Astrilandis Buch 1
gesetzt. Sie sprachen leise miteinander, so dass Hero sich Mita nähern konnte, ohne von ihm gesehen zu werden. Er nahm sie beim Arm und zog sie hinter den Vorhang, der den Raum zum Eingang hin abschirmte. „Mita“, sagte er leise und eindringlich, „Deine Mutter ist zurückgekehrt und wartet auf Dich“. „Meine Mutter?“, wiederholte Mita ungläubig. Sie lebt?“ „Ja, sie lebt, aber sie ist sehr krank und Dein Vater bittet Dich an ihr Lager.“ Mita zitterte am ganzen Leib und hielt sich an Heros Umhang fest. „Ich darf ihn nicht verlassen“, stammelte sie, „er hat gedroht mich zu töten, wenn ich nicht bei ihm bleibe.“ „Er ist krank und verwirrt, er wird vielleicht sterben, er kann Dich nicht töten“, erwiderte Hero, indem er Mita den Arm um die Schulter legte. Doch sie wehrte seine Hände ab und sagte mit fester Stimme: „Geh Du zu meiner Mutter und sage ihr, dass ich sie liebe, aber dass ich sie jetzt nicht besuchen kann“.
„Aber ist Dir Deine Mutter nicht wichtiger als er?“ fragte Hero ungläubig. Er konnte nicht begreifen, warum Mita wieder an das Lager seines Vaters zurückkehren wollte, wo sie doch einen guten Grund hatte, nach Hause zu gehen. Was sollte er Meister Dronius sagen? Er würde es nicht verstehen, dass seine Tochter lieber den Herrscher als die eigene Mutter pflegte. Was war mit Mita geschehen, dass sie selbst ihn abwies und sich den Wünschen Pantheers unterwarf? Mita war vor ihm zurückgewichen, wie vor einem Feind. Hero war verstört und enttäuscht. Er verließ Pantheers Kammer, ohne an sein Lager zu gehen. Als sich Myadne am Nachmittag zu ihm gesellte, sagte er zu ihr: „Was hat Pantheer mit Dir besprochen? Ich habe gehört, wie er leise auf Dich eingeredet hat?“ Myadne schüttelte unwillig den Kopf: „Er hat noch immer Fieber, er kann selbst nicht aufstehen, aber er schmiedet schon wieder Pläne.“ „Welche Pläne meinst Du denn?“, fragte Hero. „Er will wieder heiraten, hast Du das gewusst?“, fragte Myadne zurück. Hero sprang von seinem Stein auf, wo er gesessen hatte. „Das hat er Dir also mitgeteilt? Und wen will er heiraten?“, fragte Hero mit belegter Stimme. Er kannte die Antwort, bevor Myadne ihn fragend ansah und sagte: „Es ist die schöne junge Frau, die ihn pflegt, ich glaube sie heißt Mita.“ Hero wurde kreidebleich und musste sich abwenden, um Myadne nicht seine ganze Niedergeschlagenheit zu zeigen. Er richtete sich wieder auf und sagte leise zu ihr: „Er muss den Verstand verloren haben, denn Mita habe ich ihm als meine künftige Frau vorgestellt und er weiß, dass sie mich liebt und nicht ihn.“
Myadne sah Hero entgeistert an: „Was willst Du tun?“, fragte sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Hero rang noch immer nach Luft. Er war außer sich vor Zorn. Wenn Pantheer seine Hochzeitspläne Myadne mitteilte, würde er es auch jedem anderen erzählen, der an sein Lager kam, und bald würde es der ganze Palast wissen. Alle würden sich auf das große Fest freuen und Pantheer zu seiner Wahl beglückwünschen. Niemand würde es wagen Bedenken anzumelden.
„Ich brauche Deine Hilfe“, sagte er zu Myadne, indem er sie am Arm nahm und sie in einen verschwiegenen Winkel des Palastes führte. Dort erklärte er ihr, dass er Mita entführen wollte, um sie mit seinen Freunden auf Karikootos Burg zu bringen, die er Kanto als seinen Wohnsitz versprochen hatte. Niemand würde Mita dort vermuten und die Freunde könnten sie beschützen. Myadne verstand Heros Verzweiflung. Sie stimmte seinem Plan zu. Sie würde so lange am Lager Pantheers ausharren, bis Mita in Sicherheit war.
Als Pantheer schlief, schlich Hero noch einmal an sein Lager, um Mita abzuholen. Erst als sie sah, dass Myadne Hero unterstützte, und eine Flucht der letzte Ausweg war, ging sie widerwillig mit. Sie lief mit Hero in die Grotten, wo sie am Ausgang auf die Freunde warteten. Als der Morgen graute, kamen Kanto und Ipmeos mit Volcano an den Strand. Hero übergab Mita seinen Freunden mit den Worten: „Ihr seid meine einzige Hoffnung. Ich vertraue Euch das Liebste an, was ich habe. Gebt gut auf sie Acht und berichtet mir bald, wo ihr sie untergebracht habt.“
Mita, die noch immer vor Angst zitterte, hatte Heros Vorschlag schließlich zugestimmt, wenn sie auch davon überzeugt war, dass Pantheer sie im hintersten Winkel seines Reiches finden und töten würde. Hero versicherte ihr immer wieder, dass die Regentschaft seines Vaters bald zu Ende sein würde und er sie dann
Weitere Kostenlose Bücher