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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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– , war ein Albtraum mit beinahe tödlichem Ausgang. Auch wenn Lena nicht krank und empfindlich gewesen wäre, hätte sie von Anfang an Probleme gehabt, so viel stand fest. Und die anderen auch. Ein scharfer Wind peitschte den Schnee fast horizontal übers Land. Mit den Karten kamen sie auch nicht weiter. Der Schnee ließ Landmarken verschwimmen, und der Weg war allenfalls eine vage Ahnung.
    Vier Stunden später – sie hatten nur wenige Kilometer in Richtung Osten zurückgelegt – war Lenas Pferd im Tiefschnee in ein Loch gefallen, das der ausgerissene Wurzelstock einer umgefallenen Fichte hinterlassen hatte. Das nervöse Tier hatte ihr schon die ganze Zeit Ärger gemacht, sich mehrmals aufgebäumt, getänzelt, gebuckelt, und war überhaupt eine echte Plage gewesen. Glücklicherweise saß sie in geduckter Haltung auf dem Pferd, die Hände in die Mähne gekrallt und die Knie angezogen, sodass sie praktisch auf dem Sattel kauerte, als das Pferd ein erschrockenes Wiehern von sich gab. Zwar hörte sie im brausenden Wind das Knacken nicht, aber sie spürte den jähen Ruck. Da wusste sie Bescheid. Dasselbe hatte sie auf Brecher-Karls Farm mit angesehen. Als das Pferd in den Schnee sank, katapultierte sie sich aus dem Sattel. Wenn sie unter das Tier geriet, würde sie womöglich nie mehr aufstehen. Kurz flog sie durch die Luft, dann plumpste sie einen halben Meter tief in eine Schneeverwehung. Chris musste sich mit gegrätschten Beinen über das Loch stellen, um sie herauszuziehen. Als sie wieder auf die Beine kam, war das Pferd tot, und Nathan steckte seine Pistole ins Halfter zurück.
    Danach wollte keiner mehr weiterreiten. Es war stockfinster, und sie mochten vielleicht verrückt sein, aber nicht lebensmüde. Bei dem starken Wind brauchte man gar nicht erst zu versuchen, ein Zelt aufzubauen, wenn man nicht gerade Lust auf Parasailing hatte. Stattdessen banden sie die Pferde eng zusammen, suchten hinter ihren Leibern Schutz vor dem Wind, schlossen ihre Biwakschlafsäcke mit den Reißverschlüssen aneinander und krochen hinein. Den Rest dieser ersten Nacht verbrachte Lena eingeklemmt zwischen Chris und Nathan und zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten.
    Als sich der Himmel aufhellte, kämpften sie sich, die Pferde am Halfter führend, weiter Richtung Osten durch den Sturm voran. Weller hatte nur für Chris und Nathan Schneeschuhe eingepackt, also mussten Chris und Lena sich abwechseln. Schließlich fand Chris eine gute Stelle im Windschatten eines kleinen Hügels. Sie stampfte mit den Schneeschuhen den Pulverschnee fest, während Chris und Nathan abwechselnd mit der Schaufel und den Händen buddelten. Lena war die Anstrengung nicht gewöhnt – nach nicht einmal einer halben Stunde war sie schweißgebadet und außer Puste. Danach konnte sie sich nicht mehr warmhalten. Der Wind schnitt ihr wie mit Messern ins Fleisch. Ihre Körperwärme entwich aus allen Poren, und Hunger und Schlaflosigkeit hatten sie ohnehin schon geschwächt. Bald zitterte sie unkontrollierbar. Von einer Erschöpfung übermannt, die sich nicht mehr abschütteln ließ, wollte sie sich bloß noch zusammenrollen und schlafen. Also setzte sie sich hin – nur um kurz auszuruhen. Wenigstens sagte sie sich das. Dass sie sich hinlegte, merkte sie gar nicht mehr.
    Wach wurde sie erst wieder, als jemand sie schüttelte, und zwar ziemlich heftig. Sie glaubte, dass da auch einer schrie, aber ihre Gedanken waren wie Kerne von Wassermelonen, die einem immer durch die Finger schlüpfen, wenn man sie festhalten will. Kalt war ihr jetzt nicht mehr, obwohl ihr Schneeflocken ins Gesicht fielen. Das war gut.
    »Sie darf nicht schlafen.« Nathans Stimme drang wie aus nebelhafter Ferne zu ihr durch.
    »Natürlich nicht, sie ist ja ganz verschwitzt.« Das war Chris. »Vielleicht sollten wir umkehren. Ich könnte versuchen, Hilfe zu holen.«
    »Da können wir uns gleich hinlegen und sterben. Du weißt so gut wie ich, dass der Rat das nicht durchgehen lässt. Außerdem hättest du dich schon nach wenigen Kilometern verirrt.«
    »Du meinst, noch mehr verirrt, als wir uns schon verirrt haben?« Chris war gereizt, das hörte sie, obwohl sich dieser merkwürdige Nebel auf ihren Verstand herabsenkte. »Komm schon«, sagte er und rüttelte sie unbarmherzig. »Du musst wach bleiben, bis wir das zu Ende gebracht haben.«
    »Hau ab«, sagte sie, aber ihre Stimme klang matt und dünn. So müde war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gewesen.
    »Verdammt.« Chris ohrfeigte

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