Asharas Rückkehr - 19
war Margaret beinahe schon wieder die alte. Rafaella hatte sie mit einer Schüssel Suppe und ein paar Scheiben Brot geweckt. Margaret hatte so gierig gegessen, dass ihr fast übel wurde, aber als sich das Essen gesetzt hatte, fühlte sie sich praktisch wieder normal. Die alte Kraft kehrte in ihre Glieder zurück, und sie wusste, sie würde losschreien, wenn sie noch eine Minute länger im Bett bleiben musste.
»Ich stehe auf«, verkündete sie.
»Das sehe ich«, antwortete Rafaella missbilligend, da Margaret bereits ihre Beine aus dem Bett schwang. »Bist du dir sicher?«
»Ich muss mich bewegen. Wenn ich noch viel länger im Bett bleibe, fange ich vor lauter Langeweile an, die Stiche in der Stickerei auf dem Vorhang zu zählen! Es gibt nicht einmal etwas zu lesen hier. Ich würde fast meine ungeborenen Kinder für einen Schundroman und eine Schachtel Pralinen verkaufen.«
Rafaella sah schockiert aus. »Wie kannst du so etwas sagen! Du meinst es nicht ernst, oder? Nur Leute aus den Trockenstädten verkaufen Kinder.«
»Natürlich meine ich es nicht wörtlich. Wo sind meine Kleider?« »Ach so.« Rafaella wirkte erleichtert. »Ich hole sie. Terraner verkaufen keine Kinder, oder?«
»Nein, Rafaella. Sie verkaufen keine Kinder, und sie essen sie auch nicht. Jedenfalls nicht auf zivilisierten Welten. Ich habe allerdings von ein paar primitiven Planeten gehört, wo es vorkommt.«
»Wie schrecklich.« Rafaella klang ungläubig. Sie reichte Margaret die Kleidungsstücke, die sauber gewaschen und mit Balsam parfümiert waren. Margaret hielt die Jacke an ihre Nase und atmete tief ein. Dann bemerkte sie ihren eigenen Geruch. Trotz der häufigen Reinigungen mit dem Schwamm roch sie ziemlich intensiv. »Ich brauche erst ein richtiges Bad.«
»Wie du meinst.« Rafaella klang äußerst zweifelnd. »Aber ich komme lieber mit, sonst ertrinkst du womöglich.«
Die Entsagende nahm die Kleidungsstücke wieder in Empfang, dann gab sie Margaret einen warmen Morgenmantel und bot ihr ihren Arm an. Bis sie das dampfende Badezimmer erreicht hatten, rauschte es in Margarets Ohren, und sie musste sich ein wenig hinsetzen. Sie war nicht annähernd so gesund, wie sie gedacht hatte.
Rafaella half ihr aus dem Schlafgewand und in die große Badewanne. Sie schaute erschrocken und beugte sich vor, um Margaret mit einer Hand zu halten. Schließlich zuckte sie die Schultern, zog ihre eigene Kleidung aus und stieg ebenfalls in die Wanne.
»Aaah … ist das angenehm«, murmelte Margaret. Das heiße Wasser linderte ihre Schmerzen, aber sie war froh, dass Rafaella bei ihr in der Wanne war, denn von der Hitze wurde ihr ein wenig schwindlig. »Allerdings. Soll ich dir den Rücken schrubben?«
»Das wäre schön.« Sie wurde mit jeder Minute entspannter, und nicht einmal die unmittelbare Nähe einer anderen Frau konnte sie stören. Immerhin hatten sie bereits ein Bett geteilt, warum sollten sie also nicht zusammen baden. Trotzdem war es ein klein wenig beunruhigend, einer anderen Person unbekleidet so nahe zu sein.
»Du hast vorhin etwas über Planeten gesagt, wo sie Kinder verkaufen.«
»Hab ich das?«
»Ja. Ich bin neugierig - es sei denn, du willst es nicht erzählen.« Margaret zuckte die Achseln und spürte, wie ihr das warme Wasser über die Schultern floss. Rafaella nahm einen großen Schwamm vom Wannenrand und begann, sanft Margarets Rücken zu schrubben. Als sie fertig war, gab sie Margaret den eingeseiften Schwamm für den restlichen Körper. Margaret war so gelöst, dass sie kaum noch klar denken konnte. »Ich erzähle es dir gern, aber es ist schwer, es jemandem zu erklären, der noch nie in einer fremden Welt war. Alles und ich meine wirklich alles - , was auf der einen Welt verboten ist, ist garantiert irgendwo anders üblich, wenn nicht sogar zwingend vorgeschrieben. Eines der Wunder des Terranischen Imperiums besteht darin, dass so viele Planeten miteinander auskommen, die so verschiedene Vorstellungen darüber haben, was es bedeutet, menschlich zu sein. Es gibt Orte - nicht viele -, wo ein Mann eine seiner Schwestern oder nahen weiblichen Verwandten heiraten muss, damit seine Kinder das Eigentum erben können. Und es gibt andere, wo eine Frau jemanden heiraten muss, der in keiner Weise mit ihr verwandt ist. Es gibt Wissenschaftler, die ein ganzes Leben damit verbringen, soziale Gebräuche zu erforschen und ihre Arbeiten über ihre Entdeckungen zu schreiben. Alle Leute gehen jedenfalls davon aus, dass das Benehmen, das bei ihnen zu Hause
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