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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Rugor sah zu Boden und schob mit seinem Stiefel ein Häufchen Dreck beiseite. »Ich habe die Würde des Großmeisteramtes abgelehnt. Ich habe genug von Tod, Krieg und Zerstörung. Auch die Begegnung mit Felicitas und meinem Volk hat viele alte Wunden aufgerissen und mir gezeigt, dass meine Seele erst Frieden finden muss, bevor ich mich anderen Aufgaben widmen kann. Ich werde in den Osten gehen und mir eine kleine Hütte irgendwo an einem verschlafenen See bauen. Wer weiß, wenn ich des einfachen Lebens überdrüssig bin, werde ich vielleicht in den Orden zurückkehren, aber vorerst sollen neue Leute das aufbauen, was durch meine Generation zerstört wurde. Doch vielleicht musste alles auch so geschehen. Ich weiß es nicht.«
    Ari lächelte ihn verständnisvoll an. »Ich wünsche dir viel Glück dabei und hoffe, dass wir uns wiedersehen. Aber was wird aus den Rubinfalken? Du warst so lange das eigentliche Herz und hast alle geführt, wer soll deine Aufgabe übernehmen?«
    Der Vampir lächelte verschmitzt und trat näher an Ari heran. »Eriel wurde bereits als Großmeister bestätigt und einstimmig gewählt. Yasden wird von nun an die Eidritter führen und deren Hauptmann sein. Ich kann mir keine Besseren als diese beiden vorstellen. Gromlin wurde zum Oberbefehlshaber der Truppen des Ordens ernannt und ist damit hoch zufrieden, weil er sagt, dass er sonst keine Zeit mehr für seine Lieblingsbeschäftigung fände – das Trinken.« Ari lachte und der Vampir stimmte mit ein, dann fuhr er fort: »Sie sind bereits auf dem Weg in den Rubinhorst, um ihn wieder aufzubauen und um die Gefallen zu bestatten. Aber was gedenkst du eigentlich zu tun?«
    Ari sah ein bisschen verlegen aus, als sie ihre Pläne offenbarte. »Ich werde nicht in den Orden zurückkehren. Mandrax hat mir gezeigt, was ich zu tun habe, und diesem Weg werde ich folgen. Das bin ich ihm und mir schuldig. Da beschlossen wurde, die Kaiserstadt für immer aufzugeben, werde ich mit Konrad, Nareil und Nara nach Donnerstein zurückkehren und dort die ›Hüter des Drachenbaums‹ um mich scharen. Noch sind wir nur eine Assassine, eine Frostelfe, zwei Kinder und ein Falke, aber es gibt noch andere da draußen, die die Gier nach Macht und Gold genauso verabscheuen wie ich. Diese gilt es zu finden. Gemeinsam werden wir uns um den Drachenbaum kümmern und das Unkraut und Ungeziefer von seinem Stamm und den Wurzeln fernhalten. Wolfgar wird mit uns kommen und sein Wirtshaus wiedereröffnen. Er bot an, uns Unterschlupf zu gewähren, was wir nur allzu gerne annahmen. Ich mag diesen brummigen Nordmann.«
    Rugor nickte zustimmend. Dann umarmten sich die beiden zum Abschied und der Vampir zog seiner Wege.
    Der wacklige Karren rumpelte durch die Ebenen in Richtung Norden. Konrad und Nareil neckten einander und Nara flog auf Mirx voraus, um die Gegend zu erkunden. Ari hielt die Zügel in der Hand und blickte auf das flache Land hinaus. Ein paar der gewundenen, knorrigen Drachenbäume kamen in Sicht und die Dunkle beschloss, dort zu rasten. Als sie dort ankamen, bemerkte sie, dass jeder Baum eine einzige Blüte trug. Insekten waren bereits dabei, den Nektar zu sammeln, und flogen von Baum zu Baum. Konrad wurde ganz aufgeregt, als er die drachenkopfförmigen Blumen sah. »Weißt du, wie lange es her ist, dass die Drachenbäume das letzte Mal geblüht haben?«
    Ari nickte nur und sah zu, wie sich eine Blüte schloss, die Blätter abfielen und sich eine kleine, silbern schimmernde Frucht bildete. Zarter rötlicher Nebel, in dem kleine goldene Funken tanzten, waberte um die Bäume. Ihr wurde warm ums Herz, denn sie wusste nun, dass ihr Weg richtig war und neue Wunder kurz bevorstanden. Das war nicht das Ende der Reise, es war der Anfang.

Epilog
    ie Nacht war klar und kalt. Der Mond tauchte Donnerstein in leichenblasses Licht. In einem der verrufensten Viertel stand Ari an einer Häuserecke im Dunkel und wartete. Das Gegröle und der sinnfreie Gesang Betrunkener hallten durch die verwinkelten Gassen und Straßen der Stadt. Schummriges Licht fiel durch Wirtshausfenster auf nasse, zum Teil vereiste Pflastersteine und spiegelte sich darin. Die Stadt war in den letzten zwanzig Wintern stetig gewachsen und nun doppelt so groß wie bei ihrem ersten Besuch. Zwerge hatten sie nach dem Fall Anzbachers genommen und waren nun ein Teil der Gesellschaft. Sie besaßen ein eigenes Viertel, in dem es nach den Feuern ihrer Essen roch. Die Zeiten hatten sich geändert und alle Völker waren näher

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