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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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linken Augenbraue, wo der Gewehrkolben eine Delle im Schädelknochen hinterlassen hatte.
    Aber dann war ihm aufgefallen, dass sich Jess’ Augen unter den geschlossenen Lidern bewegten. Träumt sie? Damit hatte er nicht gerechnet. Es wirkte bizarr, richtiggehend unheimlich, weil ihr Körper sonst so beunruhigend schlaff schien. Dann, ganz plötzlich, zuckten ihre Lippen, sie atmete keuchend ein und flüsterte: »Lasssiejungesiesindblind …«
    Ihm sträubten sich die Nackenhaare. Junge? Sprach sie über ihn? Mit ihm? Das ist Quatsch, Unsinn. Diese Worte waren nichts als Schall und Rauch. Ohne jede Bedeutung. Aber sie klangen für ihn zugleich so unglaublich gruselig, dass er auf der Stelle kehrtmachte und wegrannte, und keine zehn Pferde hätten ihn je wieder dort hineingebracht.
    Ohne auf Aidans beleidigtes Geplapper einzugehen, wandte sich Greg nun an Sam und Lucian. »Wenn Kincaid ihn zusammengeflickt hat, möchte ich, dass ihr beiden Dale in eine Zelle bringt, verstanden? Bis auf Weiteres braucht ihr ihn nicht mehr in die Mangel zu nehmen. Er soll mal Gelegenheit haben, in Ruhe nachzudenken.«
    »Klar, wie du meinst, Boss«, erwiderte Sam sarkastisch.
    »Ja, Boss. Sollen wir die Ketten nehmen und ihn an den Armen aufhängen?«, fragte Lucian. »Das würde die Sache beschleunigen.«
    Kincaid schüttelte den Kopf. »Der arme Kerl ist so erschöpft, er kann sich doch kaum noch auf den Beinen halten. Wenn du zulässt, dass die Jungs ihn an den Armen aufhängen, Greg, garantiere ich dir, dass er bis morgen früh erstickt ist.«
    »Ach ja?«, sagte Greg. »Meinst du, das interessiert mich auch nur die Bohne?«

13
    Nichts und niemand hätte Alex darauf vorbereiten können.
    Sie rastete aus. »Hilfe, Hilfe!« Spuckend und schniefend versuchte sie, den Kopf zu drehen, konnte ihn aber höchstens ein paar Zentimeter bewegen. Das Gewicht des Schnees war schrecklich, er gab nicht das kleinste bisschen nach. Und dann heulte sie einfach los, mit einem Schrei, der kein Ende nehmen wollte …
    Hör auf, hör auf, hör auf! Mit aller Macht unterdrückte sie ihre Angst. Rühr dich nicht, hör auf zu schreien. Sonst geht dir die Luft aus, und du bringst dich noch schneller um.
    Aber was machte das schon? Sie war allein. An ihre Pfeife kam sie nicht heran. Es hört mich sowieso keiner. Ihr Herz hämmerte, Tränen liefen ihr über die Wangen. Ich werde hier drin sterben. Luft zu holen wurde zunehmend schwieriger, als würde man das letzte Schlückchen Limonade durch einen brüchigen Strohhalm saugen. Schon tat ihr die Lunge weh, und sie begann zu keuchen. Drei Sekunden später wurde ihr bewusst, dass ihr die Augen zugefallen waren, ohne dass sie es gemerkt hatte.
    Nein, nein! Panisch riss sie die Augen auf. Zum Sterben bin ich noch nicht bereit. Nicht … Aber wieder fielen ihr die Lider zu, die Gedanken entglitten ihr. Dort unten, so weit weg, war es so finster … nicht … bereit …

14
    »Seid ihr so weit?«
    Ein Junge. Eine Stimme. Nicht die seine. Wessen dann? Chris wusste es nicht. Ihm kam es vor, als stünde er an einem Abgrund und der kleinste Stoß, der winzigste Fehltritt könnte ihn über den Rand stürzen lassen, worauf er – diesmal vielleicht endgültig – die Besinnung verlieren würde.
    »Zieh«, sagte der Junge.
    Einen Moment später ging hinter seinem Rücken ein Gasbrenner an und brannte sich von seinem Becken hoch bis in die Brust. Der Schmerz war ungeheuerlich. Vorher hatte er nicht einmal gewusst, dass er ohnmächtig gewesen war, aber jetzt wurde er brutal und schlagartig von einer roten Schmerzwelle zurückgeholt. »Aaahhh«, stöhnte er.
    »Ist er das?« Der Junge klang erstaunt.
    »Ja, warte!« Die Stimme eines kleinen Mädchens, ganz nah, fast an seinem Ohr. »Ich glaube, er ist wach! Hallo? Bist du da?«
    Da … ja … Er verlor den Faden. Hatte er überhaupt gesprochen? Vielleicht war er wieder weggedämmert. Schwer zu sagen.
    »Wahrscheinlich nur ein Reflex.« Wieder der Junge. »Eli, probieren wir …«
    »Wartet mal.« Ein zweites Mädchen, älter, die Stimme tiefer, mit leichtem Nachdruck.
    »Hat er die Augen geöffnet? Haben sie sich bewegt?«
    Der Junge: »Macht das einen Unterschied?«
    »Wenn er bei Bewusstsein ist …«, begann das ältere Mädchen.
    »Nein, seine Augen sind zu.« Wieder das jüngere Mädchen. Sie war wirklich ganz nah bei ihm. Er spürte das warme Wispern ihres Atems. »Aber als ihr die Tür angehoben habt, hat sein Gesicht gezuckt. Vielleicht tun wir ihm noch mehr

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