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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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blieb. »Hier.« Er reichte ihr den Schlafsack, den er hinter sich hergeschleift hatte. »Breit ihn aus. Ich glaube, er ist einigermaßen trocken, und du musst aus deinen Kleidern raus.«
    »Und was soll ich dann anziehen?«, fragte sie.
    Chris hatte sein Jagdmesser gezückt und deutete damit auf einen kleinen Stapel Kleider, der neben der restlichen Ausrüstung auf der Plattform lag. »Du kannst was von meinen Sachen nehmen. Sind wohl nicht ganz deine Größe, aber dafür trocken.«
    »Aha.« Sie sah sich um. »Wo soll ich mich umziehen?«
    »Hier gibt es nur das, was du siehst.« In Nathans Stimme lag ein Hauch von Belustigung. »Du kannst dich im Schlafsack aus- und wieder anziehen.«
    Ihre Wangen glühten, aber Nathan arbeitete an dem zweiten Deckenloch, und Chris machte sich mit seinem Messer im Schnee neben dem Eingang zu schaffen. Keiner beachtete sie. Also schnürte sie ihre Stiefel auf, griff nach den Sachen – Tarnhose, eine frische Garnitur lange Unterwäsche, Socken, ein langärmliges schwarzes T-Shirt, ein grüner Schal mit passendem Pullover – und verkroch sich bis zum Hals in den Schlafsack. Rasch zog sie ihre feuchten Socken aus, ihre Jeans, die durchnässte Thermounterwäsche und nach kurzem Zögern auch ihren Slip. Wenn schon, denn schon. Dann schlüpfte sie in die seidene Unterhose. »Was machst du da?«
    »Eine Kuhle für den Kocher graben.« Chris schnitt mit seinem Messer ein Quadrat aus dem Boden und trat den Schnee mit dem Stiefel flach. »So zieht er Luft von draußen, und das Schmelzwasser sammelt sich hier und nicht oben bei uns.«
    Die Tarnhose war Lena viel zu groß, aber sie bestand aus mit Fleece gefüttertem Nylon, hatte ein Zugband um die Taille und einen Gummizug an den Knöcheln. Und vor allem war sie trocken. Jetzt streifte sie, immer noch im Schlafsack verborgen, ihr Hemd und das Seidentop ab und öffnete ihren BH , dann zog sie das trockene Seidenshirt an. »Was ist mit den Pferden?«
    »Denen geht’s gut«, sagte Nathan. »Ein Glück, dass wir ihnen meistens keine Decken umlegen, so haben sie ein dickes Winterfell bekommen. Solange sie mit dem Hinterteil zum Wind stehen und zwischen den Bäumen bleiben, macht ihnen die Kälte nichts.«
    »Wie ist es mit Futter?«
    Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »In der Satteltasche haben wir was. Wenn das alle ist, schälen wir Baumrinde für sie.«
    »Wie lange können wir hier bleiben?« Sie schlüpfte in den Pullover, zog ihr langes Haar heraus und begann, mit den Fingern die verfilzten Strähnen zu lösen.
    »Wir bleiben, solange wir müssen«, sagte Nathan, während Chris die Schneestufen hochkletterte. Zu dritt war es ziemlich eng, aber sie hatten genug Platz, um sich auszustrecken und umzudrehen. »Ein höllisches Wetter ist das. Solche Stürme halten sich oft am Lake Superior, könnte sein, dass wir vier, fünf Tage festsitzen. Auch wenn es aufhört zu schneien, sollten wir uns nicht von der Stelle rühren, bis sich der Sturm gelegt hat. Auch Windkälte kann einen ganz schnell umbringen. Wir müssen es wohl eine Weile hier aushalten.«
    »Werden sie uns nicht folgen?«, fragte Lena.
    »Eher nicht«, meinte er. »Selbst wenn wir Weller nicht hätten, der Rule auf falsche Fährten lockt, wäre wohl niemand verrückt genug, bei dem Wetter loszuziehen.«
    »Aber wir haben’s doch auch gemacht.«
    Nathan zuckte die Schultern. »Wie gesagt … «
    Sie hockten vier elende Tage in der Schneehöhle, was nach Lenas Gefühl dreieinhalb Tage zu lang war. Ohne Rückzugsmöglichkeit und trotzdem allein mit ihren Gedanken drehte sie allmählich durch. Dass nichts passierte außer dem, was in ihrem Kopf stattfand, hielt sie kaum aus. Und ihre Träume waren so schlimm, dass sie ständig hochfuhr und dachte, sie hätte im Schlaf gesprochen oder sogar geschrien. Weder Chris noch Nathan verloren je ein Wort darüber, aber sie ertappte den alten Mann immer wieder dabei, wie er sie komisch ansah. Chris brütete meistens schweigend vor sich hin. Und so herrschte überwiegend bedrückende Stille.
    Am Morgen des fünften Tages kroch Nathan durch den Tunnel herein und sagte: »Der Sturm ist vorbei. Packt zusammen. Ich mache die Pferde fertig.«
    »Gott sei Dank«, sagte Lena, als Nathan wieder nach draußen verschwand. Als sie sich aufrichtete, musste sie kurz innehalten, bis die Übelkeit nachließ. Seltsam. Ihr Magen hatte sich immer noch nicht beruhigt; Brühe hatte sie hinunterbekommen, aber sonst kaum etwas. Für eine

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