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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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zur elften Stunde schlagen. Gelassen entfernte sie Lord Hurleys Hand von ihrer nackten Schulter und ließ ihn, ohne sich mit einer Erklärung aufzuhalten, keuchend und mit gerötetem Gesicht in einer schattigen Ecke des Wintergartens zurück. Sie ging zum Arbeitszimmer ihres Vaters.
    Einmal dort angekommen, sah sie sich um, um sich zu vergewissern, dass sie allein war, und schloss dann die Tür mit dem Schlüssel auf, den sie zuvor gestohlen hatte. Sie trat ein. In dem Zimmer war es dunkel, aber sie fand sich auch ohne Licht bestens zurecht. Sie entzündete geschickt eine Kerze in einem prächtigen Leuchter.
    Sie verschwendete keine Zeit, die Gegenstände auf Carrs Schreibtisch näher zu betrachten. Stattdessen wandte sie sich zielstrebig dem reich verzierten, marmornen Kaminsims zu und fuhr mit ihren Fingernägeln in eine Ritze am oberen Ende, bis sie die Feder gefunden hatte. Ein Teil der Verkleidung glitt zur Seite und gab die Nische frei, in der Carr seine wichtigsten Papiere aufbewahrte.
    Sie wusste nicht, was sie suchte. Beweise, vermutete sie. Irgendeine Art von Antwort auf Donnes Anklagen.
    Carr hatte Fia einst erzählt, dass Janet McClairen, ihre Mutter, trotz ihrer verblendeten Loyalität ihren Clans-Leuten gegenüber die eine Frau gewesen war, die er geliebt hatte. Fia hatte ihm aus dem einfachen Grund geglaubt, dass es ihm so offensichtlich überhaupt nicht gefallen hatte, diese Frau zu lieben.
    Liebe, hatte er gesagt, trübte die Urteilsfähigkeit, vertrug sich nicht mit der Vernunft und beeinträchtigte die Handlungsfähigkeit eines Mannes. Das stimmte so sehr mit allem überein, was sie über Carr wusste, dass sie ihm geglaubt hatte. Aber vielleicht war er ein besserer Schauspieler gewesen, als sie angenommen hatte.
    Sie hatte ihren Vater immer bewundert, sogar zu der Zeit, als sie ihn gefürchtet hatte, denn so kalt und scharfsinnig er war, war er immer offen mit ihr gewesen. Aufrichtigkeit. Das hatte er zu dem besonderen Band zwischen ihnen beiden gemacht. Andere konnten belogen, manipuliert und gelegentlich - unvermeidlicherweise - durch Betrug verletzt werden, aber er würde sie niemals so benutzen. Bestimmt würde er sie nie an den Höchstbietenden verschachern wie . . . wie eine Hure.
    Aber vielleicht hatte Carr doch gelogen. Vielleicht war alles, was er ihr erzählt hatte, Lüge gewesen, Halbwahrheiten und Spitzfindigkeiten, um sie gefügig zu machen, sie von ihren Brüdern zu entfremden, denn die kannten die Wahrheit, um sie von der Welt abzuschneiden, während er sie schulte für ihre Zukunft... in der sie zum Verkauf angeboten werden würde.
    Vielleicht hatte Carr Janet McClairen umgebracht.
    Ihre Mutter.
    Vorsichtig holte Fia einen dicken Stapel Briefe und Papiere hervor und ging damit zum Schreibtisch. Carr würde noch Stunden mit seinen „Untertanen“ beschäftigt sein.
    Sie hatte Zeit, die Wahrheit zu entdecken und Carr zu entlarven. Gott möge ihr helfen . . .

31. Kapitel
    Rhiannon saß zusammengekauert auf der Erde, den Rücken an einen der Felsen gelehnt, die die kleine Lichtung säumten. Sie zog ihre Knie an, schlang ihre Arme darum und wartete. Die Männer aus Fair Badden schliefen.
    Während sie sie beobachtete, stieg aus dem glimmenden Lagerfeuer eine Rauchsäule wie eine unwirkliche Lilienblüte empor und verschmolz mit der schwarzen Nacht. Kein Mond und keine Sterne zeigten sich an dem ebenholzfarbenen Himmel. Das war eine gute Nacht für Beutetiere, um unterwegs zu sein. Eine gute Nacht, um zu fliehen.
    Phillip hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine Wache aufzustellen. Er war davon ausgegangen, dass eine Frau es niemals wagen würde, allein in die verlassene Wildnis fortzugehen. Da war er jedoch einem Irrtum erlegen. Sie war ein Kind dieser erbarmungslosen Berge. Welche Gefahren ihr von ihnen auch drohten, sie konnten ihr nichts Schlimmeres antun, als Phillip ihr bereits angetan hatte: sie von Ash zu trennen.
    Rhiannon wartete weitere fünfzehn Minuten, bevor sie ihre feuchten Röcke raffte und nach vorne kroch. In der Nähe -zu dicht am Lager, um eines unbemerkt zu satteln - wieherten die angebundenen Pferde leise. Lautlos ging sie die auf der Lichtung verstreuten Gegenstände durch und fand einen Wasserschlauch. Sie streifte sich den Lederriemen, der daran befestigt war, über die Schulter und richtete sich auf, von leise siedender Wut erfasst.
    Ihr ganzes Leben bestand aus einer Aneinanderreihung von aus Furcht geborenen Fluchten: die Flucht aus den Highlands, ihre

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