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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Moment fühlte Saïna
einen Stich im Herzen. Sie schloss die Augen und holte tief Luft. »Natürlich«,
sagte sie schließlich und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Na fein, dass ihr euch einig
seid, ihr zwei. Wir sollten aber jetzt von hier verschwinden. Das kleine
Feuerwerk hier draußen ist nicht unbemerkt geblieben.«
    Er hatte recht. Der Nachtwind
trug Sirenengeheul an ihre Ohren.
    Torn wollte bereits aufstehen.
    »Un momentito, Hombre«, hielt
Pedro ihn auf. »Wir machen erst mal das Heck für euch beide klar. Besser, wenn
ihr nicht in der Fahrerkabine sitzt.«
    Torn nickte und zog mit
schmerzverzerrtem Gesicht Poosah zu sich, die immer noch völlig apathisch
wirkte. Pedro winkte Saïna heran, und gemeinsam gingen sie zur Hecktür.
    Pedro zog einen der Türflügel auf
und wuchtete sich in den Innenraum. Dort hielt er inne.
    »Was ist?«, fragte Saïna.
    Statt einer Antwort gab Pedro nur
ein gurgelndes Keuchen von sich. Dann kippte er langsam nach hinten und fiel
wie ein nasser Sack aus der Hecktür und auf den Asphalt.
    Aus seiner Kehle ragte das Heft
eines Dolches.

    Klackend schloss sich
die Handschelle auch um Saïnas zweites Gelenk. Sie hatte die Arme über den Kopf
gestreckt, denn die Handschellen ketteten sie an die Dachreling des
Lieferwagens. Sie musste sich strecken, um mit den Zehenspitzen den Boden
berühren zu können.
    Zufrieden trat Rygor von ihr
zurück und begutachtete sein Werk. Einen Meter hinter ihm, neben Pedros Leiche,
in deren Hals immer noch das Messer stak, lag Torn bewusstlos auf dem Asphalt.
Er hatte versucht, ihr zu Hilfe zu eilen, doch mit seiner Schulterverletzung
war er für Rygor kein ernstzunehmender Gegner gewesen. Sie hoffte, dass er wirklich
nur bewusstlos war und Rygor ihn nicht mit dem wuchtigen Schlag des
Gewehrkolbens getötet hatte.
    Poosah saß im Schneidersitz auf
dem nackten Asphalt und wiegte den Oberkörper unablässig vor und zurück. Für
einen Moment beneidete Saïna das Mädchen. Offensichtlich war die Kleine in
einem anderen Universum abgetaucht.
    Rygor zog ein kleines schwarzes
Kästchen, kaum größer als eine Zigarrenschachtel, aus einer Beintasche. Er
kniete sich in aller Ruhe vor Saïna hin, setzte das Kästchen ab und öffnete es vorsichtig,
als würde es einen kostbaren Schatz beinhalten. Dann entnahm er ihm einen
länglichen Gegenstand.
    Saïna strengte die Augen an und
erkannte, um was es sich handelte. Eine Injektionsspritze. Die Erkenntnis jagte
ihr einen Schauer über den Rücken.
    »Was hast du vor? Was ist das?«
    Rygor grinste zu ihr hoch.
»Erkennst du dein eigenes Arbeitswerkzeug nicht? Dann ist die Wirkung bei dir
wohl doch noch nicht ganz abgeklungen.«
    Unvermittelt kam Saïna die Akte
in Vanderbilts Vorzimmer in den Sinn und die Dinge, die sie darin gelesen
hatte.
    »Voiding«, murmelte sie.
    »Genau.« Rygor nickte. »Eine gute
Million von Nanoviren, programmiert darauf, die Identität eines jeden beliebigen
Menschen vollständig auszulöschen. Einmal im Blutkreislauf, wirkt es innerhalb
von wenigen Sekunden. Einfach wundervoll, wenn du mich fragst.« Er betrachtete
die Spritze fast zärtlich.
    Saïna spuckte ihn an. »Du bist
krank!«
    Er schenkte ihr einen spöttischen
Blick. »Interessante Stellungnahme, wenn man bedenkt, dass sie von der Frau
kommt, die das Zeug mitentwickelt hat.«
    »Das ist nicht wahr. Ich habe die
Anwendung sabotiert!«, erwiderte sie trotzig.
    Rygor hob eine Braue und fragte
verächtlich: »Wer hat das erzählt? Der da etwa?« Er wies auf Torn.
    »Nein. Scooter hat es mir gesagt.
Auch die Wahrheit über dich und diesen Irren, diesen Vanderbilt.«
    »Ah, Scooter hat also doch
überlebt. Ich hätte es wissen müssen. Das beweist nur wieder, dass man wichtige
Dinge immer selbst erledigen sollte.« Sinnierend schüttelte er den Kopf, dann
wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. »Nun ja, ich habe hier genug von
den Nanos, um euch drei auf ewig wieder in das Nirwana zu schicken und dann ab
zurück nach Asylon. Aber bevor du gleich alles vergisst«, er wedelte vielsagend
mit der Spritze herum, »sollst du die ganze Wahrheit über dich, Scooter und
deinen sauberen Freund hier erfahren.«
    »Warum sollte ich ausgerechnet
dir ein einziges Wort glauben? Du hast Kinder gestohlen und ihre Eltern umgebracht!«
    Rygor zuckte mit den Schultern.
»Das war rein geschäftlich. Ihr dagegen wart alle Überzeugungstäter. Pass auf,
ich verspreche, das ist ’ne Superstory.« Er stand auf. Die Spritze immer noch
in der Hand,

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