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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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diesem Moment! Jeden anderen Zwerg hätten die Verfolger inzwischen irgendwo, in Gedanken über seine Flucht versunken, aufgegriffen und ihm den Garaus gemacht. Farrnwart Blechboldt konnte fliehen und denken, und das auch noch gleichzeitig. Fliehen und zugleich zu trinken hätte jeder Zwerg vermocht. Ebenso denken und trinken, denn Trinken war mit beinahe jeder anderen Tätigkeit kombinierbar, zum Beispiel Rauchen, Reden oder Schürfen. Aber während des Nichttrinkens auch noch etwas anderes zu tun war so gut wie unmöglich… Und so hastete Farrnwart Blechboldt durch das Dunkel, auf der Flucht vor Zwergen, die sich nicht um die Gesetze der Zwergenheit scherten, deren Ziele ihm schleierhaft waren und die vor nichts zurückschreckten.
    Der Große Verwalter musste um jeden Preis davon erfahren. Er musste wissen, dass diese Leute dort draußen waren, dass sie keine Skrupel kannten und Felsnesseltarnanzüge trugen, dass sie Trolle ritten, Kriegswaffen besaßen und überall sein konnten. Sie waren Botschafter des Verderbens, so wie er selbst! Und er musste hier herauskommen, um sein Volk und den Großen Verwalter zu warnen. Auf diese Weise würde es ihm womöglich gelingen, die Schuld seiner Geburt, den unzwergischen Makel der Untrunkenheit wieder wettzumachen, indem er das Eherne Volk warnte und es vor einer Bedrohung rettete, die ihm nicht minder formlos und rätselhaft erschien als die Große Erzferkelprophezeiung selbst.
    Er würde sein Leben aufs Spiel setzen. Doch er wusste, wofür er es tat. Endlich ein Zwerg zu sein. Ein Zwerg unter Zwergen…
    Seine Verfolger waren schnell. Er hörte steinerne Äste brechen, während sie näher kamen. Doch es waren nicht die fremden Zwerge, die ihm Furcht einflößten, sondern das Ungeheuer, das sie bei sich führten. Der Troll!
    Schon brach der Unhold mit lautem Krachen aus den Büschen. Einige Käferleuchten baumelten an seinem massigen Leib. Sein Reiter zügelte ihn mit einer Hand. In der anderen hatte er eine der erbeuteten Stahlschleudern, die er im schummrigen Zwielicht des Steinwaldes auf den flüchtenden Ferkelbändiger richtete.
    Dieser wagte nicht sich umzudrehen, denn er fürchtete an Vorsprung zu verlieren. Er versuchte, Haken zu schlagen, was die steinernen Dornenranken jedoch so gut wie unmöglich machten. Er hörte das leise Plopp, als ein Rauchkäfer sich entleerte, das Gas in den Lauf der Waffe presste und die Kugel in seine Richtung jagte. Die erste verfehlte ihn um weniger als einen Bart. Die zweite aber, die sich beinahe im selben Moment löste, bohrte sich tief in seine Schulter.
    Da er in der Lage war, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, schrie er kurz auf und fluchte, während er weiterrannte. Die dritte Kugel verfehlte ihn schließlich ganz. Der Troll war in den Dornen gelandet und hatte seinen Reiter, als dieser versucht hatte, mit einer Hand die Schleuder nachzuladen, ein weiteres Mal abgeworfen.
    Mit Genugtuung vernahm der Ferkelbändiger den dumpfen Aufprall und den Schmerzensschrei seines Gegners. Einen Moment lang vergaß er sogar seinen eigenen Schmerz, der jedoch kurz darauf schon in eine dumpf pulsierende Taubheit überging. Er spürte seinen Arm nicht mehr. Oder besser, hätte er genügend Zeit gehabt, etwas zu spüren, hätte er gespürt, dass er seinen Arm nicht mehr spürte. So aber spürte er nichts, sondern hastete weiter voran. Er musste seine Chance nutzen.
    Der Troll, der wie wahnsinnig zwischen den Dornen herumtobte und in blinder Wut um sich schlug, würde seine Verfolger einen Moment lang aufhalten.
    Farrnwart spürte, wie sich mehr und mehr Blut unter seiner Rüstung sammelte und er durch den Blutverlust immer schwächer wurde. Wie weit mochte es bis zum Waldrand sein? Bis zu der magischen Kammer, die er dort entdeckt hatte? Sie war seine einzige Hoffnung. Wenn er dorthin gelangen konnte und die mechanisch-magische Vorrichtung in Gang zu setzen vermochte, dann wäre er in Sicherheit. Die Kammer würde ihn direkt auf die Ebene des Verwalters bringen, wo die Quartiere der Stählernen Garde lagen. Dort würde er in Sicherheit sein und konnte Bericht erstatten. Endlich Zwerg unter Zwergen sein.
    All diese Gedanken wirbelten ihm während seiner Flucht durch den Kopf. Jeder andere Zwerg hätte zum Nachdenken wahrscheinlich stehen bleiben müssen. Denken, fluchen und fliehen. Wenn jetzt noch entkommen dazu kam, würde er dem Alleserschaffer auf den Knien für seinen Makel danken!
    Ein leises Sirren, dann klatschte unweit von ihm etwas Weiches

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