Stimme wird düster. „Seth hatte gerade Bedarf nach neuen Wissenschaftlern, weil er zwei seiner besten verloren hatte. Ich konnte nicht Nein sagen! Leider war in dem Drink, mit dem wir den Arbeitsvertrag für Magnatec besiegelten, eine Droge.“ Als wäre es erst gestern geschehen, verdüstert sich Ashs Gesicht bei der Erinnerung an diesen Tag. „Als ich wieder zu mir kam, war ich einer von ihnen – ein Mutant. Seth wollte nicht noch einmal Gefahr laufen, dass sich Wissenschaftler auf die falsche Seite schlagen. Also besetzt er wichtige Posten nur noch mit Mutanten. Und wenn sie keine Mutanten sind, dann macht er sie eben zu welchen.“
Als Ash mich ansieht, liegt ein tiefer Schmerz in seinem Blick. „Verstehst du, Taya? Ich war der Ersatz für deine Eltern. Und Seth dachte, dass wenn er mich zu einem Mutanten macht, ich automatisch auf der richtigen Seite stehe. Aber er hat sich geirrt! Von Anfang an habe ich die Arbeiten deiner Eltern heimlich weitergeführt - für deine Eltern, für die Menschen, aber vor allem, um mich an Seth zu rächen. Und als du mich angesprochen hast, wurdest du ein Teil des Plans.“
Ich muss husten. „Wie … wie meinst du das?“
„ Ich wusste,
Weitere Kostenlose Bücher