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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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mitgehen«, verkündete Ilyas.
    Kati drehte sich überrascht zu ihm um. »Was hast du vor? Willst du hier bei Faruk Sen bleiben?«
    »Ich möchte die Stadt erkunden.«
    »Allein? Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
    »Lass ihn nur«, beruhigte sie Seamus. »Ich glaube, er wird schon zurechtkommen.«
    »Wie er heute gezeigt hat«, ergänzte Chris. »Immerhin hat er sich ohne Probleme orientieren können.«
    Kati gefiel Ilyas’ Vorschlag nicht, aber sie hatte auch keine überzeugenden Argumente dagegen. »Na schön«, seufzte sie.
    »Dann wäre das ja geklärt.« Seamus klatschte in die Hände. »Was haltet ihr davon, wenn wir heute Abend die Stadt ein wenig unsicher machen?«
    »Ich weiß nicht   … «, zögerte Kati.
    »Ach, kommt schon, das habt ihr euch nach diesem Tag verdient! Arbeiten könnt ihr morgen auch noch.«
    Nach einigem Hin und Her willigte Kati schließlich ein. Vielleicht täte es ihr wirklich ganz gut, einmal abzuschalten und einfach nur einen Abend mit ihren Freunden zu genießen.
    Und möglicherweise würde ja auch Ilyas endlich ein wenig auftauen.

In Asien
    1.
    Beyo ğ lu war das Ausgehparadies von Istanbul, und Faruk Sen ließ es sich nicht nehmen, seine Gäste höchstpersönlich durch die Restaurants und Bars zu führen. Ilyas sog wie üblich alles in sich auf, ohne viel zu sagen. Den Alkohol, der ihm mehrfach von Sen oder Seamus angeboten wurde, lehnte er beharrlich ab, und während die drei Männer mit fortschreitender Stunde immer lauter wurden, schien er sich mehr und mehr in sich zurückzuziehen.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Chris, wie Kati mehrmals versuchte, mit Ilyas ins Gespräch zu kommen.
Was hat er, das ich nicht habe?,
fragte er sich wieder und wieder und ertränkte seinen Kummer in einem neuen Glas.
    Es erfüllte ihn mit einer gewissen Genugtuung, dass Ilyas Katis Fragen nur einsilbig beantwortete, bis sie es irgendwann aufgab. Als sie schließlich nach Mitternacht zu ihrer Unterkunft zurückkehrten, fielen alle sofort ins Bett, und beim Frühstück am nächsten Morgen klagte Chris über einen gepflegten Kater.
    Ilyas hatte sich schon früh am Morgen von Mustafa zum Großen Basar in Eminönü bringen lassen. Auf diese Weise hatte er weitere Diskussionen vermieden, und auch der Fahrerhatte Kati mit den Worten beruhigt, er hätte selten jemanden getroffen, um den er sich weniger Sorgen gemacht hätte.
    Nach dem Frühstück brachte Mustafa die drei zum Fähranleger von Eminönü. Am Kai lagen zahlreiche Boote mit einfachen Hockern davor, von denen aus Sandwiches mit frisch gegrillten Makrelen, Tomaten und Zwiebeln,
Balik Ekmek
genannt, verkauft wurden. Es herrschte ein großes Gedränge. Viele Menschen kamen nicht nur hierher, um an Bord eines
vapur
, wie man die Fährschiffe hier nannte, zu gehen, sondern um zu essen oder ein wenig zu entspannen. Durch die Menge liefen Jungen, die mit lauter Stimme Erfrischungstücher anpriesen, mit denen man sich nach dem Verzehr eines Fischbrotes die Finger vom Fischgeruch befreien konnte.
    Nachdem sie sich das bunte Durcheinander eine Zeit lang angesehen hatten, begaben sie sich in die Wartehalle für die Fähre nach Üsküdar. Die Menschen drängten sich bereits vor den beiden Metalltoren, durch die man zum Schiff gelangte, das sich gerade erst dem Kai näherte. Es drehte langsam und kam dann längsseits zum Halten. Sofort sprangen die ersten Passagiere von Bord, ohne darauf zu warten, dass der Steg ausgefahren wurde, und verschwanden eiligen Schrittes landeinwärts.
    Sobald der letzte Fahrgast die Fähre verlassen hatte, wurde eines der schweren Tore aufgeschoben, und die Wartenden drängten auf den Pier, um die besten Plätze zu ergattern. Kati und ihre Freunde wurden von der Menge mitgezogen, und ehe sie sich versahen, fanden sie sich auf dem Oberdeck der Fähre wieder.
    Sehr vertrauenerweckend sah sie nicht aus, fand Chris. SeinSchädel brummte im Takt der dröhnenden Schiffsmotoren. Die notdürftig überpinselten Rostflecken am Rumpf hatte er schon beim Näherkommen bemerkt. Die Holzplanken an Bord waren abgetreten und die Sitzplätze bestanden aus einfachen Holzbänken. Die besten Plätze, auf dem Oberdeck und an den Fenstern, waren bereits belegt.
    Sie entschieden sich dafür, an der Reling stehen zu bleiben. Eine leichte Brise wehte, und kaum hatte das Boot abgelegt, tauchte ein großer Schwarm Möwen auf. Die Passagiere warfen ihnen kleine Stückchen ihrer Sesamkringel zu, und jedes Mal, wenn ein Brocken davon durch die

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