Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
Empore war nichts mehr zu sehen, für den Höchsten der Hohen und sein Gedächtnis konnten sie nur hoffen.
Der Schicksalszwerg war getrennt worden und ein weiteres Wahrzeichen des Ehernen Volkes von der Hand der Verschwörer zerschlagen. Abgesehen davon wirkte die niedrige Decke, die allein von herausgesprengten Felsbrocken gehalten wurde, nicht sonderlich stabil. Sie mussten so schnell wie möglich aus der Höhle verschwinden. Und dafür blieb ihnen nur noch ein Weg offen: der geheime Gang der bartlosen Dämonen.
»Schnell, schnell, beeilt euch, die Höhle stürzt womöglich gleich ein!«
Flammrank bedeutete den anderen, im Gang zu verschwinden, während er weiterhin den Blick auf die Decke gerichtet hielt. Eilig ergriffen sie ihre Äxte und die Käferstäbe und hasteten an ihm vorbei.
Nur Blechboldt zögerte. »Aber was ist mit dem Allerpriesterlichsten?«
»Bete für ihn.« Flammrank schob den Ferkelbändiger in den Gang und folgte ihm. Keinen Moment zu früh, denn kaum dass der Vorhang hinter ihnen zufiel, brach die Orakelhöhle mit einem Donnern endgültig in sich zusammen.
ZWISCHENKAPITEL
Niemand auf der Ebene des Verwalters bemerkte, wie die Wände der Verbindungshalle sich auftaten und der Neue Stahl sich ins Innere schlich.
Die meisten Gardisten lagen in ihrem Quartier auf dem Rücken und bliesen dunklen Rauch in Richtung Decke. Sie hatten ihre Helme und Äxte neben sich abgelegt. Sie scherzten, lachten und genossen ihren vermeintlichen Lohn für Treue und Gehorsam.
Dunkler Nachtschattentabak war ein fantastisches Kraut. Einige Gardisten verfeinerten ihr Pfeifchen darüber hinaus noch mit dem ein oder anderen Kräutchen. Sie hatten ihren Dienst bereits beinahe vergessen und auch nicht vor, während dieser Schicht noch auf ihren Posten zurückzukehren. Keiner bemerkte, dass der Rauch dichter im Raum stand, als es eigentlich hätte der Fall sein dürfen…
In der Verbindungshöhle waren nur fünf Gardisten zurückgeblieben: zwei vor dem Tor zur Halle der steinernen Tafel, zwei weitere an den nach oben führenden Treppen und schließlich der Quartiermeister, der wütend in der Höhle auf und ab marschierte und sich dabei noch immer darüber ärgerte, dass er den Nachtschatten nicht ganz für sich hatte beanspruchen können.
Eines nach dem anderen huschten die Kinder des Neuen Stahls aus den beiden geheimen Gängen in die Verbindungshöhle hinein, wo sie sich in ihren Felsnesselgewändern unbemerkt an die Wände zwischen die Käferleuchten drückten.
Innerhalb weniger Schläge verbargen sich direkt unter den Augen der verbliebenen Gardisten zwei Dutzend Verschwörer im Raum. Aus der offenen Tür des Quartiers der Stählernen Garde drangen das Lachen der anderen Gardisten und der schwere dunkle wohlriechende Rauch ihrer Pfeifen.
Und dann wurden, wie auf ein geheimes Zeichen hin, urplötzlich die Wände lebendig. Zehn Verschwörer sprangen in den Raum, rissen geladene und gespannte dreiläufige Stahlschleudern unter ihren Felsnesselumhängen hervor und richteten sie auf die Gardisten. Bevor diese überhaupt begriffen, wie ihnen geschah, ertönte der dumpfe Knall der sich schlagartig entladenden Käfer, und die Gardisten wurden durch stählerne Kugeln von den Füßen gerissen.
Im selben Moment eilten einige der Verschwörer zur massiven Tür des Gardenquartiers, schlossen sie von außen, zogen einige Feuerschleudern hervor und richteten sie auf die riesigen Scharniere. Dann drückten sie auf die Abzüge und rammten die dünnen Dornen im Inneren der Waffen in den ungeschützten Unterbauch der darin eingesperrten Flammfackelflügler. Die Flammen aus ihren Mäulern waren heiß. Heißer als die jedes anderen Tieres ihrer Art. Für den heutigen Tag hatte man ihnen gestoßene Schattenknolle zwischen die Felsfalterlarven gemischt, mit denen sie gefüttert wurden. Die Herzen der Tiere schlugen heftig, und ihre Flammen waren beinahe weiß. Am Ende dieser Schicht würden sie alle tot sein, so sehr stimulierte die Droge ihren Stoffwechsel. Bis dahin aber würde aus ihnen das heißeste Feuer brennen, das abgesehen von magischem Feuer in den Grenzen des Imperiums noch möglich war.
Binnen weniger Schläge waren die Scharniere der Tür unter dem Atem der Drachen zu unförmigen Metallklumpen geschmolzen. Diese Türen würde niemand je wieder öffnen. Weder von innen noch von außen.
Wenig später bemerkten einige der Gardisten im Inneren des Quartiers, wie dicht der Rauch geworden war. Die
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