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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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merkte, dass er unversehens die Hand an die Nasenwurzel gelegt hatte. »Aber ich hätte schwören können …« Greg hörte, wie eine Tür ging und dann ein Wachmann rief: »Alles in Ordnung da draußen?«
    »Er denkt, er hätte was gesehen«, erklärte Pru dem Wachmann.
    »Ich hab auch was gehört«, beteuerte Greg.
    »Ja? Ich hab nichts gesehen.« Der Wachmann sah seinen Kollegen an, der den Kopf schüttelte. Dann deutete er mit dem Kinn auf die Kopfkissenbezüge. »Was habt ihr da drin?«
    »Beute«, sagte die Kapuze, »die ich jetzt wirklich gern loswerden würde, bitte.«
    »Klar. In Ordnung«, sagte Greg. Seiner Migräne wuchsen mittlerweile Klauen, die sich hinter sein linkes Auge bohrten. »Ihr habt recht. War wahrscheinlich nichts.«

47
    Der Schuss war ohrenbetäubend, ein BUUMMM , das von den Mauern des Vorraums widerhallte. Ein Mündungsfeuer, hell wie ein Blitz, erleuchtete das Steingrau der Mauer, die jetzt mit Toris Blut und Teilen ihres Hirns und Schädels bespritzt war.
    Ohne Zögern repetierte der Junge erneut durch und schwenkte die Flinte in dem Moment herum, als Sarah mit einem Aufschrei zu der Wendeltreppe des Glockenturms rannte. Sie packte die schmiedeeiserne Klinke und zog die Tür gerade noch rechtzeitig hinter sich zu. Wieder ein Blitz, ein krachendes BUUMMM . Etwas schlug gegen ihre Wade, und sie taumelte, als weitere Schrotkugeln durch das Holz schossen und ihr Splitter um die Ohren flogen. Sie rannte die glatten Stufen hoch, ignorierte den brennenden Schmerz in ihrer Wade und das Blut, das ihr übers Hosenbein und die Socke lief.
    Getroffen, er hat mich getroffen. Sie humpelte die Wendeltreppe hoch, bis ihr Bein plötzlich nachgab und sie vornüber auf die Stufen stürzte. Ihr Herz hämmerte nicht nur aus Angst, sondern vor Schmerz. Diese Schüsse musste doch jemand hören, oder? Sie war sich nicht sicher. Bei so dicken Mauern aus Stein … vielleicht auch nicht.
    Er war dort unten, wartete, überlegte, das konnte sie förmlich spüren. Muss mich in Sicherheit bringen. Immerhin hatte sie noch die Sig. Ist sie schussbereit? Sie wusste nicht mehr, wie man das prüfte. Jedes Geräusch konnte sie verraten. Der Veränderte hatte sie schon mit der Waffe gesehen. Je länger er annahm, sie wüsste nicht, wie man damit umging – was ja nicht so weit hergeholt war –, desto besser.
    Da dämmerte es ihr … Such die Sicherung. Ihre Finger tasteten die Pistole ab. Diesmal fand sie den Hebel und legte ihn um. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drehte sie sich auf den Rücken, griff an ihre Wade und schmierte sich eine Handvoll warmes Blut auf Wangen und Hals. Eine weitere Handvoll verteilte sie auf ihrer Brust. Das müsste überzeugend genug sein. Ein Blick, und er denkt, ich liege im Sterben.
    Schaudernd wischte sie sich die Hand an der Jeans ab, dann kauerte sie sich hin, machte sich möglichst klein, zischte, als der Schmerz erneut in ihr Bein fuhr. Mit Waffen kannte sie sich nicht aus, mit Geometrie schon. Sie befanden sich in einer engen Röhre mit runden Wänden; schmale, fast dreieckige Stufen führten um die Treppenspindel herum. Er war ein Junge und viel größer als sie, außerdem hatte er eine Waffe mit langem Lauf, was hieß, dass er zwangsläufig ganz dicht an der Außenwand bleiben musste. Sie hingegen war über ihm und klein. Die zittrigen Hände auf die Knie gestützt, hielt sie die Sig umklammert und zielte auf den Punkt, der ihr logisch erschien.
    »Hilfe.« Sie legte so viel Furcht und Schmerz wie möglich in ihre leise wimmernde Stimme. Das fiel ihr nicht besonders schwer. »Ich bin angeschossen. Bitte tu mir nichts. Ich sage auch niemandem, dass du hier bist. Versprochen.«
    Nichts. So funktioniert das nicht. Sie lauschte, hörte aber nur das Pochen ihres Herzens und das Rauschen in ihren Ohren. Sarah zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten. Schweiß, ölig und dick wie das Blut, das in ihren Stiefel sickerte, lief ihr über die Brauen und brannte in den Augen. »Hilfe.« Zur Bekräftigung gab sie ein jämmerliches Stöhnen von sich. »Ich bin verletzt. Bitte hilf mir.«
    Eine Sekunde später hörte sie von unten das unverkennbare Scharren eines Stiefels auf Stein. Ein Schritt. Dann noch einer.
    Er kommt rauf. Wie viele Stufen hatte sie geschafft? Sie konnte sich nicht erinnern. »Hilfe.« Ihre Hände krampften sich so fest um den Pistolengriff, dass sich die Rillen in ihre Handflächen gruben. Ihr Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. »Ich bin verletzt.«
    Noch ein

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