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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Sie können weder nach oben noch nach unten, und dann werden sie entweder unter Schutt begraben oder ersticken oder ersaufen … « Ein boshaftes Grinsen verzerrte Wellers Züge. »Mir ist es gleich, wie sie verrecken, Tom, denn wenn das Bergwerk erst weg ist, dann ist der Weg nach Rule frei, und diese Viecher sind tot.«

67
    Zehn Tage später stieß Tom seinen linken Stock in den Schnee, glitt auf dem rechten Ski dahin, verlagerte sein Gewicht nach links und stieß sich wieder ab. Inzwischen hatte er den Bewegungsablauf verinnerlicht, und Jeds alte Timex verriet ihm, dass er gut vorankam. Den ersten Aussichtsposten, den Glockenturm einer verlassenen evangelischen Kirche, hatte er schon vor einer Stunde passiert. Jetzt ging sein Atem schwer, aber die Anstrengung tat ihm gut, er war locker, die Muskeln warm. Die Schneeverhältnisse hätten nicht besser sein können: acht Zentimeter Pulverschnee auf einem halben Meter hartem Altschnee, wie kühle Schlagsahne auf dem Eisbecher.
    Sein Ziel war ein weiterer Aussichtsposten, der am Ostufer des Devil’s Cauldron lag. Der künstliche See war das einzige Überbleibsel der ersten Mine der Yeager-Brüder: ein rohes, schüsselförmig in die Erde gerissenes Loch, das die Yeagers mit Wasser aufgefüllt hatten, als das Eisenerz zur Neige ging. Die riesige Abraumhalde war mit einer dünnen Humusschicht bedeckt worden, auf der jetzt schneebedeckte Büsche und dünne Setzlinge wuchsen, die in vielleicht hundert Jahren einen Laubwald bilden würden. Im Augenblick boten die Büsche immerhin eine gute Tarnung, und von hier aus hatte man einen hervorragenden Ausblick auf das zweite Bergwerk im Westen. Die letzten paar Hundert Meter bis zur Oberkante der Halde schob er sich mit kräftigem Stockeinsatz bergauf. Oben angelangt pochte sein Herz, und sein Atem ging stoßweise, als er sich den Schweiß von der Stirn wischte, aber er spürte, um wie viel stärker er geworden war. Das war auch gut so: Er konnte jedes bisschen Muskelkraft brauchen, denn mit ein bisschen Glück würden sie in drei Stunden unter Tage sein.
    Als er stehen blieb, kam aus einem Versteck ein Hund mit Maulkorb angeschlichen, gefolgt von einem verwahrlost wirkenden Jungen, der ganz in winterliches Weiß gekleidet war. »Hey, Tom«, sagte der Junge.
    »Chad.« Tom schnallte die Skier ab, dann kraulte er den Hund hinter den Ohren. Der Junge war mit einem Uzi-Karabiner inklusive Schalldämpfer bewaffnet – eins der Spielzeuge, die Weller und Mellie im Überfluss auf Lager hatten. »Ist Luke da?«
    »Ja. Er und Weller sind vor zwanzig Minuten gekommen.« Chad deutete mit dem Kinn auf Toms Rucksack. »Sind es die da? Kann ich eine sehen?«
    »Na gut.« Tom kniete sich hin, öffnete den Rucksack und holte einen Stahlzylinder von der Größe einer Getränkedose heraus. Drei Metallbeine, mit Klebeband befestigt, ragten an dem einen Ende gute zehn Zentimeter heraus.
    »Wow, das ist ja irre«, sagte Chad. Er ließ den Finger über die gewölbte Kupferabdeckung am anderen Ende des Zylinders gleiten. »Das ist also wie im Irak und in Afghanistan, oder? Eine selbst gebaute Bombe, eine USBV ?
    »Ja, nur ein bisschen kleiner.« Tom deutete auf die Abdeckung. »Das hier ist der Penetrator, er funktioniert genau wie eine Gewehrkugel. Wenn du eine Kugel nach einem Reh wirfst, prallt die einfach ab. Wenn aber sehr viel Kraft dahintersteckt, schlägt das Geschoss durch. Eine Hohlladung kanalisiert Energie. Deshalb sind Gewehrkugeln so zerstörerisch. Nicht das Einschussloch bringt dich um. Es ist die Energieübertragung in deinen übrigen Körper – oder in diesem Fall in das Gestein.« In Wirklichkeit war es nicht ganz so einfach, aber Tom wollte den Kindern auch nicht unbedingt einen Crashkurs in Bombenbau geben. Schlimm genug, dass er Luke dazunehmen musste, aber allein oder nur mit Weller hätte die Arbeit zu lange gedauert.
    Er verstaute die Sprengkörper wieder in seinem Rucksack, zog die Kordel fest, stand auf und reichte dem Jungen die Hand. »Bis später, Kumpel.«
    »Ist es okay, dir Glück zu wünschen?«, fragte Chad.
    In Afghanistan hatten die Jungs alle möglichen abergläubischen Rituale, zum Beispiel durfte man auf keinen Fall die Charms-Bonbons aus den Einmannpackungen essen. M&M waren okay, bloß nicht die blauen. Aber Charms waren der Todeskuss. Charms warfen sie in die Latrine. Und wer einem anderen Glück wünschte, bekam einen Tritt in den Hintern.
    »Na klar«, sagte Tom.
    Die anderen warteten auf einer kleinen

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