Asharas Rückkehr - 19
Ivor!
Lew war ruhig und grüblerisch, ganz wie früher, aber Margaret wusste, dass er sich schreckliche Sorgen machte. Gehorsam folgte sie ihm in die Burg, durch mehrere Korridore und drei Treppenfluchten nach oben. Lew war einen halben Flur vor ihr, als sie endlich ihr Ziel erreichten. Lew Alton öffnete die hohen Doppeltüren und betrat den dahinter liegenden
Raum. Es war ein Salon, wie ihn Margaret inzwischen als typisch erkannte, mit vielen gemusterten Teppichen, Wandbehängen und ausladenden Sofas. Auf einem von ihnen lag schlafend Dio, mit einer leichten Wolldecke bedeckt. Der Anblick ihrer Stiefmutter schnürte Margaret die Kehle zu und ließ ihr den Atem stocken.
Nichts von dem, was Lew gesagt hatte, hatte sie auf diese Wirklichkeit vorbereitet.
Dio war so blass, dass sie fast farblos wirkte, und ihr goldenes Haar war borstig und stumpf. Ihre einst schönen Hände ruhten schlaff und verschrumpelt in ihrem Schoß. Sie bewegte sich, als Margaret und ihr Vater eintraten, wachte aber erst auf, als Lew sich über sie beugte und ihr einen flüchtigen Kuss auf die eingefallene Wange drückte. »Ich habe von dir geträumt«, flüsterte Dio mit rissigen Lippen. »Hoffentlich ein netter Traum.« Lew versuchte, lässig zu klingen, hörte sich stattdessen aber müde und besorgt an.
»Netter als manche, die ich schon hatte. Dein Haar war dunkel, und du hast gestrahlt wie Aldones persönlich.«
»Wie romantisch von dir, nach so vielen Jahren. Schau, wen ich mitgebracht habe!«
Margaret schluckte und trat an das Sofa. Sie beugte sich hinab und berührte Dios Hände. Sie waren eiskalt, und die Haut war rissig und trocken. »Hallo, Dio.« Sie kam sich unbeholfen und sehr jung vor, während sie die einzige Mutter ansah, die sie je gekannt hatte. »Marja!« Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wie schön, dass du hier bist. Ich habe mich so nach dir gesehnt. Wann bist du angekommen?« Wie hübsch sie ist! Meine wunderschöne Tochter, mein kleines Mädchen - das heißt, sie ist ja nun eine Frau.
»Vor über einem Monat. Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Vater hat mich in Armida gefunden, und Lady Javanne war nicht erfreut, ihn aus dem Sturm kommen zu sehen.«
»Sturm? Hattest du wieder Abenteuer ohne mich erlebt?« Dio klang wie ein Echo ihrer selbst aus früherer Zeit, als versuchte sie, ihre Krankheit zu verbergen. »Jedes Mal, wenn ich dich allein ließ, Marja, hast du Probleme bekommen. Weißt du noch, wie du das Baumhaus mit den Kindern von … ich weiß ihren Namen nicht mehr… gebaut hast, und das Holz habt ihr aus dem Sägewerk gestohlen.« »Was? Ich habe nie etwas von einem Baumhaus gehört«, sagte Lew. Seine Miene war streng, als würde er sich mit seinem gewaltigen Willen gegen die Verzweiflung wehren.
»Natürlich nicht! Wir haben die ganze Sache vertuscht, nicht wahr, Marja? Es war ziemlich lustig. Und es war ein sehr gut gebautes Baumhaus.« Ein Hustenanfall erstickte ihre Worte, und Margaret sah entsetzt ihren Vater an. Ihr Puls beschleunigte sich vor Angst. Doch Lew wirkte nicht sonderlich beunruhigt von Dios Husten.
»Nur gut, dass wir es stabil gebaut haben, weil du zum Tee gekommen bist«, antwortete Margaret und zwang eine Fröhlichkeit in ihre Worte, die sie nicht spürte. Wie konnte ihr Vater das ertragen? Ihr neu gewonnener Respekt für ihren Vater wuchs, als sie sah, dass er sich benahm, als wäre alles normal. Sie biss sich auf die Unterlippe und fuhr fort. »Ich war so verblüfft, als du deine Röcke hochgerafft hast und zu der Plattform hinaufgestiegen bist, als hättest du es schon hundertmal gemacht. Und die Weevus-Kinder fanden dich wunderbar, und eines von ihnen wollte bei uns wohnen und dich als Mutter haben. Sie hatten eine absolut nette Mutter, aber sie war eben nicht der Typ, der auf Bäume steigt.«
»Was ist eigentlich sonst noch hinter meinem Rücken vorgegangen?«, fragte Lew und klang erheitert, auch wenn
Margaret eine Spur von Schmerz aus seiner Stimme heraushörte. »Eine Menge. Wir wollten dich nicht damit belästigen.« Dio lächelte ihrem Mann schwach zu. »Du hast dich hübsch herausgemacht, Chiya. Du warst ein so schlankes Mädchen, nur Beine und Augen, und jetzt bist du eine Frau.« Diese Rede schien sie zu erschöpfen, und ihre Hand fühlte sich schlaff an in Margarets.
»Wenn du das nächste Mal ein Baumhaus baust, Marja, dann solltest du mich lieber ebenfalls zum Tee einladen. Ich glaube, auf einen Baum könnte ich noch steigen.« Ich hätte sie besser
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