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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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auch hier alles in Ordnung war. Als er und seine Leibgarde sich näherten, wurden sie unter halbherzigen Beschuss genommen. Die Masse der feindlichen Bogenschützen und Katapulte konzentrierte sich auf das freie Feld außerhalb der Mauern.
    Eine Horde von Orks wogte hin und her und versuchte, die Mauern zu erstürmen. Ihr Blutzoll war schrecklich. Sein Blick fiel auf den Fluss, dessen Ufer bereits vereist waren, nur in der Mitte waren noch freie Stellen zu erkennen. Rugor suchte nach den Frostelfen und erkannte sie in einem Kreis von Orks, die schützend ihre Schilde über sie hielten. Sie umklammerten gegenseitig ihre Handgelenke und standen mit gesenkten Köpfen da. Eiskristalle flimmerten in der Luft über ihnen. Ein lauter Knall, und eine bläuliche Druckwelle schleuderte die Orks rund um die Elfengruppe davon. Dort, wo die magische Woge die Wasseroberfläche berührte, gefror sie den Fluss auf der Stelle. Das Knacken und Ächzen des Eises drang sogar bis zu Rugor und seinen Leuten hinauf. »Diese Elfen sind in der Tat etwas Besonderes und ich möchte keinesfalls ihr Gegner sein«, dachte der Baron sichtlich beeindruckt und gab nun Befehle an die wartenden Magier weiter. Wenig später strömten die Orks und die Rubinfalken in einer Walze aus Stahl und Blutrausch über den vereisten Fluss. Die sechs Elfen konnte Rugor anfangs noch an der Spitze der Streitmacht ausmachen, aber sie verloren sich schnell in dem Gewirr aus Gassen, Straßen und Plätzen. Das Einzige, was er erkennen konnte, war, dass sie nicht am Kampf um die Bastionen teilnahmen. Sie bewegten sich schnell in Richtung Zentrum auf den Palast zu, gefolgt von einigen Rittern der Rubinfalken.
    Eine aufgeregte Stimme hallte im Kopf des Vampirs: »Herr, das Tor bei den Armenvierteln wurde durchbrochen! Aber wir waren es nicht, die Einwohner haben die Verteidiger dort überwältigt und es für uns geöffnet.« Ein Hochgefühl stieg in dem Vampir auf, der Gor sofort in die Richtung der Bresche lenkte. Auch der Falke spürte die Erregung seines Freundes und flog, soschnell er konnte. Rugor wandte seine Gedanken dem Magier zu, der dort als sein Sprachrohr fungierte. »Gut gemacht. Alle verfügbaren Kräfte dieses Abschnitts durch das Tor. Die schwere Reiterei in die Mitte der Stadt. Treffpunkt für alle ist der große Platz vor dem Kaiserpalast. Ritter und Soldaten zu Fuß nehmen die Mauern und versuchen, die anderen Tore zu erobern. Haltet euren Mut und die Banner hoch, dieser Tag gehört uns!«
    Rasend schnell kam der Boden näher. Ari wusste, dass sie sterben musste, denn niemand konnte sie noch retten. Mirx hatte sie bei Nareil und Konrad gelassen, um ihnen die Flucht zu ermöglichen, wenn es brenzlig für sie wurde. Alles schien nun irgendwie langsamer abzulaufen. War das der nahende Tod, der sie alles wie im Traum wahrnehmen ließ? Die Assassine konnte den beißenden Rauch riechen, der von den brennenden Häusern aufstieg, den Gestank des verwesenden Fleisches und der Seuche, sie hörte Schmerzensschreie, Wutgebrüll, Schlachtenlärm, den Krach der angreifenden Kriegsmaschinen … Sie grämte sich nicht, denn sie hatte alles richtig gemacht. Sie hatte keine Angst, denn sie wusste, Tiro war ein bisschen freier geworden. Sie war sich sicher, dass ihre Freunde alles zu einem guten Ende bringen würden. So zu sterben war jedenfalls besser, als dass einem die Seele von einer Horde Dämonen herausgerissen wurde … Gleich würde es vorbei sein. Sie schloss die Augen und empfand eine merkwürdig befreiende Freude. »Ich werde Sai wiedersehen«, war ihr stärkster Gedanke. Mit einem Mal überkam sie ein Gefühl der Schwerelosigkeit und es roch nach … kaltem, klarem, eisigem, froststillem Winter. Keine Geräusche drangen mehr an ihr Ohr. »Ist das der Tod?« Sie wagte es zunächst nicht, ihre Augen zu öffnen, und wartete einfach ab, was weiter geschah. Nach der sengenden Hitze war der schwache Windhauch über ihrem Gesicht wie eine eiskalte Peitsche. Noch immer rührte sie sich nicht, aus Angst vor diesem Leben nach dem Tod.
    Sie spürte, wie etwas ihre Nasenspitze berührte und dann die gesamte Vorderseite ihres Körpers. Das Gefühl der Leichtigkeit verschwand, sie fühlte sich plötzlich unsagbar schwer. Ihre Hände berührten etwas Feuchtes und sie hörte wieder Schlachtenlärm um sich herum. Ein Hustenreiz schüttelte sie durch. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen. Ein Paar schlanke Füße in Wildlederstiefeln mit Pelzbesatz waren das Erste, was sie sah.

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