Asharas Rückkehr - 19
und zwar in vollem Maße.«
»Woher wisst ihr das?« Margaret war so unwohl, als hätte man sie ohne den Schutz ihrer Kleidung gesehen.
»Chiya, das ist für jeden Telepathen so offensichtlich wie die Farbe deiner Haare. Jeff hat mit Istvana Ridenow ebenfalls darüber gesprochen, wir wussten also schon vor deiner Ankunft, dass du im Besitz der Gabe bist.«
Verdammt! Die reden hinter meinem Rücken über mich, und ich kann nichts dagegen machen! Dann geht es bei Javannes Bestreben, mich an einen ihrer Söhne zu verheiraten, also um mehr als nur Armida - sie wollen sicherstellen, dass diese verfluchte Gabe nicht verloren geht. Ich komme mir vor wie ein Siegerpreis, wie auf Mantenon, wo dieser Häuptling Ivor eine Herde Kühe für mich geboten hat. Damals war es lustig; heute würde ich am liebsten Zeter und Mordio schreien. Margaret beherrschte ihre Gefühlswallungen mit einer Anstrengung, die ihr den letzten Rest Appetit raubte. »Ich weiß, du hast Recht, aber ich glaube eigentlich nicht, dass es dich etwas angeht«, sagte sie steif. Ihre freundschaftlichen Gefühle für Liriel schwanden.
Liriel blickte streng, was ihrem runden Gesicht eine verblüffende Vornehmheit verlieh. »Laran geht jeden auf Darkover etwas an, der es besitzt. Es ist nicht wie andere Talente, wie die Fähigkeit zu malen oder zu komponieren, die man annehmen oder ignorieren kann. Wenn man es hat, muss man damit leben und lernen, es angemessen zu benutzen. Andernfalls ist man eine Gefahr für sich selbst und für jeden, dem man zufällig begegnet. Das gilt insbesondere für die Alton- Gabe, denn die Fähigkeit, den mentalen Kontakt mit jemand anderem zu erzwingen, ist, als würde man mit einer geladenen Armbrust herumlaufen. Wenn dich etwas erschreckt, könnte es sein, dass du schießt, bevor du merkst, dass es sich nicht um einen Hirsch handelt, sondern um ein Mitglied deiner eigenen Familie.«
»Das verstehe ich, und ich verspreche, sehr vorsichtig zu sein. Aber worauf willst du hinaus?«
»Jeff fände es klug, wenn ich dich überwachen würde. Istvana hat dich bereits getestet, aber sie glaubt, dass deine Kanäle noch nicht richtig frei sind. Sie ist überzeugt, dass du während deiner Krankheit tatsächlich neue Kanäle herausgebildet hast - eine bemerkenswerte Theorie. Sie hat in der Zeit, die sie mit dir zusammen war, alles getan, was sie sich traute.«
»Ich weiß. Sie wollte, dass ich mit ihr in den Turm gehe, aber ich kann nicht. Ich kann es nicht erklären.«
»Du musst nichts erklären, Cousine.« Liriel seufzte schwer. »Ich persönlich wünschte, du wärst mit ihr nach Neskaya ge
gangen, denn ich habe gewaltigen Respekt vor ihren Fähigkeiten als Leronis. Jeff könnte natürlich tun, was getan werden muss, aber das wäre alles andere als schicklich.«
Margaret fühlte sich eingeschlossen, als wäre nicht genug Luft im Raum, um sie frei atmen zu lassen. Alle wollten sie entweder an den erstbesten Mann verheiraten oder in einen Turm sperren, um sie vor Schaden zu bewahren.
Liriel errötete. »Unsere Sitten kommen dir merkwürdig vor, weil du noch nie in einer telepathischen Gemeinschaft gelebt hast, Marguerida. Wir haben viele Regeln, die außerhalb Darkovers so gut wie keinen Sinn ergeben. Überwachung ist eine intime Angelegenheit und nichts, was ein Mann bei einer Frau tut, die seine Tochter sein könnte.« »Du meinst, du sprichst mit deinem Vater ausschließlich mündlich?« »Um Himmels willen, nein! Wir beide hatten jede Menge Streitgespräche, ohne dass ein Wort geäußert wurde. Aber er würde vor Verlegenheit sterben, wenn er mich überwachen müsste. Von Geist zu Geist, das ist leichter als von Angesicht zu Angesicht, aber Überwachung ist sehr viel mehr.«
»Langsam verstehe ich. Ich dachte, Istvana hätte damals in Ardais Lady Marilla gebeten, mich zu überwachen, weil sie früher zusammenarbeiteten oder weil sonst niemand im Haus war, der es konnte. Aber Mikhail hätte es gekonnt, oder?«
»Die telepathischen Fähigkeiten meines Bruders hätten dafür durchaus gereicht, aber er hätte dich unter diesen Umständen genauso wenig überwacht, wie er sich in deinem Schlafzimmer ausgezogen hätte. In einem Turm ist es anders, denn wenn man lange Zeit in einem Zirkel arbeitet, finden viele dieser Regeln keine Anwendung mehr. Jeff ist für diese Aufgabe zu sehr wie ein Vater, und Mikhail … nun ja.« Margaret errötete bis in die Haarspitzen. Sie erinnerte sich wieder an die plötzliche Einmischung eines Mannes, während
sie mit
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