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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Kräutersammeln und Sudkochen umsonst gemacht hätte und bis zum nächsten Neumond würde warten müssen, bevor sie sich das nächste Mal ihren geliebten Tee zubereiten konnte.
    Das Unglück schien sich recht einfach verhindern zu lassen: ein rascher Schubs in die Gegenrichtung, und die Kanne würde wieder sicher stehen. Wenn ich schnell genug war, bekäme Mrs Seweryn davon gar nichts mit.
    Ich hechtete vorwärts und schubste. Aber statt die Kanne elegant zurück auf den Tisch zu schieben, versetzte ich ihr einen Schlag, der sie nach der anderen Seite umkippen ließ.
    Es schepperte, ein Schwall bräunlich gelben Tees ergoss sich quer über die Tischplatte. Und über die dort ausgebreiteten Unterlagen.
    Mrs Seweryn, die den Eindruck haben musste, ich hätte den Inhalt ihrer Kanne mit voller Absicht über ihre Papiere gekippt, wurde in erstaunlich kurzer Zeit erstaunlich wütend. Und erstaunlich laut, zumindest für eine Dame ihres Alters. Bei genauerer Betrachtung blieb ihr aber auch gar nichts anderes übrig, denn irgendwie musste sie das Gelächter und den spontanen Szenenapplaus übertönen, den meine Mitschüler von sich gaben. Was ich trotz des Radaus verstand, war, dass ich mich in der Pause beim Rektor melden sollte. Den Rest der Stunde verbrachte ich auf dem Flur vor der Tür.
    »Warum hast du das gemacht?«, zischte ich Asmoduin an, der mir auf den Flur gefolgt war.
    Der Teufelsspross sah mich mit großen Augen an und legte den Kopf schief. »Keine Ahnung. Vermutlich aus demselben Grund, warum ich dir deinen schäbigen Dinosaurier zerkaut, im Laden das Geschirr zerdeppert, dem Großmaul in der Turnhalle die Weichteile bombardiert und deiner Oma Hundekacke in ihren Zeitmesser gepackt habe.«
    »Nämlich?«
    »Weil ich es
kann.«
Er grinste unverschämt. »Und weil mir gerade danach war.«
    Die Unterredung mit Rektor Ardagh in der großen Pause war unangenehm, aber erträglich – maßgeblich, weil Asmoduin beschloss, mir nicht ins Büro zu folgen. Er blieb im Vorzimmer, wo es in den folgenden Minuten gleich mehrfach ganz erbärmlich schepperte, krachte und klirrte, beim dritten Mal begleitet von einem spitzen Schrei der Sekretärin. Was immer Asmoduin da draußen anstellte, es lag nicht in meiner Macht, es zu verhindern. Ich war ganz damit beschäftigt, mich von Mr Ardagh zur Schnecke machen zu lassen.
    Die nächsten beiden Stunden verstrichen ohne größere Zwischenfälle, ebenso die zweite große Pause. Asmoduin begnügte sich damit, in den Rucksäcken willkürlich ausgewählter Schüler Getränkebeutel anzupiksen, Dreck und Nacktschnecken auf Pausenbroten zu verteilen oder einfach Kindern auf dem Schulflur ein Bein zu stellen.
    Schließlich nahte die letzte Stunde. Ich atmete auf – zumindest, bis ich einen Blick auf den Stundenplan warf: Sport bei Mr Grendel.
    Ich betrat das kastenförmige Nebengebäude, in dem die Turnhalle untergebracht ist, mit gemischten Gefühlen.
    »Wie man hört, bist du unter die Aufreißer gegangen, Hippo?«, begrüßte mich Faust in der Umkleide. Sofort brachen die anderen Jungs in albernes Gekicher aus. Die Nachricht von meinem »Anmachversuch« bei Ellie Dennison – nebst der Kunde von ihrer schlagfertigen Reaktion – hatte bereits an der ganzen Schule die Runde gemacht.
    »Hey, Puppe«, grölte Faust in ohrenbetäubender Lautstärke, wobei er vergeblich versuchte, meine Stimmlage nachzuahmen, und schlug Ernie Weinlaub, aufgrund seiner für einen Dreizehnjährigen höchst beachtlichen Körperbehaarung »Petzi« genannt, mit der flachen Hand auf den Hintern. »Wie wär’s mit uns beiden, heh? Wenn du mit mir ausgehst, mach ich für den Rest deines Lebens deine Mathe-Hausaufgaben für dich.« Als sich das Kichern ringsum in lautes Gelächter verwandelte, trat Faust zu mir, brachte sein aknezerfurchtes Gesicht dicht neben meins und flüsterte: »Keine Sorge, Hippo. Ich hab nicht vergessen, was du hier letzte Stunde abgezogen hast. Das bekommst du zurück. Nachher mach ich dich
ka-putt!
«
    Ich bemühte mich, die oft gehörte Standarddrohung zu ignorieren, und zog mich möglichst unbeteiligt um. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Asmoduin neben dem Durchgang zur Halle stand und das Geschehen mit Interesse verfolgt hatte. Für einige Sekunden blieb sein Blick auf Faust geheftet, der jetzt mit sorgfältig einstudierter Bodybuilder-Pose in ein Paar Shorts aus buntem Glanzstoff stieg. Auf Asmoduins rotem Teufelsgesicht lag ein nachdenkliches, irgendwie gefährlich wirkendes

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