Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Zara. »Dieses Monstrum bringt ihn sonst um!«
    »Und wie sollen wir das anstellen?« Schaudernd erinnerte ich mich an die Wucht des Schlags, mit dem Belchior mich meterweit durch die Luft befördert hatte. »Belchior ist viel stärker als ein Mensch. Wir haben keine Chance gegen ihn.«
    Zara dachte mit verkniffenem Gesicht nach. Dann setzte sie sich in Bewegung. »Wir brauchen eine Waffe!«
    Asmoduin und Belchior taumelten unterdessen als ineinander verschlungenes Bündel quer durch den Raum. Noch immer lagen die Hände des älteren um den Hals des jüngeren Teufels, drückten unbarmherzig zu. Asmoduin seinerseits deckte seinen Gegner mit einem Hagel von Fausthieben ein. Seine kleinen, dafür nicht minder spitzen Zähne gruben sich in den Rücken von Belchiors haarigen Pranken.
    So tapfer er sich wehrte, ich ahnte, dass Asmoduin den Bärenkräften seines Gegners nicht mehr lange würde trotzen können. Bereits jetzt wurde der Rhythmus seiner Schläge langsamer, sein Gesicht begann, dunkelrot anzulaufen.
    Hinter mir wühlte sich Zara durch den Unrat vor dem riesigen Regal. Als ich bei ihr ankam, hörte ich sie gepresst fluchen. »Heiliger Swarovski, hier gibt es ja bloß Müll!«
    »Was dachtest du denn? Falls sie an unserer Schule nicht vor hundert Jahren zufällig mal Schwertkampf unterrichtet haben, gehen unsere Chancen, hier eine Waffe zu finden, gegen null.«
    Ich wandte mich dem Haufen zu, der bei Asmoduins Einschlag ins Regal zu Boden gegangen war. Eine große Kiste war dabei herabgestürzt, ihr Deckel beim Aufprall aufgesprungen. Eine Woge identischer, länglicher Gegenstände hatte sich daraus ergossen. Prüfend nahm ich einen davon in die Hand. Er sah aus wie ein breites Lineal aus angegammeltem, bräunlichem Holz, bedruckt mit einer verwirrenden Menge an Zahlen und Strichen. In die Mitte war eine bewegliche Zunge eingelassen, so lang wie das Lineal selbst. Sie ließ sich herausziehen, wobei sich die aufgedruckten Zahlen und Markierungen gegen die äußeren verschoben.
    Im selben Moment, als mir dämmerte, wo ich etwas Ähnliches schon einmal gesehen hatte, wusste ich auch wieder, worum es sich handelte: Vor Urzeiten hatte mir Oma Bessie einmal so ein Ding vorgeführt. Es hieß Rechenschieber und hatte lange vor dem Siegeszug des Taschenrechners dazu gedient, schnell und unkompliziert Multiplikationen und Divisionen durchzuführen. Je nachdem, welche logarithmischen Skalen aufgedruckt waren, konnte man mit so einem Ding sogar Wurzeln ziehen, Quadratwerte berechnen und vieles mehr – erstaunlich, wenn man bedachte, dass diese Erfindung schon mehrere Jahrhunderte alt war. Heute, wo jedes Kleinkind einen eigenen PC besaß, waren Rechenschieber im Mathematikunterricht natürlich überflüssig wie ein Kropf.
    Im Kampf gegen einen stocksauren Teufel leider ebenso!
    Ich ließ den Rechenschieber fallen und warf einen bangen Blick über die Schulter. Irgendwie war es Asmoduin gelungen, sich an Belchiors Armen entlang bis zu dessen Kopf vorzuarbeiten. Nun hing er wie ein knallroter Rucksack an seinem Nacken und schlug seine Zähne in dessen spitze Ohren. Belchiors Hände umklammerten jedoch noch immer seine Kehle. Die schwarzen Augen des kleinen Teufels quollen weiter und weiter aus seinem Schädel, der gepfeilte Schwanz peitschte verzweifelt hin und her.
    »Pntkl«
, ächzte er, als er meinen Blick spürte.
    Belchiors Ohr in seinem Mund verhinderte, dass ich ihn verstand. Erst, als er es freigab und das Wort wiederholte, begriff ich.
    »Pentakel!«
    Natürlich: Wenn es mir gelang, das Pentakel des Branzothep auf den Boden dieses Raumes zu praktizieren, und wenn Belchior im Eifer des Gefechts hineinstolperte …
    Hastig tastete ich meine Taschen nach dem Kreidestück ab. Doch ich konnte es nicht finden. Ich musste es nach getaner Arbeit oben im Korridor liegen gelassen haben.
    Verflixt! Hektisch sah ich mich um. Ob es hier unten Kreide gab?
    In diesem Augenblick taumelten die beiden Teufel brüllend in unsere Richtung. Belchiors Schulter krachte gegen meine noch immer schmerzende Brust. Ich verlor den Halt und kippte rückwärts mitten zwischen die Rechenschieber.
    Als ich mich mühsam aufrappelte, in jeder Hand mehrere der nutzlosen Rechenhilfen, hörte ich plötzlich die Stimme von Sektorian Sekundus in meinem Kopf widerhallen:
    Laut Prinn würde es sogar ausreichen, das Muster aus Stöcken oder mit Seilstücken nachzubilden
.
    Verdutzt starrte ich auf die Rechenschieber in meinen Händen.
    Das war
die
Eingebung!

Weitere Kostenlose Bücher