Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Doug vorbeigehen zu lassen. Doug sieht von Nick zu mir und wieder zurück.
»Ich kann nicht glauben, dass du mit jemand anderem zusammen bist. Ich weiß nicht, warum. Ich habe nicht gedacht …«
»Das hast du wohl nicht.« Es wird still im Zimmer, abgesehen von Mac, der Nicks Hosenbeine anknabbert, in der Hoffnung, noch ein stinkendes Leckerli zu bekommen.
»Nun, ich gehe dann mal lieber.« Doug geht hinaus, schweigend und offensichtlich schwer geschockt. Ha! Jetzt weiß er, wie es sich anfühlt, ins Herz getroffen zu werden. Ich beobachte ihn, wie er auf die Straße tritt und noch mal stehen bleibt, um das Haus anzusehen, und ich möchte am liebsten hinauslaufen und ihm sagen, dass alles gut wird, aber ich weiß, dass das nicht geht. Ich warte, bis ich höre, dass er wegfährt, dann umarme ich Nick. Er ist toll. Außerdem hat er Hundekuchen und das Abendessen mitgebracht.
Ich könnte ihn ja noch einmal küssen.
Zehn
WAAGE
Vertrauen Sie Ihrem Instinkt, und halten Sie die
Ohren offen. Wenn Sie aufmerksam sind, werden
Sie eine Botschaft erhalten, auf die sie gewartet
haben. Andere werden Sie um Ratschläge bitten,
also seien Sie bereit, Ihre Weisheit zu teilen.
Die Esoterikmesse findet im Zentrum, im Delta Hotel statt. Ich wollte meinen Wickelrock mit Paisleymuster tragen, einen schwarzen Schal und große Zigeunercreolen, aber Nick hat mir das Outfit ausgeredet. Es stellt sich heraus, dass er recht hatte. Alle sind ziemlich normal angezogen. Man sieht viele schwarze Rollkragen, und ein paar der Frauen haben beim schwarzen Eyeliner stark aufgetragen, aber das war’s dann auch schon mit der extremen Mode. Die Messe selbst befindet sich in einem der großen Ballsäle des Hotels. Ich drehe eine Runde, um ein Gefühl für alles zu bekommen. An der Tür stehen Tische voller Waren, darunter sind alle möglichen Varianten von:
• Kristallen
• Büchern über Kristalle
• Büchern über Menschen, deren Leben durch Kristalle verändert wurden
Ich sehe mir die Büchertische eine Weile an und halte verschiedene Kristalle in den Händen, während die Verkäuferin mich immer wieder fragt, ob ich »die Kraft spüre«. Sie scheint verzweifelt zu sein, weil ich bei gar nichts die Kraft spüre. Ich lüge schließlich und erzähle ihr, dass der lila Stein, den ich gerade halte, definitiv Energie abgibt. Wir sind beide erleichtert, bis sie mich daraufhin weist, dass ich einen Schlüsselanhänger in der Hand halte, der eigentlich gar nichts abstrahlen sollte. Aber ich kaufe ihn trotzdem.
Der Typ am Eingang hat mir einen Messeplan mitgegeben, auf dem die verschiedenen Verkaufsstände und die Stände der Hellseher eingetragen sind. Das esoterische Geschäft ist erstaunlich spezialisiert, stärker, als ich erwartet hatte. Es gibt Medien, die sich auf Beziehungen spezialisiert haben oder auf Arbeit oder Gesundheit. Der Saal ist voll, aber nicht überlaufen. Niemand schubst oder drängelt, und alle scheinen zu warten, bis sie an der Reihe sind. Ich stehe neben der Tür, sodass ich die Leute beim Eintreten beobachten kann. Bisher sind weder Melanie noch ihre Brüste zu sehen. Ich konzentriere mich darauf, tief einzuatmen, und mache mir bewusst, dass ich ein ausgebildeter »Profi« bin. Als sie schließlich kommt, reagiere ich nicht. Stattdessen beobachte ich sie einfach nur. Und ich bin nicht die Einzige. Mehrere andere Leute drehen sich ebenfalls nach ihr um.
Sie ist perfekt wie eine Ballkönigin, groß, mit langen, blonden Haaren, die offensichtlich noch nie unter einer schlechten Dauerwelle gelitten haben. Es sieht wie Haar aus, das in eine Shampoowerbung gehört, und zwar in eine, bei der eine Frau beim Haarewaschen einen Orgasmus bekommt. Sie ist absolut umwerfend. Zu behaupten, dass sie fit aussieht, ist eine Untertreibung. Sie sieht wie eine Olympiaathletin aus. Dieser gesunde Lebensstil kann doch einfach nicht gut sein.
Ich fühle mich wie ein Luftballon, der durch ein kleines Loch Luft verliert. Kein Wunder, dass Doug von ihr fasziniert ist. Überall im Raum sehen Männer zu ihr hin, selbst diejenigen, bei denen ich mir sicher bin, dass sie schwul sind. Ich vermute, dass man bei Beerdigungen, die sie besucht, den Sargdeckel festnagelt, damit die männliche Leiche sich nicht aufrichtet und ihr nachpfeift. In der Highschool haben mir solche Mädchen Angst gemacht. Wer vertraut schon jemandem, der in diesem Alter ein intaktes Selbstbewusstsein hat? Das ist einfach unnatürlich. Ich schließe die Augen und stelle
Weitere Kostenlose Bücher