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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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seinem Bauch nicht verlassen konnte, hatten wir über eine Stunde lang versucht, etwas an diesem Zustand zu ändern. Wieder und wieder hatte ich den dämlichen Bannspruch rückwärts aufgesagt, schließlich sogar mit wild durcheinandergewürfelten Worten und Silben. Ohne Ergebnis.
    Ich durchforstete meine Comicsammlung nach einem vergleichbaren Fall (meine Idee). Umsonst. Ich holte Schokorosinen und zwei Vorratspackungen Kuvertüre aus der Küche und gab sie Asmoduin zu essen für den Fall, dass die Aufhebung des Bannes erst im gesättigten Zustand wirksam würde (sein Vorschlag). Ebenfalls ohne Resultat.
    Schließlich klappte ich erschöpft auf dem Bett zusammen und fiel in einen unruhigen, viel zu kurzen Schlaf. Mein letzter wacher Gedanke galt der Hoffnung, dass die ganze Angelegenheit am nächsten Morgen, wie ein Sprichwort optimistisch behauptete, ganz anders aussehen würde.
    Tatsächlich sah beim Erklingen des Wecksignals überhaupt nichts anders aus. Im Gegenteil: Als ich mich wankend vom Bett erhob, befiel mich der böse Verdacht, dass alles nur noch viel, viel schlimmer kommen würde …
    Auf dem Weg in die Küche lernte ich die unerfreulichen Begleitumstände des Fesselbanns näher kennen: Asmoduin konnte sich nicht weiter als rund ein Dutzend Schritte von mir entfernen. Verließ ich das Zimmer und ging den Flur entlang, wurde er von einem unwiderstehlichen Sog erfasst, einer Art magischem Magnetismus, und musste mir folgen, ob er wollte oder nicht. Ich vermutete, dass dasselbe Phänomen ihn in der Nacht am Durchklettern des Fensters gehindert hatte.
    In der Küche, wo Mom wie üblich Cornflakes, Eier und Toast vorbereitet hatte, hätte unsere neue, innige Verbundenheit zu einer ziemlich spektakulären Szene führen können. Die Rettung brachte eine weitere Besonderheit von Asmoduins Bannung: Wie sich herausstellte, war Mom nämlich nicht in der Lage, den rothäutigen Quälgeist zu sehen! Für sie war er noch immer so unsichtbar, wie er es in den vergangenen Tagen für mich gewesen war. Offenbar war nur ich als Verhänger des Bannes fähig, durch Asmoduins Sichtschutz aus komprimierter Luft zu blicken.
    So erleichtert ich darüber war, so sehr irritierte es mich, als er sich kurzerhand neben mich auf einen Küchenstuhl fallen ließ, mit gierigem Blick den gedeckten Tisch musterte und laut vernehmlich rief: »Knochenbruch und Brechdurchfall! Euer Oberwelt-Fresschen sieht verdammt passabel aus!«
    Entsetzt drehte ich mich zu Mom um, die vor dem Toaster stand und darauf wartete, dass er zwei weitere geröstete Weißbrotscheiben ausspuckte. Nicht einmal das Zucken einer Wimper verriet, dass sie Asmoduins Worte vernommen hatte.
    Sie konnte ihn auch nicht
hören!
    Bevor ich mir Gedanken über diesen Umstand machen konnte, sprangen die Brotscheiben heraus. Mom drehte sich um und legte sie zu den anderen auf einen großen Teller in der Mitte des Tischs. Dann drückte sie mir einen feuchten Schmatzer auf die Stirn (sie weiß, dass ich das hasse, aber just aus diesem Grund scheint es ihr umso größeres Vergnügen zu bereiten) und verließ die Küche. Ich hörte ihre Autoschlüssel im Flur klingeln, das obligatorische »Seh dich heute Nachmittag«, und sie war weg.
    »Ist sie deine Sklavin?«, erkundigte sich Asmoduin interessiert und zog den Toastteller zu sich heran.
    »Äh … so was Ähnliches«, erwiderte ich, als ich sicher war, dass die Wohnungstür ins Schloss gefallen war. »Sie ist meine Mutter.«
    »Hämorrhoid und Krötenschleim! Deine Mutter bedient dich wie ein niederer Lakai?« Sein rotes Gesicht verzog sich ungläubig. »Ich bin beeindruckt, Schwabbel. Bei uns zu Hause ist es genau andersherum: Alle müssen springen, wenn meine Alte ruft, sogar mein Vater.« Er schnüffelte einmal quer über den Tisch, dann griff er zielstrebig nach dem Glas mit der Nussnugatcreme.
    In derselben Zeit, die ich brauchte, um mir lustlos eine halbe Schüssel Cornflakes reinzuwürgen (ich hatte absolut keinen Appetit, was normalerweise selten vorkommt), mich anzuziehen und mir nebenan die Zähne zu putzen, schaffte es Asmoduin, sich insgesamt zwölf Scheiben Toast mit fingerdick Nugatcreme einzuverleiben (die letzten acht ungeröstet, weil die Sicherung in der Küche herausflog, als er versuchte, den Toaster in Betrieb zu nehmen).
    Schließlich nahte der Moment, vor dem mir bereits seit dem Aufwachen graute: Ich musste die Wohnung verlassen und in die Schule. Oder besser gesagt:
Wir
mussten!
    Auf dem Weg zur

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