Asharas Rückkehr - 19
laufen. Das kannst du nicht leugnen.«
Margaret lächelte ihn an - er hatte sie ertappt. »Nein. Oder besser gesagt, ich könnte es, aber das wäre unaufrichtig. Und es gibt zwar viele Leute, denen ich jederzeit etwas vormachen würde, aber du gehörst nicht dazu.«
»Ich weiß. Seit unserer ersten Begegnung wusste ich, dass wir uns nie anlügen werden.« Seine Stimme war warm und zärtlich, und sie wusste, er hatte lieber gesprochen, als Telepathie benutzt, weil es nun zu intim wurde. Sie war ihm dankbar für seine Höflichkeit und gerührt von seiner beherrschten Leidenschaft.
»Welche Fähigkeiten hast du eigentlich?«
»Ich habe natürlich Laran, aber ich besitze keine von den Gaben. Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Telepath, gut genug, um im Telepathischen Rat zu sitzen, der während der längsten Zeit meines Lebens unsere regierende Körperschaft war. Liriel ist die fähigste von uns, deshalb ist sie auch eine so gute Technikerin, und Mutter hat die Gabe. Bei Rafael und Gabriel ist sie, wie bei meinem Vater, sehr bescheiden ausgeprägt.«
»Ach so. Als wir in der Oberwelt waren, um Donal zu suchen, kam es mir vor, als wärst du sehr fähig, aber ich weiß einfach nicht genug, um urteilen zu können. Alle haben einen
solchen Wirbel um die Alton-Gabe gemacht, dass ich den anderen Gaben gar keine Beachtung geschenkt habe. Ich weiß, es gibt eine Hastur- Gabe - Lady Marilla hat versucht, sie mir zu erklären, aber es hat damals nicht viel Sinn für mich ergeben. Hast du diese Gabe nicht?«
»Himmel, nein!« Erwirkte schockiert und aufgebracht. »Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht anfauchen. Ich gebe zu, ich habe mehr oder weniger erwartet, dass ich sie hätte, wenn ich älter würde, und ich war sehr enttäuscht, als sie sich nicht einstellen wollte. Die Hastur-Gabe ist die der lebenden Matrix -die volle Gabe lässt einen ohne jede stoffliche Matrix funktionieren.«
Margaret starrte ihn einen Moment lang an, dann schaute sie auf ihre linke Hand. »Aber ich habe keinen Kristall benutzt, ich glaube nicht einmal, dass ich es könnte.«
»Ja, ich weiß. Liriel hat versucht, mir die Sache mit deiner Schattenmatrix zu erklären, aber ich habe nur Kopfweh davon bekommen, weil es eine ziemlich theoretische Beschreibung war. Sie sagte aber, dass es sich von der Hastur-Gabe unterscheidet. Sie und Jeff haben die Nachricht davon nach Arilinn übermittelt, und der Archivar dort verliert offenbar langsam den Verstand, weil er nichts Vergleichbares in der Vergangenheit findet.«
»Erzähl mir mehr von diesem Telepathischen Rat. Onkel Rafe hat ihn erwähnt, aber falls er ihn erklärt hat, habe ich es nicht verstanden.« »Darkover wurde jahrhundertelang vom Comyn-Rat regiert, der aus je einem männlichen - bei den Aillards auch weiblichen - Vertreter von jeder Domäne bestand, dazu die Leroni aus den Türmen. Die Aldarans gehörten ursprünglich dazu, aber später warfen wir sie hinaus. Das ist eine lange, verwickelte Geschichte voller Verrat, und ich werde sie dir ein andermal erzählen. Der Rat tagte im Sommer und traf Ent
scheidungen bezüglich des Handels mit den Terranern und anderes. Aber als dein Großvater Kennard uns verließ und deinen Vater mitnahm, hörte der Rat zu funktionieren auf, und ein paar Jahre nach der Sharra- Rebellion hörte er zu existieren auf. Regis rief als Ersatz den Telepathischen Rat ins Leben, aber offen gestanden wurde mit dem niemand recht glücklich. Er ist nicht so exklusiv, wie der ComynRai war, aber da es nun mehr Stimmen gibt, wo es früher nur wenige waren, erreicht er nicht so viel. Und außerdem ist das Volk nicht zufrieden mit ihm.«
»Das Volk?« Margaret schaute auf die Handwerker in ihren Straßenläden und sah Männer und Frauen, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgingen. Sie hatte nicht viel über sie nachgedacht, denn diejenigen, denen sie begegnet war, hatten zufrieden und kerngesund ausgesehen. Man sah keine Bettler in Thendara und keine offenkundigen Anzeichen von aristokratischem Machtmissbrauch, wenngleich sie überzeugt war, dass es Beispiele dafür gab. Die menschliche Natur war immer noch weit von Perfektion entfernt. »Woher weißt du, was sie denken?«
»Indem ich zuhöre. Als Dyan Ardais’ Friedensmann erfahre ich Dinge, die nie an seine Ohren dringen würden, und als der jüngste Sohn meines Vaters höre ich von Bauern, Handwerkern und anderen Leuten mehr, als man glauben möchte. Viele von ihnen sind natürlich an nichts interessiert, was über ihr eigenes
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