Asharas Rückkehr - 19
ersten Mal ohne Schmerz und Reue an Thyra denken und erkennen, dass sie mehr war als die Frau, die er in Erinnerung hatte. »Aber ich glaube, sie hat Recht. Regis möchte noch etwas anderes sagen. Ich muss zugeben, ich freue mich darauf.«
»Ich ebenfalls«, fiel Dyan ein, der offenbar bereit war, sich bedingungslos auf Lew Altons Seite zu schlagen.
»Und ich«, ergänzte Francisco Ridenow, »habe bislang nichts gehört, was mich beunruhigt, deshalb hoffe ich, Lord Regis wird mit seinen Offenbarungen fortfahren.«
Lady Marilla räusperte sich. »Wie Dom Gabriel kann ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ein Aldaran in dieser Runde sitzt. Aber ich sehe auch, dass es klug wäre, sie im Auge zu haben, statt sie hinter unserem Rücken tun zu lassen, was sie wollen. Da Marguerida mich vor einiger Zeit danach gefragt hat, habe ich viel über die Angelegenheit nachgedacht und bin zu dem Schluss gelangt, dass mich die Vergangenheit möglicherweise zu einem falschen Urteil führte eigentlich kenne ich diese Leute nicht, und vielleicht sind sie gar nicht die Ungeheuer, als die wir sie uns vorstellen.«
»Das hier ist immer noch kein vollständiger Rat, deshalb hat nichts, was wir hier sagen, irgendein Gewicht«, warf Javanne ein. Sie rümpfte die Nase und sah Lady Marilla mit offener Verachtung an. »Das ist alles nur heiße Luft. Es führt
letzten Endes zu nichts.« Sie hörte sich sehr selbstsicher an. Wahrscheinlich glaubte sie, ihren Bruder unter vier Augen beeinflussen zu können.
»Welche Treulosigkeit von dir, Javanne«, sagte Regis trocken. »Ich wäre empört, wenn ich dich nicht so gut kennen würde.« Er seufzte. »Entscheidungen waren nie meine Stärke, weil ich immer zu viele Möglichkeiten sehe. Aber ich habe lange über die Angelegenheit nachgedacht, und ich glaube nicht, dass mich jetzt noch irgendwelche Argumente umstimmen können. Selbst meine Schwester wird anerkennen müssen, dass ich mir viel Zeit genommen habe, um zu einem Entschluss zu kommen, aber da es nun so weit ist, werde ich auch zu ihm stehen.«
Er sah Linnea Hilfe suchend an, dann fuhr er fort. »Es gibt noch verschiedene Punkte zu klären. Einer ist die Verfügung über die Domäne Alton, und das ist eine knifflige Angelegenheit. Es ist nicht so, dass wir zu wenig Anspruchsberechtigte hätten, sondern zu viele. Dom Gabriel glaubt, einen rechtmäßigen Anspruch auf die Domäne zu haben, weil er sie jahrelang verwaltet hat. Ich weiß nicht, wie Lew darüber denkt. Aber aufgrund seiner Rückkehr ist sein Anspruch der wirksamste.«
»Ich habe nicht das Verlangen, die Domäne Alton zurückzufordern. Meine Frau ist sehr krank, und ich will nichts weiter, als sie wieder gesund zu bekommen, statt in Ratssitzungen zu hocken, bis mir der Hintern einschläft. Dazu hatte ich während meiner Amtszeit im Senat so oft Gelegenheit, dass es für mehrere Menschenleben reicht!« Lews Hand strich unruhig über die Tischplatte, hin und her, als versuchte er, den Finger auf etwas zu legen, das er nicht zu fassen bekam. »Und Margueridas Anspruch?«
»Sie ist meine Tochter, mein einziges lebendes Kind. Und da ich vor meiner Abreise Gabriel nicht zu meinem Erben
ernannt habe, ist sie nach meinem Verständnis nach wie vor die Person, die einen vorrangigen Anspruch auf die Domäne hat.« »Sie befolgt unsere Sitten nicht!«, dröhnte Gabriel. »Sie muss gezwungen werden, die Domäne in meine Hände oder in die meiner Söhne zu geben! Ich werde nichts anderes zulassen!«
Margaret sah ihre Tante Javanne an und begegnete einem zornigen Blick aus harten Augen. Es musste schwer für sie gewesen sein, all die Jahre an der Seite Gabriels eine anständige darkovanische Frau zu spielen, während sie doch eindeutig Ehrgeiz und Tatkraft besaß. Sie musste es gehasst haben, nur ihren Gatten beherrschen zu können, statt eine wirklich mächtige Position einzunehmen. Und Mikhail, vermutete Margaret, war Javanne darin zu ähnlich. Auch er ließ sich nicht beherrschen oder herumschubsen.
Sie sah Mikhail an, und er lächelte ihr zu, als wüsste er ihre Gedanken, trotz der Dämpfer im Raum. Plötzlich kam ihr die Frage der Domäne Alton unbedeutend vor. Onkel Gabriel war ein tüchtiger Mann auf seine dickköpfige, langsame Art, und er hatte ihre Ländereien gut geführt. Andererseits war ihr klar, dass sie eine Verantwortung, eine Pflicht zu erfüllen hatte. Ihr Vater hatte sie nie wirklich um etwas gebeten, aber er wollte fraglos, dass sie seinen Grundbesitz erbte, und sie
Weitere Kostenlose Bücher