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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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selbst zugab, war er in den dreißig Jahren, seit man die Mine stillgelegt hatte, nicht mehr unter Tage gewesen.
    »Es gibt aber Dinge, die vergisst man nicht«, hatte Weller beteuert, während er eine schmuddlige vergilbte Papierrolle auf einer niedrigen Werkbank ausrollte, die Tom allzu sehr an Wades Schlachtblock erinnerte. Dass sich Mellies und Wellers Camp auf einer verlassenen Farm mit einem zum Kommandozentrum umgebauten Schweinestall befand, war wohl kein gutes Omen, überlegte Tom.
    Wellers Karte war Mist: nur eine schematische Tuschezeichnung ohne Einzelheiten und ohne Maßstab. Dennoch war die Beschreibung des Alten zutreffend gewesen. Mit dem groben Gitter senkrechter Schächte und horizontaler Tunnel, durchbrochen von sprechblasenähnlichen Ballons für die größten Abbaukammern, fühlte sich Tom an eine bessere Ameisenfarm erinnert.
    »Beim Bergbau im Fels hat man im Wesentlichen zwei Möglichkeiten«, hatte Weller erklärt. »Entweder treibt man von der Seite Tunnel in den Berg und fördert das Erz dann auf einer Rampe … «
    Tom schüttelte den Kop. »Ich komme jetzt schon nicht mehr mit. Was für eine Rampe?«
    »Einfach eine große Straße unter Tage. Aber irgendwann kommt man in eine Tiefe – Teufe, wie es der Bergmann nennt – , wo es zu teuer und unwirtschaftlich wird, nur mit der Rampe zu arbeiten.« Weller deutete auf eine senkrechte Linie. »Also legt man einen Schacht an.«
    »Und holt dann so das Eisenerz hoch?«
    »Kein Eisenerz«, erwiderte Weller. »Gold.«
    »Gold?« Tom zog die Brauen hoch. »In Michigan? Du machst Witze.«
    »Nö«, sagte Weller. »Die Ropes Gold Mine ist die berühmteste, die ist viel weiter östlich bei Marquette. Wir sind der zweitbeste Standort im nördlichen Michigan, im Gogebic County. Als der erste Yeager – das war der Vater des jetzigen Reverend – die erste Eisenerzgrube anlegte … «
    »Aus der ist dann doch der Devil’s Cauldron geworden?«
    »Der See, genau. In dieser Gegend werden stillgelegte Tagebauminen oft mit Wasser aufgefüllt. Jedenfalls kamen die Brüder auf die Idee, nach Gold zu suchen, und als sie welches fanden, begannen sie erstmals, Stollen in den Berg zu treiben und später auch Schächte zu bohren. Mit einem Schacht kürzt man Entfernungen ab. Die Erzflöze verlaufen in West-Ost-Richtung, es ist also besser, einen zusätzlichen Schacht anzulegen und in größere Teufe vorzudringen. Abgesehen davon braucht man ab einem bestimmten Punkt zusätzliche Fluchtwege, falls etwas schiefgeht – und im Bergbau geht immer etwas schief. Wenn man den Schacht an der richtigen Stelle anlegt, funktioniert auch die Belüftung besser.«
    »Durch Gegenströmung.« Das verstand Tom. Es war dasselbe Prinzip wie bei einem Haus, in dem man mehrere Fenster öffnet, je nachdem aus welcher Richtung der Wind kommt. »Also, wie viele Schächte? Ich sehe hier drei.«
    »Ja, das sind die größten von West nach Ost.« Weller berührte die senkrechte Linie, die sich auf dem Plan links von der Mitte befand und dem Mundloch, dem Bergwerkseingang, am nächsten lag. »Schacht eins, der Yeager-Schacht, ist der älteste und führt in eine Teufe von zweihundertsechzig Metern. Weiter östlich wurde Schacht zwei angelegt, der dreihundertneunzig Meter hinuntergeht.«
    Tom sah, dass neben Schacht zwei der Name Ernst gekritzelt war. Das kam ihm bekannt vor. »Moment mal. Ist das nicht der Nachname des Jungen, von dem du mir erzählt hast – der bei dem Hinterhalt umgekommen ist?«
    »Peter.« Dabei verzog Weller das Gesicht, als wäre ihm ein ekelhafter Geruch in die Nase gestiegen. »Ja, das ist er. Die Ernsts haben sich von Anfang an mit den Yeagers zusammengetan. Die beiden Familien waren schon immer eng verbandelt.«
    Toms Blick wanderte nun zum dritten Schacht, der am tiefsten war und am weitesten östlich lag. »Wer ist Finn? Ist er im Rat der Fünf, den du erwähnt hast?«
    Tom meinte, in Wellers Augen etwas aufblitzen zu sehen, aber er konnte sich auch täuschen. »Nein«, entgegnete Weller. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht viel über die Finns, außer dass sie als Partner mit ins Bergwerksgeschäft eingestiegen sind und es dann zu einem Zerwürfnis kam. Heute gibt es in Rule keinen Finn mehr.«
    »Schön. Und du bist sicher, dass es die einzigen Schächte sind?«
    »Nein, aber es sind die einzigen, auf die es ankommt. Ich weiß, dass es andere gibt, aber die sind im Vergleich dazu eher Strohhalme, gerade groß genug, dass ein paar Leute einfahren können. Ehrlich

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