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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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autistischen Menschen in der documentahalle Kassel organisiert, die großen Zuspruch fand. Dargeboten wurde eine breite Palette künstlerischer Arbeiten, von Malerei über Collagen, gegenständliche Kunst und Literatur bis hin zur Fotografie.
    Deutlich wurde dabei, dass sehr viele der Aussteller es genossen, für ihre Kunstwerke Anerkennung und Bewunderung zu erhalten. Andere Betroffene wiederum entdeckten den entspannenden Effekt ihrer Beschäftigung, und dies, obwohl die Kunst als »ein duftendes Ungewiss« (B. Eikenberg, zit. in Kaminski u. Elsen 2010, 197) erlebt wurde und alles nicht Planbare und nicht Kontrollierbare ja für viele autistische Menschen eine große Herausforderung darstellt: »Mut heißt Angst überwinden, etwas Neues wagen und Probleme anzugehen. Ich sehne mich danach, denn es ist ein erhabenes Gefühl, etwas geschafft zu haben. Ich komme nur weiter, wenn ich Neuland betrete und alte Ängste besiege« (S. Heiser, zit. in Kaminski u. Elsen 2010, 212).
    Man beschritt hier also einen mutigen neuen Weg und wurde überrascht vonÄußerungen des Wohlgefühls, von der Begeisterung und dem Engagement autistischer Menschen, als es darum ging, etwas von sich selbst mitzuteilen und die eigenen Fähigkeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Vieles, was im direkten Kontakt zu kurz kommt, kann so über die Kunst kommuniziert werden. Dieser Aspekt sollte daher auch bei der therapeutischen Arbeit mit den Betroffenen künftig noch stärkere Beachtung finden: »Hier kommt nun die spontane Manifestation der Kreativität ins Spiel: Denn sie kann den Schlüssel bieten, die eingeschlossene Person zu befreien. Das macht es so wichtig, sich auf die Kreativität zu konzentrieren und nicht auf Krankheit oder Fehler« (Cardinal 2010, 292).
    Bei der Eröffnung der Kunstausstellung in Kassel schließlich wurde deutlich, dass die vielen anwesenden autistischen Künstler auch den feierlichen Rahmen sehr genießen konnten. Solche Aktionen sind insgesamt also eine große Chance für alle Beteiligten. Sie können deutlich machen, wie schön und bereichernd sich das bunte Miteinander verschiedener Menschen gestalten kann, wenn jeder die Möglichkeit erhält, sich nach seinen Fähigkeiten und Vorstellungen einzubringen.
Beide Seiten beachten – Stärken und Schwierigkeiten
    Doch darf trotz allem nicht vergessen werden, dass viele autistische Menschen lebenslang auf Unterstützung angewiesen sein werden. Ohne fremde Hilfe werden sie keinen Zugang bekommen zu einer Welt, die ihnen oft genug fremd und verwirrend erscheint. Insbesondere alle neuen Situationen, auch wenn sie eigentlich aus einfachen Aktionen bestehen, sind es, die ihr Leben so schrecklich anstrengend machen. Und an diesem Punkt bietet die Stärken-Perspektive auch Anlass zu deutlicher Kritik. Es ist wichtig, auch den Unterstützungsbedarf der Betroffenen nicht zu vergessen, beide Seiten müssen berücksichtigt werden. Die Ressourcen und die besonderen Fähigkeiten sind zu fördern und zu nutzen, aber gleichzeitig muss die notwendige Unterstützung und Hilfe gewährt werden, um autismustypische Schwierigkeiten zu mildern und die eigene Situation in einem Ausmaß zu verbessern, wie es sinnvoll und auch persönlich wünschenswert erscheint.
    Beide Aspekte, Stärken und Schwierigkeiten im Leben eines autistischen Menschen bzw. im täglichen Zusammenleben mit ihm, werden im abschließenden Zitat von Martina Schmidt zusammengefasst. Es stellt ein ermutigendes Beispiel dafür dar, dass es gelingen kann, einander einzuladen, Teil des jeweils eigenen Lebens zu werden und das Zusammenleben für alle Beteiligten schön und bereichernd zu gestalten:
    Â»Das Leben mit (meinem Mann) stellt für mich immer noch eine Herausforderung dar, für die ich einen Berg Geduld und Nerven wie Stahlseile brauche. Aber es ist andererseits auch niemals langweilig. Es ist meine Bürde und meine Freude zugleich. Ich möchte das Leben mit (meinem Mann) mit dem Leben an den fruchtbaren Hängen eines perfekt geformten, symmetrischen Vulkans vergleichen. Wer dort als Besucher vorbeikommt, erlebt ihn meist als einen wunderschönen, aber irgendwie eigenartigen, einzigartigen Berg, auf dem die Götter sitzen müssen. Wer aber wie ich dort lebt, bekommt mehr mit: Sein gelegentliches Rumpeln lässt mich Zuflucht im Keller suchen und seine Asche schwärzt meine

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