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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Seite, dann auf den Rücken. Der Schnee trat ihr wie ein Stiefel zwischen die Schulterblätter, drückte sie nach unten, unbarmherzig und mit gnadenloser Schwerkraft. Von der Nacht war nichts zu sehen, Alex ahnte kaum noch, wo oben war. Sie versuchte sich mit Händen und Füßen einzukrallen, um ihren Fall abzubremsen, so wie man es auf einer Rodelbahn tun würde. Doch der Schnee türmte sich immer höher über ihr, ein Wellenkamm, der sich aufbaute, kräuselte und schließlich brach. Schnee drang ihr in Mund und Nase. Keuchend hustete sie sich frei, hielt schützend die Arme vors Gesicht und scharrte verzweifelt das Weiß beiseite, um sich ein Atemhöhle zu schaffen.
    Schnee ist wie Wasser . Von oben rutschte noch immer dröhnend Schnee nach, und sie wusste, dass sie sich sehr schnell bewegte. Mit Schwimmzügen mühte sie sich dorthin, wo hoffentlich oben war, schob Schnee beiseite, kämpfte um Platz – und Atemluft. Wenn ich es zur Oberfläche schaffe …
    Da krachte etwas gegen ihre Hüfte. Vielleicht ein Stein oder ein Baum, sie wusste es nicht. Schmerz zuckte durch ihren Unterleib, und sie riss schreiend den Mund auf. Augenblicklich schoss ihr eine Faust aus Schnee in den Mund und grub sich bis in ihre Kehle – sie würgte, schlug mit den Armen, rang nach Luft. Noch ein Schlag! Diesmal gegen die Schulterblätter. Und da ploppte der Knebel aus Schnee aus ihrer Kehle auf die Zunge, sie spuckte und kratzte mit den Händen die weiße Masse vor Nase und Mund weg, schnappte nach Luft, und gleich noch mal …
    Alex spürte, dass sie langsamer wurde. Das Tempo der Lawine ließ nach, das lärmende Donnergrollen verebbte. Wir kommen unten an . Unablässig schob sie Schnee beiseite, sog Luft ein, so gut es ging. So lang kann das Gefälle nicht sein. Muss gleich aufhören …
    Auf einmal kam sie mitsamt den Schneemassen zum Stillstand. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt und den Strom abgeschaltet. Verdutzt blieb sie einen Moment reglos liegen. Nun herrschte tiefe, absolute Stille. Es war völlig dunkel. Zwar hatte sie die Augen geöffnet, doch es war nichts zu sehen. Überhaupt nichts.
    Ich bin im Schnee begraben! Angst überkam sie. Muss hier raus. Mir geht die Luft aus, ich werde ersticken, ich muss … Ihr linker Arm lag angewinkelt knapp vor dem Gesicht. Den rechten Arm hatte sie noch mühsam über den Kopf heben können, aber jetzt begann er wehzutun. Wenn sie sich ins Freie graben wollte, brauchte sie beide Hände und etwas Hartes: Leopards Messer oder den Griff der Glock, nur … sie fühlte den harten Kunststoff nicht mehr am Rücken. Hab die Glock verloren, ist wohl weggerissen worden. Das Messer hingegen war mit der Scheide an ihrem Bein befestigt, und sie glaubte, es auch zu spüren. Schwer zu sagen bei all dem Schnee. Aber wenn sie drankäme … Sie spannte den rechten Bizeps an …
    Ihr Arm rührte sich nicht. Einen schrecklichen, irrwitzigen Moment lang dachte sie: Ich hab mir die Wirbelsäule gebrochen, ich bin gelähmt, das ist es . Dann schickte sie einen wortlosen Befehl an ihre Zehen und merkte, dass sie in den Stiefeln hin- und herwackelten. Nach weiteren qualvollen Sekunden musste sie jedoch feststellen, dass ihre Beine sich kein bisschen bewegen ließen, egal, wie viel Muskelkraft sie aufbrachte. Mit den Fingern der linken Hand hingegen konnte sie ihre Wange berühren, das spürte sie, aber der ganze Arm ließ sich nicht bewegen.
    Da dämmerte es ihr. Sie war nicht gelähmt. Die Schneemassen hielten sie gefangen und ließen sie nicht mehr los.
    Sie war lebendig begraben.

12
    »Halt die Klappe!« Schnell wie eine Schlange, noch ehe aus dem Funken eines Gedankens ein Entschluss wurde, schlug Greg zu und traf Dale an der Wange. Der Schlag war hart, ein Knacken wie von einer Walnuss, die unter Druck zerbirst. Dale stöhnte auf, im selben Moment spürte Greg den Schmerz in seiner Hand – eine glühende Kugel, die ihm bis in den Ellbogen schoss. »Halt verdammt noch mal die Klappe!«, schrie er.
    »Guter Junge!«, krächzte Aidan beifällig, während Lucian und Sam johlten.
    Pru hingegen stöhnte nur: »Greg, Mann, was machst du denn da?«
    Kincaid – sein Freund, ein netter Mensch, jemand, den Greg wirklich mochte – streckte die Hände aus. Sie waren voller Blut. »Greg«, sagte er, und das eine Auge glänzte so strahlend hell, dass es wehtat hinzusehen. »Hör auf, mein Junge. Du hast das nicht nötig. Merkst du nicht, was los ist? Peter und Chris würden nie …«
    »Aber die sind

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