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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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mich daran zu erinnern, dass ich in die Schule musste. Dabei schwirrte mir der Schädel nach wie vor von den verwirrenden und beunruhigenden Dingen, die ich erfahren hatte. Ich wollte nur noch eins: Den kleinen Teufel loswerden – wenn möglich, ohne dabei irgendwelche Körperteile einzubüßen.
    »Warum haust du nicht einfach ab?«, wollte ich wissen. »Wenn regelmäßig welche von deinem Volk hier heraufkommen, müsstet ihr doch irgendwo Teleportmaschinen installiert haben, mit deren Hilfe ihr zurück in eure Heimat gelangen könnt.« Ich deutete auf das klebrige Heptagramm. »Und bei dir zu Hause werdet ihr schon irgendein Mittel haben, um das Blatt von deinem Bauch runterzukriegen.«
    Asmoduin sah aus, als sei er hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen. »Du kapierst echt gar nichts, was? Solange du den Bann nicht löst, kann ich
nirgendwohin
gehen. Ich bin an dich gefesselt wie mit einem Paar überdimensionaler Handschellen. Wenn ich versuchen würde, mich aus deinem Fenster zu schwingen, würde ich gegen eine unsichtbare Mauer prallen und mir gehörig den Schädel stoßen.« Als ich nichts erwiderte, schlug er vor: »Wie wär’s, wenn du es für den Anfang mal mit etwas ganz Simplem versuchen würdest? Mit gesprochenen Worten zum Beispiel? So was wie ›Hiermit hebe ich den Bann auf, der den mächtigen Asmoduin in dieser Sphäre festhält‹?«
    »Hiermit hebe ich den Bann auf, der Asmoduin in dieser Sphäre festhält.«
    Der Teufel sah an sich herunter, zupfte probehalber an dem Heptagramm. »Scharlach und Schwefelsäure! Das reicht nicht.« Er überlegte kurz, dann schnippte er mit den Fingern. »Ich hab’s: Du musst die Formel, die du runtergebetet hast, als du das Heptagramm unter dem Bett deponiert hast, rückwärts aufsagen!«
    Das hörte sich logisch an. Ich angelte mir den Zettel vom Schreibtisch und begann, die lateinische Wortfolge von hinten nach vorne aufzusagen.
    Dreimal verhaspelte ich mich und musste neu anfangen. Beim vierten Mal lief alles glatt: Kaum hatte ich die letzten Silben ausgesprochen, begann die Luft im Zimmer zu vibrieren, als hätte jemand einen riesigen, unhörbaren Gong geschlagen. Die honigartige Masse unter dem Blatt an Asmoduins Bauch erglühte wie ein Leuchtstab aus dem Campingbedarf. Dann verlosch sie, und das Papier segelte zu Boden.
    »Ha!«
Mit einem Satz war Asmoduin auf dem Fensterbrett und machte sich am Riegel des Fensters zu schaffen.
    »Vergiss nicht, was du versprochen hast«, erinnerte ich ihn und wich vorsichtshalber in Richtung Zimmertür zurück.
    »Der große Asmoduin gehorcht nichts und niemandem!«, blaffte der Teufel und riss das Fenster auf. »Dafür, dass du mich beleidigt und entwürdigt hast, wirst du deine gerechte Strafe erhalten, Sterblicher – wann immer ich mich dazu entschließen sollte, sie dir angedeihen zu lassen. Fürs Erste jedoch heißt es: auf und davon!« Mit diesen Worten schwang er sich nach draußen.
    Oder besser: Er versuchte es.
    Ein dumpfes
Plönk
ertönte. Asmoduin stieß einen Schrei aus, stürzte hintenüber und blieb exakt dort, wo ich noch einen Augenblick zuvor gesessen hatte, auf dem Rücken liegen wie ein übergewichtiger Käfer.
    »Massenmord und Blitzkrieg«, fluchte er und rieb sich den Kopf. Sein Blick fixierte erst den von einem blassen Dreiviertelmond beleuchteten Garten jenseits des Fensters, dann das auf dem Boden liegende Blatt mit dem Heptagramm und schließlich mich.
    »Ich fürchte, wir haben ein Problem, Schwabbel.«

Kapitel 10 in dem ein Schultag noch bedeutend katastrophaler verläuft als üblich
     
    Als mein Wecker um 6:30 Uhr klingelte, trafen mich zwei grässliche Erkenntnisse wie Schläge mit einem kalten Waschlappen ins Gesicht.
    Die erste: Ich konnte bestenfalls eine halbe Stunde geschlafen haben – und fühlte mich entsprechend.
    Die zweite Erkenntnis hockte mit baumelnden Füßen auf dem Fensterbrett und glotzte mit einem hinterhältigen Grinsen zu mir herüber. »Na, Schwabbel? Ausgepennt? Wird auch Zeit, ich langweile mich zu Tode!«
    Die Erlebnisse der vergangenen Nacht waren also kein aberwitziger Traum gewesen, wie man sie manchmal kriegt, wenn man sich nach einer zu großen Pizza mit Meeresfrüchten schlafen legt. Asmoduin war nach wie vor da, und nach wie vor war er nicht gerade die Sorte Person, der man nach einer viel zu kurzen Nachtruhe als Erstes ins knallrote Gesicht blicken wollte.
    Nachdem klar gewesen war, dass der kleine Teufel mein Zimmer auch ohne das klebrige Symbol auf

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