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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Zwei ebenso schlanke und zierliche Hände packten sie und zogen sie mit erstaunlicher Kraft auf die Beine. Dann blickte sie in ein edles Gesicht mit eisblauen Augen. Die Züge gehörten einer wunderschönen Elfin, doch konnte man darin Härte und eine natürliche Grausamkeit entdecken. Schulterlange weiße Haare mit einem bläulichen Schimmer wie Gletschereis umwehten wild ihren Kopf. Sie trug eine Lederrüstung, die mit weißem Pelz verziert war. Am Rücken hatte sieeinen schlichten Langbogen aus weißem Holz mit Schnitzereien, die das Auge verwirrten, je länger man sie ansah. Das alles konnte nur eines bedeuten: Eine der seltenen Frostelfen stand vor Ari. Die Enrai hatte viele Geschichten über das scheue Volk, das im ewigen Eis lebte, gehört. Doch gesehen hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt noch keine.
    Die Assassine war noch ziemlich benommen und wollte erst nur eines wissen: »Hast du mich … aufgefangen?«
    Die Frostelfe schüttelte belustigt den Kopf: »Magie hat dich gerettet. Ich habe die Feuer mit einem Winterwind gelöscht und dich in einen Schwebezustand versetzt.« Neugierig sah die Elfe in Aris violettfarbene Augen. »Du bist eine Enrai – es gibt nicht mehr viele von euch …«
    Ari rang immer noch um Worte und sprach nur langsam. »Ja, so ist es. Wahrscheinlich bin ich sogar die Letzte. Ich danke dir, dass du mich gerettet hast. Ich werde ewig in deiner Schuld stehen.«
    Die Frostelfe lachte. Es klang glockenhell und erinnerte an eine schöne Melodie, die einem nicht mehr aus dem Sinn ging. »Bei meinem Volk ist es so, dass der Retter in der Schuld des Geretteten steht und nicht umgekehrt. Schuld ist nicht das richtige Wort dafür, es ist eher eine Art Verantwortung. Da ich dich gerettet habe, habe ich auch gleichzeitig die Verantwortung für dich und dein restliches Leben übernommen. Schließlich habe ich in dein dir vorbestimmtes Schicksal eingegriffen. Ich muss nun bei dir bleiben, bis du in die andere Welt gehst.« Ari wusste nicht so recht, was sie dazu sagen sollte, und so ergriff wieder die Frostelfe das Wort. »Mein Name ist Nara, und ob du willst oder nicht, aber unsere Lebensbänder sind von nun an verflochten. Ich kann in deinem Gesicht lesen, dass du es nicht verstehst. Aber das macht nichts, denn unsere Bräuche sind der Grund, warum wir lieber alleine leben und die Gesellschaft anderer Völker meiden. Doch sollten wir uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt, und im Moment ist das die Vernichtung Anzbachers und seines Gefolges. Alles andere wird zu gegebener Zeit zu uns kommen.« Ari wusste immer noch nichts darauf zu antworten und so eilten beide zum Rand des großen Platzes vor dem Palast.
    Überall wurde heftig gekämpft. Beinahe alle Häuser ringsum standen in Flammen. Aus einer Seitengasse beobachteten die Dunkle und die Frostelfe, wie die dämonischen Ritter Anzbachers und die von der Seuche gebrandmarkten Soldaten auf den Platz strömten. Mehrere Tausend von ihnen waren bereits versammelt, es wurden immer mehr. Sie bildeten Schlachtlinien und schützten sich mit dicken Stahlschilden vor dem Beschuss anrückender Elfenbogenschützen. Nara saß etwas weiter oben in einer qualmenden Ruine und sandte Pfeile in die Menge. Bei der Masse an Leibern war ein Vorbeischießenbeinahe unmöglich, so fand jedes ihrer Geschosse sein Ziel und fällte einen Feind.
    Aus östlicher Richtung war lautes Gebrüll zu hören und das Donnern der Pferde schwer gepanzerter Reiter. Die Kriegsrufe der dämonischen Verteidiger wurden lauter, eine Spur Panik war nun darin auszumachen. Ari war zu Nara hinaufgestiegen und legte ihre Hand auf deren Arm, damit sie den Beschuss einstellte. Die eisblauen Augen sahen die Dunkle verständnislos an, doch diese deutete nur in die Richtung der Hauptstraße. Das Geräusch der anstürmenden Rosse schwoll zu einer Symphonie an, die nur eines verhieß – Zerstörung.
    Die Frostelfe zeigte nun ihrerseits in westliche Richtung, auch von dort hörte man den Lärm anstürmender Truppen. Die ersten schweren Reiter kamen in Sicht. Es waren Menschenritter in Vollplattenrüstung. Ihre Lanzen unter den Arm geklemmt, stürmten sie wie eine Wand aus Waffen und Schilden heran. Einige der seuchenbehafteten Soldaten versuchten zu fliehen, aber sie wurden von den Dämonenrittern festgehalten oder kurzerhand erschlagen. Der Keil des Kavallerieangriffs erreichte nun die Frontlinie. Stahl verbog sich ächzend, Waffen splitterten, Pferde und Krieger schrien auf. Das Schlachten begann.

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