Ash
Ich hätte dich niemals so nah an mich heranlassen dürfen.“
Ich will das nicht hören! Was kann denn schon so wichtig sein, dass er mich dafür aufgibt … schlimmer noch, Seth einfach überlässt?
Ich sehe Ash an, und er atmet tief ein und versucht erneut, meinem Blick auszuweichen. „Sieh mich nicht so an. Mach es doch nicht noch schwerer für uns.“
Dann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich. Schmetterlinge flattern in meinem Bauch. Ich öffne die Lippen und lasse Ashs Zunge mit meiner spielen. Sein Kuss elektrisiert mich. Er muss es doch auch spüren – dass so viel zwischen uns ist.
Meine Hände wandern seinen Oberkörper hinauf, über seine harten Brustmuskeln, hinein in sein Haar und krallen sich darin fest.
Sein Kuss wird wilder und fordernder. Dann – so plötzlich, wie er begonnen hat – ist er zu Ende. Ash schiebt mich von sich.
„ Es geht nicht, Taya.“
Er geht wieder auf Abstand, und alles in mir bricht zusammen. Er hat mich ein weiteres Mal abgewiesen. Zwischen meine Traurigkeit und Verzweiflung mischt sich ein neues Gefühl – Wut! „Du hast recht … es geht nicht. Seth wird nämlich heute Nacht das tun, was du nicht tun wolltest. Er wird mich zu seinem Besitz machen … und zwar so, dass jeder es sehen kann.“
Ich kann sehen, dass Ash zusammenzuckt. Und ich kann sehen, dass er kocht vor Wut. Seine Augen sind fast schwarz. Ja, er ist verdammt wütend. Gut so! Wenigstens das! Dann fällt mir brennend heiß ein, dass ich schon viel zu lange fort bin. Leyla wird Alarm schlagen … und was Seth mit mir tun wird, wenn er meinen Fluchtversuch bemerkt, will ich mir gar nicht erst ausmalen.
„ Leb wohl, Ash. Ich hoffe, das war es wert.“ Ich drehe mich um, lasse ihn einfach stehen, und renne zurück zur Küche.
„ Warte ...“, höre ich Ash noch rufen, doch ich denke gar nicht daran. Wenn Seth mich mit ihm hier draußen findet, bin ich tot! Außerdem will ich nicht, dass Ash meine Tränen sieht, die ich nicht mehr zurückhalten kann.
Leyla war zwar aufgebracht und nervös, als ich zurückkam, aber sie hat nichts bemerkt, weil ich mir auf der Toilette das Make-Up aufgefrischt habe. Ich habe ihr erzählt, dass mir schlecht geworden ist und ich mich habe übergeben müssen. Sie hat mir geglaubt, weil sie weiß, dass Seth mir eine Heidenangst macht. Es tut mir unheimlich leid, sie angelogen zu haben. Leyla ist eine der Wenigen hier, die nett zu mir sind. Aber im Endeffekt würde auch sie mich lieber über die Klinge springen lassen, als sich mit Seth anzulegen. Wer würde sich schon freiwillig mit Seth anlegen?
Ich betrete den Loft, wo Seth schon auf mich wartet, und mache mich auf das Schlimmste gefasst.
Seth läuft unruhig auf und ab. „Na endlich, wurde auch Zeit“, lässt er mich schlecht gelaunt wissen. Dass ich aussehe wie ausgespuckt, blass und zittrig, scheint er nicht zu sehen. Ich glaube, es interessiert ihn auch nicht.
„ Wir haben nicht viel Zeit.“ Seth winkt mich zu sich. Ich erwarte, dass er sich noch einmal mit Hämophol versorgen will, bevor er auf Rebellenjagd geht. Doch stattdessen hat er einen Elektronentätowierer in der Hand. Ich zucke zurück. Er will es also offiziell machen und mir sein Zeichen auf die Hand bannen. Seth sieht mich prüfend an. Seine kühlen Blicke testen mich … Schnell richte ich den Blick auf den Boden und halte ihm meine Hand hin. In seinem Schatten fühle ich mich verunsichert – nicht geborgen, wie bei Ash.
Es tut nicht weh, als Seth mir sein Zeichen – den Eiskristall – auf die Hand tätowiert. Es ist nur ein bischen heiß. Eigentlich ist es auch gar keine richtige Tätowierung … die könnte zu leicht entfernt werden. Die Mutanten haben eine Mischung aus Farbe und einer leichten Ätzsäure entwickelt. Selbst, wenn die Farbe entfernt wird – die Narbe bleibt. Wer einmal der Besitz eines Mutanten ist, der bleibt es auch. Zumindest solange der Besitzer es will …
Seth betrachtet zufrieden sein Werk. „Das wäre erledigt.“
Ich erschrecke, als er mich an sich zieht und hart seinen Mund auf meinen presst. Es ist ein grober Kuss, ein Versprechen - trocken und ohne Weichheit … so anders, als die rauen aber leidenschaftlichen Küsse von Ash.
Als Seth mich loslässt, ist er wieder kühl und distanziert. Anstatt den Schlauch für den Austausch zu holen, geht er zu einem Schrank. Ich bekomme große Augen, als ich sehe, dass er ein Sturmgewehr, Strahlengranaten und Waffen herausholt, von denen ich mir noch nicht
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