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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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sie kamen?
    Irgendwie wollte sie nicht daran glauben, denn sie hatte mehr als einmal das Feuer gesehen, das in seinen Augen aufleuchtete. Da war eine Ungeduld, eine Anspannung, die er vor ihnen zu verbergen suchte. Aber warum? Was ging hinter dieser Stirn vor?
    Manchmal kam er ihr wie ein kleines Kind vor, das man an die Hand nehmen wollte, um es vor der Welt zu beschützen. Aber sie hatte auch die andere Seite erlebt, wenn er ihr wie ein wildes Tier erschien, das gegen die Stäbe seines Käfigs sprang und lieber sterben würde als aufzugeben. Obwohl sie selbst sich nie von ihm bedroht gefühlt hatte, schreckte sie doch vor der Grausamkeit, die in ihm lauerte, zurück.
    Wer war Ilyas wirklich? Welches Schicksal hatte sie zusammengeführt? Und wie sollte sie Chris erklären, dass sie seit Ilyas’ Auftauchen ihr eigenes Urteilsvermögen fast täglich infrage gestellt hatte?
    Sie konnte es nicht. Und selbst, wenn sie es gekonnt hätte, wäre es wahrscheinlich zwecklos. Ihre Welt hatte sich verändert. Die Gewissheiten, die ihre Tage bestimmt hatten, waren etwas Unbestimmtem gewichen, einem Wust von Spekulationen, Möglichkeiten und Gefühlen, in dem ihr die Logik nicht mehr weiterhalf.
    Chris, der die Hoffnung auf eine Antwort aufgegeben hatte, griff zum Telefon, um Mustafa anzurufen. »Wir sind alle ein bisschen verwirrt von den Ereignissen heute. Ich denke, wir setzen die Diskussion lieber ein anderes Mal fort.«
    Als sie wenig später ins Haus von Faruk Sen zurückkehrten, wurden sie bereits von Seamus erwartet.
    »Ich war inzwischen nicht untätig«, erklärte er. »Einer meiner Kontaktleute hat mir einen Psychiater empfohlen, der vielleicht in der Lage ist, unserem jungen Freund zu helfen.«
    »Ein Psychiater?«, fragte Kati. »Aber Ilyas ist nicht geisteskrank.«
    »Das hat auch niemand behauptet. Dieser Mann, von dem ich gesprochen habe, ist darauf spezialisiert, Patienten zu behandeln, die ihr Gedächtnis verloren haben. Und er soll dabei außerordentlich erfolgreich sein.«
    Kati sah Ilyas an. »Was meinst du dazu?«
    »Wenn er mir helfen kann, mich zu erinnern, dann will ich gerne zu diesem Arzt gehen.«
    »Sehr gut«, strahlte Seamus. »Was haltet ihr davon, wenn ich gleich für übermorgen einen Termin vereinbare?«
    »So schnell? Wenn das so ein Fachmann ist, dann hat er doch sicher lange Wartezeiten?«, meinte Kati.
    »Ich habe meine Beziehungen ein wenig spielen lassen. Wir können jederzeit zu ihm kommen.«
    »Dann sollten wir das tun«, sage Kati. Je eher sie mehr über Ilyas erfuhren, desto besser.
    »Kein Problem. Ich werde Guégen gleich anrufen.«
    »Guégen? Was ist er denn für ein Landsmann?«, wollte Chris wissen.
    »Ein Bretone, soviel ich weiß. Er heißt Job Guégen, lebt aber schon seit langer Zeit in Istanbul. Und er hat nur die allerbesten Referenzen.«
    »Als da wären?«
    Die Frage erwischte Seamus kalt. Darauf war er wohl nicht vorbereitet. Kati hatte am eigenen Leib erlebt, wie hartnäckig Chris sein konnte, und sie war froh, ausnahmsweise nicht selbst Ziel seiner spitzen Bemerkungen zu sein.
    »Ähm   … « Seamus rieb sich die Nase. »Schockschwerenot! Da ist es mir doch glatt entfallen. Am besten, ihr fragt ihn selbst, wenn ihr ihn trefft.«
    Chris insistierte noch ein wenig, bekam aber nicht viel mehr heraus als das, was ihnen der Ire bereits erzählt hatte. Dann berichtete Kati von dem versuchten Taschenraub beim Museum und dem, was danach geschehen war.
    »Eine interessante Person, diese Paola«, sinnierte Seamus, nachdem sie geendet hatte. »Wenn ihr wollt, ziehe ich ein paar Erkundigungen über sie ein.«
    »Wahrscheinlich bei der Polizei«, spottete Chris.
    »So ist es«, lächelte Seamus. »Ich habe hier von früher noch ein paar gute Beziehungen.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«
    »Weil du ein cleverer Junge bist«, beendete Kati das Geplänkel. »Und jetzt würde ich mich gerne ein wenig ausruhen und dann mit dir die Ergebnisse des heutigen Tages vergleichen.«
    »Wie du möchtest.«
    »Was habt ihr denn für morgen geplant?«, fragte Seamus.
    Kati holte den Zettel heraus, auf dem Faruk Sen ihre Termine notiert hatte. »Morgen sind wir in einem Archiv auf der asiatischen Seite.«
    »Da würde ich mich gerne anschließen, wenn ihr nichts dagegen habt. Ich bin schon ewig nicht mehr drüben gewesen.«
    »Kein Problem. Chris?«
    Ihr Partner zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Dann schleppen wir halt zwei Amateure mit.«
    »Ich werde morgen nicht mit euch

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