Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
recht!“, dröhnte Onkel Mario. Dann wurde er übergangslos ernst. „Jahre-, nein, jahrzehntelang haben wir nach diesen Antworten gesucht.“
„Und jetzt haben wir sie“, ergänzte Paola.
„Aber der Spanier womöglich auch“, fügte Antonio hinzu. „Wir wissen nicht, ob es Kopien des Kodex gibt – wir wissen nicht, ob er, selbst wenn seine Sammlung unvollständig sein sollte, nicht genug Informationen hat, um …“ Er brach ab. „Und wenn doch, wenn er einen Weg in die Gruft findet …“ Er senkte die Stimme. „Ihr Inhalt wird den Apfel unbedeutend erscheinen lassen.“
„Zwei Schlüssel“, erinnerte Mario die anderen. „Es braucht zwei Schlüssel, um die Gruft zu öffnen.“
„Aber wir dürfen kein Risiko eingehen“, sagte Ezio eindringlich. „Ich muss sofort nach Rom reiten und die Gruft finden!“ Niemand widersprach. Ezio sah ihnen der Reihe nach in die Augen. „Und was ist mit euch?“
Bartolomeo, der bislang geschwiegen hatte, ergriff jetzt das Wort und sprach in weniger raubeinigem Ton als sonst. „Ich werde tun, was ich am besten kann – in der Ewigen Stadt ein bisschen Ärger machen, etwas Unruhe stiften, für Ablenkung sorgen, damit Ihr ungestört ans Werk gehen könnt.“
„Wir werden alle helfen, Euch den Weg so gut es geht zu ebnen“, erklärte Machiavelli.
„Sag mir Bescheid, sobald du bereit bist, nipote, und wir werden alle hinter dir stehen“, sagte Mario. „Tutti per uno e uno per tutti!“
„Grazie, amici.“ Ezio nickte den anderen zu. „Ich weiß, dass Ihr zur Stelle sein werdet, wenn ich Euch brauche. Aber lasst mich die Bürde dieser letzten Quest tragen. Ein einzelner Fisch kann durch ein Netz schlüpfen, in dem sich ein ganzer Schwarm verfangen würde, und die Templer werden auf der Hut sein.“
* * *
Sie trafen rasch ihre Vorbereitungen, und einen halben Monat später traf Ezio, den kostbaren Apfel im Gepäck, per Bootsfahrt entlang des Tibers am Kai unweit der Engelsburg in Rom ein. Er hatte jede nur denkbare Vorsichtsmaßnahme getroffen, doch aufgrund irgendeiner Teufelei oder der Schlauheit von Rodrigos allgegenwärtigen Spionen blieb seine Ankunft nicht unbemerkt, und er sah sich noch im Hafen mit einem Trupp Borgia-Gardisten konfrontiert. Er würde sich den Weg zur Passetto di Borgia freikämpfen müssen, jener erhöht liegenden Passage, die eine halbe Meile lang war und die Burg mit dem Vatikan verband. Ezio wusste, dass die Zeit, nachdem Rodrigo nun von seinem Hiersein zu wissen schien, gegen sie arbeitete, und er entschied, dass ein gezielter Angriff seine beste Chance war. Wie ein Luchs sprang er auf die Plane eines Ochsenkarrens, der Fässer aus dem Hafen abtransportierte, und von dort aus auf einen Portalkran. Mit offenem Mund sahen die Gardisten zu, wie der Assassine sich vom Kran abstieß. Der Umhang bauschte sich hinter ihm. Mit gezogenem Dolch tötete er den Borgia-Sergeanten im Sattel und stieß ihn vom Pferd. Das ganze Schauspiel war schneller vonstatten gegangen, als die übrigen Gardisten ihre Schwerter ziehen konnten. Ohne einen Blick nach hinten zu werfen, ritt Ezio davon und über die Passetto, so rasch, dass die Borgia-Soldaten ihm nicht folgen konnten.
Am Ziel angelangt, stellte Ezio fest, dass das Tor, durch das er musste, zu niedrig und zu schmal für einen Reiter war, und so saß er ab und ging zu Fuß hindurch, wobei er die beiden Männer, die das Tor bewachten, mit einem einzigen, kraftvollen Streich seiner Klingen ausschaltete. Trotzdem er älter wurde, hatte Ezio sein Training verstärkt, und nun stand er in der Blüte seiner Kräfte – er war der Größte seines Ordens, der beste Assassine.
Jenseits des Tores fand er sich in einem engen Hof wieder, auf dessen anderer Seite ein weiteres Tor aufragte. Es schien unbewacht zu sein, doch als er sich dem Hebel an der Seite, mittels dessen es wohl zu öffnen war, näherte, ertönte über ihm auf dem Wehrgang ein Schrei: „Haltet den Eindringling auf!“
Er schaute nach hinten und sah, wie das Tor, durch das er hereingekommen war, zukrachte. Er saß auf diesem kleinen Hof fest!
Er stürzte sich auf den Hebel, der das zweite Tor bediente, während die Bogenschützen, die sich über ihm aufgereiht hatten, zum Schuss bereit machten. Im letzten Augenblick warf er sich durch das Tor, sodass die Pfeile dort zu Boden klapperten, wo er eben noch gewesen war.
Jetzt befand er sich im Vatikan. Wie eine Katze schlich er durch das Labyrinth der Gänge und verschmolz mit den Schatten,
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