Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Blut der Gefallenen und in den Gossen flossen Ströme von Körperflüssigkeiten aller Rassen und Völker, die im unterirdischen Kanalisationssystem verschwanden. An den Einfallstraßen zum Platz türmten sich die Leichen bereits schritthoch auf, da die Dämonen verhindern wollten, dass noch mehr der Allianztruppen in die Schlacht eingriffen. Die ersten Vampirritter tauchten auf und schlugen sich wie ein schwarzer Keil durch die Massen, dabei nahmen sie weder auf Freund noch Feind Rücksicht.
Die ganze Nacht wurde gekämpft, und als die Sonne aufging, ließ auch die Kampfkraft der Vampire nach und sie wurden langsam zurückgedrängt. Keine der beiden Seiten konnte einen wirklichen Vorteil erringen, die Massen der Krieger wogten hin und her. Die Generäle ließen Heiler an die Front bringen und in den verbrannten Ruinen notdürftige Hospize einrichten. Truppen wurden in die Schlacht geworfen und wieder zurückgezogen, damit sie neue Kräfte sammeln konnten. Auch die sechs Kampfgefährten sahen müde und ausgelaugt aus. Eriel hatte seine magischen Kräfte überanstrengt, er saß leichenblass und mit kaltem Schweiß auf der Stirn in einer Ecke und starrte vor sich hin. Rugor war zwischenzeitlich zu Ari und ihren Freunden gestoßen. Das Wiedersehen war herzlich, die plötzliche Heiterkeit passte ganz und gar nicht in das Bild der ringsum tobenden Schlacht. Der Baron gab seinen Kampfgefährten einen kurzen Abriss über die Lage und fragte nach Lösungsmöglichkeiten, um die Pattsituation zu ihren Gunsten aufzulösen. Doch keiner wusste eine Antwort auf den nicht enden wollenden Strom, der aus dem Palast kam.
Während sie dasaßen, ihr Erlebtes kurz berichteten und Pläne besprachen, hallte ein unirdisches Brüllen über den Schlachtplatz. Die Gefährten sprangen auf und erklommen den zweiten Stock ihrer Ruine, um einen besseren Blick auf die ehemalige Kaiserresidenz zu bekommen. Aris Blick fiel auf den Turm, aus dem sie entkommen war. Seine Spitze war von einem Katapulttreffer zerstört worden. Auf seinen Trümmern stand eine dämonische Gestalt, die so groß wie drei Männer war und ledrige Schwingen ausbreitete. Der Körper war aufgedunsen und wirkte unförmig, der Schädel eine Fratze aus Reißzähnen und Hörnern. Mit markerschütterndem Wutgeschrei stürzte sich die Bestie von den Turmresten und landete donnernd mitten auf dem Schlachtfeld. Knisternd entluden sich magische Energien, als sie den Boden berührte. In jeder der gewaltigen Pranken schwang sie eine zweischneidigeAxt, die einen Ochsen ohne Mühe hätte entzweihauen können. Augen jeder Größe und Form waren auf dem ganzen Körper verteilt und rollten wild hin und her. Die Assassine wusste sofort, wer dort in den Kampf eingriff. Der Dämonenfürst Anzbacher ging wie ein Bauer, der Gras mähte, durch die Reihen der Allianz und tötete zehn Ritter mit nur einem Hieb seiner großen Äxte. Entsetzen machte sich unter den Kriegern der Allianz breit und einige von ihnen wandten sich zur Flucht.
»Jetzt brauchen wir ein Wunder!«, murmelte Wolfgar vor sich hin. Yasden nickte mit ernster Miene und Gromlin grunzte ärgerlich in Zwergenmanier vor sich hin. Um Anzbacher hatte sich mittlerweile ein offener Ring gebildet, da keiner in die Nähe seiner tödlichen Waffen kommen wollte. Das hässliche Gebirge aus Fleisch, Sehnen, Augen und Geschwüren richtete sich auf und warf den Kopf in den Nacken, dabei brüllte es laut und stampfte mit einem seiner Bocksfüße auf. Die Erde zitterte und kleine Steinchen hüpften über den Boden. Soldaten, die in seiner Nähe standen, wurden von der Erschütterung zu Boden geworfen. Seine flammenden Augen fixierten eine Gruppe seiner Lakaien, denen er etwas in uralter Dämonensprache zurief. Grüne Blitze zuckten zwischen seinen Flügeln und den beiden Äxten hin und her. Das Licht, das von ihnen ausging, wurde immer greller, bis die unbändige Energie mit einem lauten Knall in einen Dämonenritter einschlug. Dieser wurde wie eine Marionette geschüttelt und in die Luft gehoben. Mit einem weiteren Donnerschlag sprang die magische Kraft auf einen Orkkrieger über, dem das gleiche Schicksal widerfuhr, dabei wurde aber die Verbindung zwischen Anzbacher und den Getroffenen gehalten. Immer mehr der Blitze verbanden die Kämpfer untereinander.
Anzbacher stand wie ein riesiger Puppenspieler inmitten dieses unheiligen Netzes und lachte lauthals. Fast alle Krieger auf dem Platz waren bereits von den magischen Fäden des Dämonenfürsten
Weitere Kostenlose Bücher