Ashton, der Heißbluetige
könnte nicht mehr mit mir leben, wenn ich es duldete, dass du sein Geschöpf wirst.“
„O Phillip
„Er wird dich nicht heiraten, Rhiannon.“ Phillip schüttelte sie erneut, versuchte sie zur Vernunft zu bringen, auch weil er selbst den Bann nur zu gut kannte, unter dem sie stand. „Er wird bloß so lange mit dir spielen, wie es ihm gefällt, dann wird er dich betrügen.“
Sie hob den Kopf und schaute ihn an, nicht länger mit dem unerfahrenen Blick eines Mädchens, sondern mit dem mitfühlenden Verständnis einer Frau. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Er holte tief Luft, seine Nasenflügel bebten.
„Ich werde nicht zulassen, dass er dich bekommt.“
Er bückte sich, packte sie um die Oberschenkel und warf sie sich über die Schulter.
„Phillip! Nein!“
Das Kinn entschlossen vorgereckt, ging er zu den anderen zurück, ohne ihren Bitten, ihrem Flehen und ihren Drohungen oder ihrem Strampeln und Treten Beachtung zu schenken. Er war ein anständiger Mann, ein guter Mann, und er hatte ihr den Schutz seines Namens angeboten. Sie war ihm versprochen gewesen. Er musste sie bloß aus dem Einflussbereich dieses Teufels fortbringen, und alles würde wieder werden, wie es gewesen war, bevor Merrick in ihrer aller Leben getreten war.
Vor ihm erwachten seine Freunde aus der Erstarrung, in der sie die Ereignisse verfolgt hatten, und hasteten zu ihren Pferden, während sie sich verwegen zugrinsten und aufgeregte Bemerkungen zuwarfen.
Und falls Phillip sich viel eher schlecht als siegreich fühlte, dann mussten sie das nicht wissen und würden es auch nie vermuten. Sie wussten bloß, dass Rhiannon die Seine war und er sie nicht gehen lassen würde.
Es war später Nachmittag, als Thomas Donne Ash Merrick und seinen Vater vor dessen Arbeitszimmer fand. Ash sprach mit gedämpfter Stimme, während Carr mit feindseliger Miene zuhörte. Keine anderen Gäste waren in der Nähe. Sie mach-ten sich ohne Zweifel für die nächtlichen Ausschweifungen bereit.
Bei seinem selbstgefälligen Lächeln wurden Donnes Lippen ganz schmal. Besser hätte er es sich nicht wünschen können. Er wollte Carrs Gesicht sehen, wenn er begriff, dass, welche Pläne er auch immer für Rhiannon gehegt hatte, sie vereitelt worden waren. Und, dachte Donne sich, ich hätte auch nichts dagegen einzuwenden, auf Ashs stolzen dunklen Zügen ein wenig Schmerz erkennen zu können, wenn ihm klar wird, dass sie ihn für einen anderen zurückgewiesen hat.
Diese Form der Rache an der Familie, die seine eigene vernichtet hatte, war ohnehin nur gering, doch hie und da eine kleine Befriedigung war alles, was er sich gestatten würde, bis er die Möglichkeit hatte, dieses Haus einzureißen. Watt war ein Geschenk gewesen, eine unerwartete Freude. Wie pikant, dass die Lage es Donne erlaubte, seine Rolle als Freund weiterzuspielen, selbst wenn er den entscheidenden Schlag ausführte.
„Merrick! Lord Carr!“ rief er.
Ash blickte auf. Carr hob fragend seine Augenbrauen.
Donne eilte zu den beiden Männern und achtete darauf, eine besorgte Miene aufzusetzen. Er zog Watts Brief aus seiner Rocktasche. „Ich komme eben von Miss Russells Räumen zurück. Ich war dorthin gegangen, um sie zu fragen, ob sie Lust hätte, mit mir spazieren zu gehen. Ihre Tür stand einen Spaltbreit offen. Ich trat ein und fand dies hier auf dem Fußboden. Ich weiß, dass das kein gutes Licht auf mich wirft, aber ich gestehe, ich habe die Nachricht gelesen. Ich denke, Ihr solltet es am besten selbst lesen, Sir, da Ihr ja ihr Vormund seid.“
Er hielt ihm die Nachricht hin, und Carr nahm sie stirnrunzelnd entgegen. Während er den Brief las, glättete sich seine Stirn, und sein Gesichtsausdruck verriet Überraschung. Donne wartete, und sein Herzschlag beschleunigte sich in Vorfreude, während er sorgsam darauf bedacht war, sich nicht zu verraten. Und dann . . . und dann . . . erschien auf Carrs Zügen ein Ausdruck reinen, ungetrübten Frohlockens.
Carr blickte auf, seine Augen strahlten vor Zufriedenheit. Und Erleichterung. Verblüfft starrte Donne ihn an und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Ash seinen Vater ebenfalls verwundert anschaute. Dann riss Ash ihm den Brief aus der Hand.
„Das ist verdammt gut für sie.“ Carr war es gelungen, die Freude aus seiner Miene zu verbannen, aber er konnte die Genugtuung in seiner Stimme nicht ganz verbergen. „Das hat man davon, wenn man verwaisten Gören ein Heim bietet. Undankbare Bande.“ Sein Blick fiel auf Donne. „Ihr habt es
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