Astrella 02 - Brudernacht
auf dem Fußboden und hatte den Kopf in ihren Armen vergraben. Babyface versetzte Maxi einen Faustschlag ins Gesicht, der sie mit einem schmerzerfüllten Aufschrei nach hinten warf. Unterdessen hatte sich Slim Astrellas Klammergriff entwunden, setzte über ihn hinweg hinaus ins Freie, wo einige Schüsse krachten. Astrella kämpfte gegen die drohende Ohnmacht an, erkannte, dass Babyface kurz davorstand, auf Micha einzustechen, rappelte sich auf und warf sich mit letzter Kraft in den Arm des Schranks mit dem Kindergesicht, der genau in dem Moment mit dem Messer zustieß. Doch die Klinge verfehlte Micha und schrammte über Astrellas Rücken, verbunden mit neuerlichem Schmerz. Das geht vorbei, dachte Astrella und verlor abermals das Bewusstsein.
30
Manfred Eck und Heinz Obst stützten den soeben wieder zu Bewusstsein gekommenen Astrella.
»Und – wie geht’s, altes Haus?«, fragte Manfred ihn. Astrella musste lächeln, weil ihm einfiel, dass normalerweise er Manfred so begrüßte.
»Zwei hübsche Krankenschwestern wären mir lieber gewesen«, versuchte er zu scherzen.
»Das kommt noch«, ging Manfred darauf ein. Da traf auch schon der Notarztwagen ein.
»Ich muss mich nur ein wenig ausruhen, dann geht es wieder«, behauptete Astrella, doch seine Stimme klang nicht überzeugend. Manfred und Heinz halfen ihm, sich auf den Boden zu setzen und mit dem Rücken an die Wand des Gartenhauses zu lehnen. Der Notarzt kam zu ihm gerannt, während ein zweiter sich über einen am Boden liegenden Mann beugte, auf dem Danny lag und weinte. Slim. Während ihm seine eine Sonnenbrille halb von der Nase gerutscht war, lag neben seiner Hüfte eine zweite auf dem Boden. Die Gläser waren zerbrochen. Derweil zwei Streifenbeamte Danny mit einiger Mühe von Slim wegzogen und der Arzt diesen zu untersuchen begann, nahm Astrella die restliche Bande wahr, die mit erhobenen Händen und gespreizten Beinen, mit dem Rücken zu ihm, an einem Kombifahrzeug des Streifendienstes lehnte. Vom Haus her drangen Stimmen zu ihnen. Sie gehörten zu Maxi und Micha, und Astrella war froh darüber.
Zillmann kam herbei.
»Na, Herr Astrella, wie geht es Ihnen?«
»Alles okay.« Doch da hatte er die Rechnung ohne den Notarzt gemacht.
»Von wegen: Alles okay! – Sie haben ziemlich viel Blut verloren. Die Kugel hat zwei Rippen durchschlagen, was Ihnen aber vermutlich das Leben gerettet hat, weil sie dadurch nach außen hin abgelenkt wurde. Wir legen Ihnen jetzt einen provisorischen Verband an und nehmen Sie dann mit. Sie brauchen eine Transfusion und vor allem Ruhe.«
»Herr Doktor, könnten Sie uns bitte einen Moment allein lassen? Danke.«
Mit einem missbilligenden Blick wandte sich der Arzt ab und ging ins Haus. Astrella nickte mit dem Kopf in Richtung Slim und schaute Zillmann fragend an.
»Ja, er ist tot. Kam wie ein Verrückter herausgestürmt und schoss um sich. Wir hatten keine andere Wahl. Aber wenn Sie mich fragen, hat er es direkt darauf angelegt.«
Eine Pause entstand. Als Astrella kurz aufstöhnte, warf Zillmann ihm einen besorgten Blick zu und fragte, ob alles in Ordnung sei.
»Ich fühle mich wie neugeboren!«, antwortete Astrella und grinste ihn beruhigend an. Zillmann nickte zufrieden, als hätte er nichts anderes erwartet.
»Ihnen ist klar, dass ich Sie jetzt dringend ein paar Sachen fragen muss?«
»Natürlich, schießen Sie los!«
Zillmann schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist es besser, wenn Sie einfach mal erzählen, Herr Astrella. Im Grunde genommen weiß ich ja nicht einmal, womit genau ich anfangen soll.«
»Ja«, sagte Astrella und erzählte Zillmann in kurzen Zügen das Wichtigste von Lydia Emmel. Zillmann hörte sich alles an, ohne Astrella zu unterbrechen.
»Dann wird es das Beste sein, wenn ich sofort zu ihr hinfahre.«
»Ich möchte dabei sein«, bat Astrella. An dem entschlossenen Klang seiner Stimme erkannte Zillmann den früheren Polizisten, den er nicht davon würde abbringen können. Also nickte er nur, um nach einer kurzen Pause zu bemerken: »Aber das mit dem Arzt müssen Sie selber klarmachen.«
Es war schnell klargemacht. Astrella bekam eine kreislaufstärkende Spritze und die dringliche Ermahnung mit auf den Weg, anschließend sofort ins Krankenhaus zu gehen. An dieser Stelle meldete sich Manfred Eck zu Wort, der alles mitbekommen hatte.
»Wahrscheinlich ist es gut, Herr Doktor, wenn Sie auch mitkommen. Wer weiß, möglicherweise brauchen wir ja Ihre Hilfe.«
Währenddessen traten Micha und Maxi aus dem
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