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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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stellte er sich so nah vor sie, dass sie sich fast berührten.
»Stell dir vor«, flüsterte er, »ein Gefangenentransport auf dem Weg nach
Asylon, dem Supergefängnis der SecuCorp für Schwerverbrecher. Im Wagen der
berüchtigte Serienkiller Edward Curtis. Gut drei Dutzend Opfer quer über das ganze
Land gehen auf sein Konto. Für SecuCorp mit an Bord: eine gewisse Dr. Edina
Hoff.« Er zwinkerte ihr zu. Dann wies er mit der Spritze hinter sich auf Torn.
»Ebenfalls dabei: Billy Curtis, der jüngere Bruder des Killers, und sein
Komplize Ned McLean, beide verurteilt wegen versuchter Gefangenenbefreiung.
Außerdem der künftige Anstaltsleiter von Asylon, Direktor Vanderbilt. Besagte
Edina Hoff ist eigentlich dafür zuständig, das Gedächtnis der Gefangenen
mittels des von ihr entwickelten Voiding-Verfahrens zu löschen und ihnen dann
die von findigen SecuCorp-Mitarbeitern ersponnene Lügengeschichte zu erzählen,
die die Gefangenen fortan für ihre Realität halten sollen – und die geht so:
Die Welt ist in einer üblen Klimakatastrophe, genannt Surge, untergegangen. Die
Stadt, in der sie fortan leben, ist die letzte Zuflucht der menschlichen Rasse.
Außerhalb der Stadt gibt es nichts als Wüste und hungernde Migrantenscharen,
die die Stadt überschwemmen würden, wären da nicht die tödlichen Grenzanlagen,
die sie beschützen und so weiter und so weiter. Genial, oder? Niemand würde je
wagen zu fliehen, solange er glaubt, dass es draußen noch viel schlimmer ist
als drinnen. Aber«, er machte eine wegwerfende Handbewegung, bei der die Nadel
der Spritze so nah an ihrem Auge vorbeifuhr, dass Saïna unwillkürlich wegzuckte,
»du kennst das ja alles.«
    Er machte eine kleine Pause und
betrachtete sie lächelnd. Augenscheinlich genoss er ihre hilflose Lage und die
Macht, die sie ihm verlieh. So sehr war er auf sie fixiert, dass ihm völlig
entging, wie sich auf dem Boden hinter ihm etwas tat.
    »Jedenfalls«, fuhr er fort, »ging
auf diesem Transport etwas schief. Niemand weiß genau, was. Doch als der
Transport in Asylon ankam, war der echte Vanderbilt tot. Ein Blutbad.
Unzweifelhaft war er Edward, dem Serienkiller, zum Opfer gefallen. Billy, sein
Komplize Neddie und die arme, arme Edina waren gelöscht worden. Edina landete
in Asylons Gossen. Billy hingegen wurde von seinem Bruder, der sich den
Clanchefs gegenüber als Vanderbilt ausgab, unter seine Fittiche genommen.
Neddie landete in den Diensten des Clanchefs Sputano. Offensichtlich hatte das
Voiding bei ihm nicht richtig angeschlagen, denn er erlangte wesentliche Teile
seiner Erinnerung zurück.«
    »Was ist auf dem Transport
passiert?«, fragte Saïna halb aus echter Neugier, halb, um dem dunklen Schatten
hinter Rygor die Möglichkeit zu geben, auf die Beine zu kommen, bevor Rygor es
bemerkte.
    »Ich weiß nicht. Sag du’s mir. Du
warst immerhin dabei. Hat sich Edward befreit, nachdem Billy bereits gelöscht
war, und dann den echten Vanderbilt gekillt? Oder war es tatsächlich so, dass
du das Verfahren sabotiert hast und dir die Situation dann außer Kontrolle
geriet? McDunn hat mir erzählt, dass SecuCorp dich bereits seit längerem unter
Verdacht hatte, das Unternehmen zu hintertreiben.«
    »Also doch!«, triumphierte Saïna.
    »Oh, wie heldenhaft«, spottete
Rygor. »Erst erfindest du ein geistiges KZ , und dann bekommst
du kalte Füße und schneidest ein paar kleine Löcher in den Zaun.« Er rückte
sein Gesicht so nahe an sie heran, dass es ihr gesamtes Blickfeld ausfüllte.
»Lauwarme wie dich hasse ich am meisten.« Grinsend legte er die Hand auf ihre
Brust. Saïna unterdrückte mühsam einen Schrei. »Nicht Fisch, nicht Fleisch«,
flüsterte er. »Aber warte nur, die Erlösung ist nahe.«
    Zwischen ihren Gesichtern
schimmerte die Nadel im Mondlicht. Verzweifelt versuchte Saïna, an ihm vorbeizuspähen,
doch dann fiel ihr ein, dass das ein Fehler …
    Rygor fuhr herum.
    Vor ihm stand Torn.
    Mit einem wütenden Knurren
stürzte sich Rygor auf ihn und riss Torn von den Füßen. Ein Schmerzenschrei erklang,
als sie beide auf den Boden schlugen. Für einen Moment schienen ihre Körper wie
erstarrt. Dann rollte Rygor von Torn hinunter. Mit ungläubigem Blick starrte er
auf das Heft des Messers, das er kurz zuvor in Pedros Hals gerammt hatte. Nun
steckte es in seinem eigenen Bauch. Neben ihm richtete sich Torn langsam auf.
Schließlich stand er schwankend über seinem sterbenden Widersacher.
    Plötzlich verzog sich Rygors
Mund, aus dem das Blut lief, zu

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