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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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und ließ sie eintreten. Dicke Teppiche schluckten jedes Geräusch. Steerpike durchschritt das Zimmer, zog die schweren bordeauxroten Samtvorhänge zurück und befestigte sie mit breiten goldenen Posamenten.
    Auch wenn Laura jeder Vergleich fehlte, der Raum erschien ihr wie ein Edelbordell. Die Wände waren mit purpurnen Seidentapeten geschmückt, die Mahagonimöbel ebenfalls mit Purpurseide bezogen. Vor dem Fenster, das auf den Park wies, stand ein kleiner Sekretär, auf Tischen rechts und links davon waren schwere Vasen platziert. Der rechte Teil des Zimmers war mit einem Diwan und mehreren zierlichen Sesseln möbliert, dahinter hing ein monumentaler, blinder Spiegel, in dem sich zwei Gestalten schemenhaft abzeichneten und fünf Flämmchen unstet geisterten wie betrunkene Glühwürmchen. Die linke Seite wurde von einem Himmelbett beherrscht, das gut und gerne Schlafmöglichkeit für vier erwachsene Menschen bot (und möglicherweise geboten hatte). Dem Bett gegenüber befand sich ein Kamin,der genauso groß war wie jener in der Halle   – man hätte ohne viel Umstände ein Wildschwein darin braten können.
    »Rechter Hand finden Sie eine Tapetentür. Sie führt zum Ankleidezimmer und zum Bad.« Steerpike trat auf die kaum sichtbare Tür zu und stieß sie auf, sodass Laura einen Blick wagen konnte.
    »Es hätte schlimmer kommen können.«
    Steerpike nickte verständnisvoll. »Wenn Sie sich für dieses Zimmer entscheiden, kümmere ich mich um Feuer und beziehe das Bett.«
    »Das wäre sehr freundlich.«
    Steerpike zog seine Jacke aus, faltete sie sorgsam und legte sie auf einen violetten Samthocker. »Dann werde ich mich jetzt der Dinge annehmen, mit Verlaub.« Er schenkte ihr ein Lächeln, das seine Vampirzähne zum Vorschein brachte, und machte sich an die Arbeit.
    Während Steerpike Brennholz aufschichtete, setzte Laura sich auf das Bett. Als sie den großen Spiegel über sich bemerkte, stand sie verlegen auf, ging zum Fenster und schaute über den Park hinaus aufs Meer. Obwohl ihr das Leben an einer Küste nicht fremd war, hielt der Anblick des winterlichen Atlantiks nichts Tröstliches für Laura bereit. Die dramatisch herabfallenden Klippen, die vereinzelten Bäume, die ihren Platz an der windumtosten Küste behauptet hatten und wie gramgebeugt dem Sturm trotzten   – all das wirkte beklemmend. Vielleicht lag es nur an dem Unwetter oder an der Jahreszeit, vielleicht aber an der Landschaft, die etwas Archaisches, Ursprüngliches ausstrahlte hier hinter Ashby House, am Ende einer alten römischen Straße.
    »Darf ich fragen, wo Sie untergebracht sind, Mister Steerpike?« Sie drehte sich zu ihm um und ließ ihren Blick über seine strammen Schultern gleiten. Die Muskulatur seinerOberarme zeichnete sich deutlich unter dem schlichten, aber fein gearbeiteten weißen Hemd ab.
    »Ich habe ein Zimmer im ›Three Suns‹, bis der zweite Stock geöffnet wird. Dann kann ich eines der Dienstbotenzimmer beziehen.«
    »Oh.« Sie legte das größte Maß an milder Enttäuschung, zu dem sie fähig war, in ihren Seufzer.
    »Gibt es ein Problem, Miss Shalott?«
    Mit geneigtem Kopf und leicht abgespreizten Armen, nicht unähnlich der Waldfee, die sie in ihrer Kindheit so sehr geliebt hatte, konzentrierte sie sich auf ihre zarteste Mädchenstimme. »Es ist nur so, dass   …«
    »Ja, bitte?«
    »Mister Steerpike, die arme Lucille. Sie haben sie gesehen. Ich fürchte, sie braucht rund um die Uhr Betreuung, und ich   … ich   …« An dieser Stelle zog sie ein zartblaues Damasttuch aus ihrer Rocktasche und führte es an den Mund, während sich zwischen ihren Augenbrauen eine sanfte Sorgenfalte bildete und ihre Mundwinkel in leichter Abwärtsbewegung zu vibrieren begannen. Ihr Rock rauschte, als sie sich aufs Bett warf, eine kleine Staubwolke aufwirbelnd, und einen zarten Schluchzer verlauten ließ, der von dem Chinchillafell, das als Tagesdecke diente, dezent gedämpft wurde. »Ich bin am Ende meiner Kräfte, Mister Steerpike, bitte verzeihen Sie.«
    In dem Szenario, wie sie es sich ausgemalt hatte, wäre es jetzt für ihn an der Zeit gewesen, zu ihr zu eilen, behutsam ihre Schultern zu umfassen und besorgt auf sie einzureden. Als nach vier Sekunden nichts dergleichen geschah, richtete sie sich wieder auf und rieb sich mit dem Taschentuch die vermeintlich tränenden Augen. »Entschuldigen Sie den Ausbruch. Die lange Reise. Die Kälte. Und dann dieses   – Haus.Ich will ganz ehrlich sein, ich fühle mich nicht gut, hier mit

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