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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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NICHT HIER ! «, bellte Greg. Er spürte, wie seine Halsschlagader anschwoll. Gleich würde sein Schädel explodieren wie eine Granate. »Sie sind weg, und alles hängt an mir, und du bist ein verdammter Geist, ein Niemand!«
    Aber im selben Moment musste er an seine Mom und seinen Dad denken, und wie sie sich schämen würden. Seine Mutter fluchte nie, und als sein Vater ein einziges Mal die Beherrschung verlor, hatte er sich zuvor mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen. Keiner von beiden hatte je die Hand gegen Greg oder seinen bekloppten älteren Bruder erhoben, nie.
    Ja, ja, aber ihr seid doch auch nicht mehr da. Es ist alles nicht mehr so einfach, also lasst mich in Ruhe!
    »Und du«, sagte er zu Dale Privet, »du musst gerade reden. Du Dieb. Du bist hier aufgetaucht, um uns zu beklauen. Du bist nicht besser als wir.«
    »Aber ihr versteht das nicht. Ich hatte solchen Hunger«, wisperte Dale. Tränen liefen ihm aus den Augen über die Schläfen. Gregs Faust hatte ein purpurrotes Mal auf der Wange des alten Mannes hinterlassen, und an seinem Kinn klebte frisches Blut. Ansonsten war sein Gesicht kreidebleich. »Ihr wisst nicht, wie das ist, jetzt, wo nichts mehr reinkommt. Früher haben Peter und eure Jungs für Essen gesorgt, aber jetzt haben wir nichts mehr. Auch keine Hirsche, keine Waschbären. Da draußen gibt’s nichts mehr, außerdem hab ich kaum noch Munition, selbst wenn es etwas zu jagen gäbe. Was soll ich denn tun? Rinde essen? Oder Erde? Und meine Enkelin, sie ist doch noch so klein …« Abrupt verstummte Dale.
    »Enkelin?« Greg atmete schwer, und verdammt, die Migräne machte ihm echt zu schaffen, ein Pochen hinter seinen Augen, Schmerz, zähflüssig genug, um ihm aus den Ohren zu rinnen. Aber sein Herz … als würde es sich zu einer Faust ballen, wurde es hart wie Stein. »Du hast gesagt, du wärst allein.«
    »Ich …« Vor Schreck und Angst riss Dale die Augen weit auf, die Pupillen wurden klein wie Stecknadelköpfe. »Bitte. Sie haben nichts damit zu tun. Ich war es. Ihr habt die Macht, sie zu retten. Macht mit mir, was ihr wollt, aber …«
    In diesem Augenblick klickte Gregs Funkgerät, das er an der Hüfte trug, in rascher Folge: tick-tick-tick .
    »Na, wer hätte das gedacht, Dale?«, sagte Greg sarkastisch. »Rettung in letzter Sekunde.«
    Er wandte sich ab und antwortete mit einem raschen Doppelklick. Als eines von einem halben Dutzend Funkgeräten, die Rule erbeutet und an wichtige Leute verteilt hatte, war dieses Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg immer auf einen bestimmten Kanal eingestellt. Um Batterien zu sparen und eine größere Reichweite zu erzielen, verständigte man sich nur mit Klickzeichen im Morsecode. Greg lauschte der Antwort, reagierte darauf und befestigte das Funkgerät dann wieder an seinem Gürtel. »Komm«, sagte er zu Pru. »Der Späher meldet, dass etwas nicht stimmt.«
    »Das sage ich doch schon die ganze Zeit.« Kincaid hatte sich einen Gazeverband auf die Wange geklebt. Das Blut auf seinem Parka trocknete bereits zu einem rostfarbenen Fleck. Einen nach dem anderen bedachte er sie mit seinem einäugigen Blick. »Ich habe es gespürt, und hier in der Gegend gibt es normalerweise keine Erdbeben. Es ist der Anfang von etwas anderem, etwas … Bösem.«
    »Na klar«, schnaubte Aidan. »Als Nächstes verzapft er noch so einen Bibelmist wie Jess.«
    »Lass ihn in Ruhe, Aidan.« Doch Greg musste zugeben, dass die Sache mit Jess wirklich seltsam war. Kincaid hielt sie von allen anderen abgesondert, gab ihr komische Tränke, schlief sogar in ihrem Zimmer im Hospiz. Gerüchten zufolge war sie inzwischen völlig durchgeknallt und schwafelte nur dummes Zeug, sofern sie nicht gerade völlig weggetreten war. Aus Neugier hatte Greg einmal, als er einen Gefangenen im Hospiz ablieferte, abgewartet, bis Kincaid zu tun hatte, und sich dann in Jess’ Zimmer geschlichen. Aber abgesehen von einem ungemachten Bett und einem Nachttisch voller Bücher gab es dort nichts Besonderes zu sehen. Außer Jess natürlich.
    Sie sieht nicht echt aus. Als wäre sie aus Plastik. Jess kam ihm vor wie eine aufgebahrte Leiche, nur dass sie auf der rechten Seite lag, mit einem Kissen im Rücken, damit sie nicht auf den Rücken rollte, und einem zweiten Kissen unter ihrem rechten Arm. Ihre stahlgraue Mähne war zurückgekämmt und zu einem ordentlichen Zopf geflochten, und ihre Haut war so weiß wie der Verband an ihrer Stirn. Ihr Gesicht sah merkwürdig aus, mit der eingesunkenen Stirn über der

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