Ashton, der Heißbluetige
dem Tier, bückte sich und begann die die Luft abschnürende Schlinge zu lösen.
„Lauf lieber“, stieß er aus. „Versuch dein Glück in den Bergen. Wanton's Blush ist weder für Tier noch für Mensch ein angenehmer Ort.“
Der Hund zog den Schwanz ein und sprang fort, seine Geschwindigkeit nicht im Geringsten von seinem steifen Hinterlauf beeinträchtigt. Ash stutzte, starrte dem Tier nach. „Stella?“
Es blieb stehen und schaute sich zu ihm um.
„Stella“, sagte Ash ruhig. „Komm her.“
Der Hund wandte seinen Kopf den Bergen zu, und seine feuchte schwarze Nase zitterte leicht.
„Komm.“
Zögernd kam der Hund zu ihm zurück. Es war Stella. Ein kleiner Hoffnungsfunke erwachte in Ashs betäubtem Herz zum Leben. Rhiannon hätte Stella niemals auf Wanton's Blush zurückgelassen. Was auch immer sie vorgehabt hatte, als sie gegangen war, um Phillip zu treffen, sie hatte geplant zurückzukehren. Sie war nicht freiwillig von hier fortgegangen. In seine Freude mischte sich Besorgnis. Er musste sie finden. Rasch ging er zu den Ställen.
„Ash!“
Er schaute zurück. Fia hastete mit wehendem Umhang über den Hof. „Warte!“ rief sie.
Er wollte sich so schnell wie möglich auf den Weg machen, doch er blieb stehen, bis sie bei ihm angekommen war.
„Du reist ab“, sagte sie.
„Ja.“ Er hatte es eilig, endlich aufzubrechen, aber Fia wollte offensichtlich mit ihm reden, und er wusste, dass Rhiannon, auch wenn sie Watt nicht aus eigenem Willen begleitete, dennoch keine Gefahr von ihm drohte.
„Du wolltest dich nicht tränenreich von Vater verabschieden?“ Ihr strahlendes Lächeln war spöttisch. „Oder von deiner kleinen Schwester?“
Seine eigene Verletzlichkeit half ihm, die unterschwellige Enttäuschung in ihrer jungen Stimme wahrzunehmen. Er betrachtete sie traurig. Was auch immer aus Fia geworden war, sie war dazu gemacht worden, ohne gefragt zu werden. „Fia, möchtest du von hier fort?“
Seine Worte überraschten sie. Ihre ebenmäßigen Züge wurden vor Verwunderung weich. Sie musterte sein Gesicht argwöhnisch, als suche sie nach einem Anzeichen, dass er es nicht ernst meinte. „Nein, nein . . . ich kann nicht.“ Die Worte kamen zögernd über ihre Lippen. „Wo sollte ich hingehen? Was sollte ich tun?“ Sie reckte ihr Kinn. „Warum sollte ich überhaupt von hier fortwollen?“
„Ich kann dich jetzt nicht mitnehmen“, erwiderte Ash, der das Misstrauen in ihrem Blick gesehen hatte. „Nicht jetzt. Aber wenn du möchtest, werde ich deinetwegen zurückkommen, Fia.“
Sie öffnete den Mund für eine beißende Bemerkung, aber dann schloss sie ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben.
„Denk darüber nach, Fia. Ich werde dir schreiben. Versprochen.“
Er rief den Hund an seine Seite und war fast schon an ihr vorbei, als sie ihn am Ärmel packte. „Wohin gehst du?“
„Rhiannon“, entgegnete er knapp.
Sie runzelte die Stirn. „Sie ist fort?“
„Ja.“
„Aber das kann sie nicht. Sie darf nicht.“ Fias seidige Stimme war vor Furcht so rau geworden, dass Ash davon abließ, ihre Finger von seinem Ärmel zu lösen.
„Was weißt du, Fia?“ fragte Ash eindringlich. Sie zögerte. „Fia!“
„Ich denke, Rhiannon droht von Carr Gefahr. Vergangene Nacht habe ich seine Briefe gelesen, alle . . .“
„Was hast du dort gefunden, Fia?“ fiel Ash ihr ins Wort.
„Ihr Bruder, Ian Russell, er lebt. Er lebt auf einer Insel vor Amerika, die den Franzosen gehört.“
„Immer noch am Leben?“ Ashs Anspannung ließ nach. „Dann ist Rhiannon keine Erbin. Sie sollte in Sicherheit sein. Sofern Carr niemanden beauftragt hat, ihren Bruder umzubringen.“
Er sprach die Mutmaßung aus, ohne darüber nachzudenken, und war entsetzt, als er Fia erbleichen sah. Gütiger Himmel, dachte er verwundert, sie weiß nicht, wozu Carr fähig ist, und entdeckt es erst jetzt allmählich.
„Ja“, sagte sie geistesabwesend und mit gedämpfter Stimme. „Ich denke nicht. . . Russell hat Carr Geld geschickt für Rhiannons Lebensunterhalt und eine hübsche Mitgift. In den vergangenen zehn Jahren hat Russell Carr mehrere Tausend Pfund geschickt. Geld, das Rhiannon nie zu Gesicht bekommen hat.“
Der vierteljährliche Eingang in Carrs Rechnungsbuch. Der Besitz in Übersee, den Carrs Verwalter erwähnt hatte. Natürlich.
„Das ist noch nicht alles“, fuhr Fia fort, hob den Kopf und sprach gefasst, zu gefasst. „Ich habe einen Brief von diesem
Ian Russell gefunden. Obwohl er ein jakobitischer
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