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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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sie ein jäher, scharfer brennender Schmerz, als hätte ihr jemand ein Messer zwischen die Rippen gestoßen und es kräftig umgedreht. Als dann das Monster größer wurde und Alex’ Geruchssinn schwand, gab es weniger Auslöser, und es fiel ihr schwerer, sich zu erinnern – als wollte sie Dokumente von einer defekten Festplatte hochladen. In gewisser Weise war ihr das ganz recht gewesen. Wobei sie ihrer Tante Hannah nie gesagt hatte, dass dieses Monster, das sich in ihrem Schädel breitmachte – das ihre Erinnerungen wegfraß und sie zu Staub zertrümmerte –, manchmal beinahe eine Erleichterung war. Zwar gehörte ihr Gehirn nicht mehr ihr, aber zumindest machten sich ihre Gedanken nicht mehr selbstständig.
    Jetzt wurde ihr auch klar, dass sie ihrer Tante die Mappe für nichts und wieder nichts gestohlen hatte. Keine Chance, es noch bis zum Mirror Point zu schaffen. Ihre ursprünglichen Gründe, in den Waucamaw zu fahren, hatten sich sozusagen in Rauch aufgelöst.
    Was in Anbetracht des Mappeninhalts ziemlich ironisch war.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Alex. »Und du solltest besser mitkommen.«
    »Nein. Ich hasse dich.«
    Ja, ja, schon gut. »Okay, hör zu: Ich nehme den kürzeren Weg, den, den ich dir auf der Karte gezeigt habe und der schnurstracks ins Tal hinunterführt. Falls du dich entscheidest nachzukommen …«
    »Niemals.«
    »… vergiss dein Gepäck nicht und vergiss auch Minas Packtasche nicht …«
    Ellie hielt sich die Ohren zu. »Ich hör nichts.«
    »… denn ich habe kein Hundefutter dabei. Wenn du außerdem in dem Rucksack von deinem Großvater nachsehen und noch …«
    »La-la-la-la«, sang Ellie. »La-la-la-la.«
    »… Wasser und mehr Essen für uns mitbringen könntest, wäre das auch sehr gut.« Ehrlich gesagt wollte sie weder das Mädchen noch den Hund dabeihaben, aber Ellie war erst acht. Alex konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wie es war, so jung zu sein.
    Sie holte die Glock ihres Vaters aus dem Rucksack, schob ein volles Magazin in die Pistole, zog den Schlitten zurück und lud einmal durch. Dann sicherte sie die Waffe, steckte sie ins Halfter und befestigte es an der rechten Hüfte. »Der Weg ist tückisch, pass also auf, wo du hintrittst.«
    Ellie hatte mit dem Singen aufgehört. »Warum trägst du das?«
    Weil Jack tot ist und alle Elektronikteile verschmort sind und ich dich riechen kann, Ellie. Ich rieche Blut. Ich rieche den Hund. »Man kann gar nicht vorsichtig genug sein.«
    »Wem gehört die?«
    »Sie ist von meinem Dad. Jetzt gehört sie mir.«
    »Opa sagt, Waffen bringen Leute um.«
    Darauf wollte sich Alex nun wirklich nicht einlassen. »Warte nicht zu lange. Es wird schnell dunkel.«
    »Dann geh doch.« Ellie steckte sich die Ohrstöpsel in die Ohren. »Macht mir doch nichts aus.«
    Alex hätte gern noch angemerkt, dass der iPod nicht mehr ging, fand das aber dann doch zu gemein. »Das ändert sich, wenn es dunkel wird.«
    »Ich komm nicht.«
    »Bis später.«
    »Nein.«
    »Na gut.« Sie ging los, ohne zurückzuschauen. Doch sie spürte noch lange Ellies Blick im Nacken.

10
    D er Weg war viel schlimmer, als sie gedacht hatte. Scharfkantiger Fels und weicher, bröckeliger Kalkstein, steil, rutschig und mit toten Vögeln übersät. Jahrhundertelange Erosion durch Regen und Schneeschmelze hatte den Berg mit Rinnen und Trichtern überzogen, in denen sich Geröll, Äste und umgestürzte Bäume sammelten, bevor sie ins Tal geschwemmt wurden. Nach einer Stunde taten Alex die Knie und Beinmuskeln so weh, dass sie hätte schreien können, ihr Gesicht war schweißüberströmt, ihr Mund trocken und das Hemd klebte ihr an den Schulterblättern. Als sie stehen blieb, um Wasser zu trinken, zog sie sich bis auf ihr Sweatshirt aus, band den Parka an ihren Rucksack und nahm die Rollmütze ab, damit ihr die kühle Luft durchs Haar streichen konnte. Sie zerrte eine ihrer beiden Trinkflaschen aus der Gürteltasche, spritzte sich mit wohligem Schauder kaltes Wasser ins Gesicht. Das Wasser war Luxus. Normalerweise hätte sie damit gespart, aber es gab unterwegs einen Bach, an dem sie übernachten wollte, und sie hatte einen guten Zwei-Liter-Filter dabei, also konnte sie sich ein bisschen Verschwendung leisten. Allerdings war sie darauf angewiesen, an dem Bach ihre Wasservorräte aufstocken zu können. Danach gab es erst fünfundzwanzig Kilometer später, wenn der Weg den Fluss kreuzte, wieder die Möglichkeit zum Wasserfassen. Und dann erst wieder an der Rangerhütte.
    Aus Gewohnheit hielt

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